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Die niederländische Glücksspielaufsicht Kansspelautoriteit (KSA) hat am heutigen Donnerstag ihren neuesten Marktforschungsbericht veröffentlicht. Laut diesem ist der legale Online-Glücksspiel-Markt im Vergleich zum Vorjahr leicht gewachsen. Während die Bruttospielerträge seit Januar zwar leicht angestiegen seien, lasse sich eine allgemeine Verlangsamung des Marktwachstums beobachten.
Insgesamt hätten die legalen Online-Casinos und -Wettanbieter im Zeitraum August 2022 bis Juli 2023 Bruttoumsätze in Höhe von 1,33 Mrd. Euro generiert. Von August 2022 bis Januar 2023 seien die Umsätze dabei um 33 % gestiegen. Von Januar 2023 bis August 2023 hingegen habe sich das Wachstum deutlich verlangsamt (+ 8 %). KSA-Vorsitzender René Jansen zeigt sich mit der Entwicklung zufrieden:
„Der fünfte Monitoring-Bericht zeigt, dass der Glücksspielmarkt weiterhin wächst, auch wenn das Wachstum abflacht. Das bedeutet, dass sich der Markt erwartungsgemäß entwickelt. Aufgrund des Wachstums stehen die Anbieter zunehmend in der Verantwortung. Die KSA bleibt weiterhin strikt, damit die niederländischen Spieler in einem sicheren Markt spielen können.”
Rückgang jüngerer Spieler
Die Zahl der aktiven Spielerkonten insgesamt sei im Vergleichszeitraum zurückgegangen. Während dies im Januar 2023 noch 859.000 aktive Konten gewesen seien, habe sich die Zahl im Juli 2023 auf 826.000 verringert. Allerdings sage die Zahl der Accounts nichts darüber aus, wie viele Menschen in den legalen Online-Casinos spielten, da Spieler auch über mehr als einen Account verfügen können.
Der jüngsten Erhebung der KSA zufolge sei davon auszugehen, dass 676.000 Personen (4 % der erwachsenen Bevölkerung) in den Niederlanden innerhalb des letzten Jahres Online-Glücksspiel gespielt hätten, wobei der monatliche Durchschnitt bei 417.000 gelegen habe.
Für den fünften Marktforschungsbericht habe die KSA ein besonderes Augenmerk auf jüngere Spieler im Alter von 18 bis 23 Jahren gelegt. Diese Altersgruppe habe im Juli 2023 insgesamt 21 % aller Spielerkonten (170.000 Accounts) ausgemacht. Im Januar seien dies noch 184.000 Spielerkonten gewesen.
Da die Altersgruppe jedoch nur 9,4 % der erwachsenen Bevölkerung ausmache, spielten nach wie vor dennoch verhältnismäßig viele junge Menschen im Online-Casino oder bei Online-Sportwettenanbietern.
Weniger Durschnittsverluste als angenommen
In ihren vorigen Marktforschungsberichten hat die KSA zudem über die monatlichen Durchschnittsverluste der Spieler verschiedener Altersgruppen berichtet. Für den nun fünften Bericht habe die Behörde jedoch ihre Berechnungsgrundlage angepasst, um realistischere Zahlen zu erzielen.
So habe der monatliche Durchschnittsverlust der Spielerinnen und Spieler ab 24 Jahren laut dem vierten Bericht bei 310 € gelegen. Eine sinnvollerere Betrachtungsweise hingegen seien die Verluste über einen längeren Zeitraum, so die KSA in ihrem fünften Bericht.
Demnach habe der Durchschnittsverlust über sechs Monate hinweg bei 1.017 € gelegen, woraus sich eine monatliche Zahl von 170 € ergebe. Bei Spielern unter 24 Jahren sei diese Zahl mit 59 € jedoch noch einmal deutlich niedriger.
Erstes Kanalisierungsziel weit übertroffen
Eine sehr positive Entwicklung insgesamt sei die Kanalisierung der Spieler in den legalen Markt. Im Zuge der Eröffnung des legalen Online-Glücksspiel-Markts im Oktober 2023 habe die KSA auf eine Kanalisierungsrate von 80 % abgezielt. Mittlerweile spielten jedoch 93 % aller Spieler in legalen Online-Casinos und Sportwetten-Umgebungen. Dies sei im Vergleich zum Januar 2023 nochmal eine Steigerung um 1 %.
Unter all jenen Spielern, die vor der Legalisierung des Online-Glücksspiels noch nie an diesem teilgenommen hätten, liege die Kanalisierungsquote sogar bei 98 %. Eine solch erfolgreiche Kanalisierung ist in den Niederlanden anders als in Deutschland vor allem daher möglich, weil alle Formen des Online-Glücksspiels erlaubt sind.
Mit dem Online-Glücksspiel-Gesetz (Koa) aus dem Jahr 2021 wurden neben Online-Spielotheken auch privat geführte Online-Casinos legalisiert. Das bedeutet, dass Spieler in den Niederlanden bereits seit längerem legal Online-Roulette spielen können. Auch Blackjack, Baccarat und Poker dürfen in den lizenzierten Online-Casinos angeboten werden.
Bislang gibt es auch keine anbieterübergreifenden Einzahlungs- oder Einsatzlimits, wobei letzteres nun von der Opposition gefordert wird. Zur Diskussion steht ein wöchentliches Einsatzlimit von 200 €.
Keine neuen Erkenntnisse zur Spielsucht
Die KSA geht in ihrem Bericht auch auf das Thema der Spielsucht ein. Für die Erhebung diesbezüglicher Daten sei das Nationale Alkohol und Drogen Informationssystem (LADIS) zuständig. Die letzte allgemeine Suchtstudie wurde im März dieses Jahres veröffentlicht und bezieht sich auf den Zeitraum 2016 bis 2021 und damit auf die Zeit vor der Legalisierung des Online-Glücksspiels.
Allerdings beschränkt sich die Studie auf die Erfassung der Anzahl der Spieler, die sich aufgrund problematischen Spielverhaltens tatsächlich Hilfe suchen. Im Jahr 2016 seien dies knapp 2.000 Personen gewesen. Bis 2021 sei die Zahl auf 2.500 angestiegen.
Wie die KSA betont, lasse sich auf dieser Grundlage nicht darlegen, ob die Legalisierung des Online-Glücksspiels irgendwelche Auswirkungen auf die Suchtprävalenz habe. Noch dieses Jahr jedoch werde LADIS neue Zahlen für das Jahr 2022 veröffentlichen. Allerdings ist unklar, ob die Studie dann auch tatsächliche Spielsucht-Zahlen beinhaltet.
Auch die niederländische Spielerschutzorganisation Anonieme Gokkers Omgeving Gokkers (AGOG) hat bislang lediglich Schätzungen zur Spielsuchtprävalenz veröffentlicht. Auf ihrer Website verweist die Organisation auf eine Studie des Suchtforschungszentrums in Utrecht, nach welcher rund 40.000 Menschen im Land von Spielsucht betroffen seien. Die Organisation gehe jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer höher liegen könnte.
Zunahme der Spielersperren
Was sich indes mit festen Zahlen beobachten lasse, sei eine Zunahme der Spielersperren. Mit der Legalisierung des Online-Glücksspiels wurde ebenso wie in Deutschland ein nationales Sperrregister (CRUKS) eingerichtet. Ebenso wie das Länderübergreifende Glücksspielaufsichtssystem (LUGAS) bzw. das Spielersperrsystem OASIS ist auch das CRUKS für alle Anbieter verpflichtend, damit Spieler sich anbieter- und spielformübergreifend vom Glücksspiel sperren können.
Im August seien insgesamt 48.000 Menschen in CRUKS registriert gewesen, was einen Anstieg von 44 % im Vergleich zum Januar 2023 bedeute. Gleichzeitig habe sich die Anzahl der Anfragen nach einem Beratungsgespräch über die Beratungsstelle Loket Kansspel verdreifacht.
Studien darüber, ob dieser Anstieg bedeutet, dass die Suchtprävalenz zugenommen hat oder schlicht die nun größere Anzahl an Hilfsangeboten besser wahrgenommen wird, gibt es aktuell nicht.