Sinkende Kanalisierungsrate in Schweden

Trotz verstärkter Regulierung sinkt die Kanalisierungsrate in Schweden. Experten führen dies auch auf die geringe Attraktivität des legalen Glücksspiels zurück.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 23.06.2023

Sinkende Kanalisierungsrate in Schweden

Trotz verstärkter Regulierung sinkt die Kanalisierungsrate in Schweden. Experten führen dies auch auf die geringe Attraktivität des legalen Glücksspiels zurück.

Inhaltsverzeichnis

    Spielerschutz vs. Attraktivität: Sinkende Kanalisierungsrate in Schweden

    Eine kürzlich in Schweden durchgeführte Studie hat die Kanalisierungsrate und die Online-Glücksspielgewohnheiten des Landes näher untersucht. Die Ergebnisse der Studie werfen Fragen auf, insbesondere hinsichtlich der Wirksamkeit von Regulierungsmaßnahmen. Es zeigt sich, dass trotz strengerer Regulierung die Kanalisierungsrate in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist.

    Diese Entwicklung wird auch für den deutschen Glücksspielmarkt befürchtet. Zu strenge Gesetze und Regulierungen, so die Befürchtung, könnten den Schwarzmarkt attraktiver machen. Die neuen Glücksspielgesetze in Deutschland könnten dazu führen, dass Spieler auf illegale Plattformen ausweichen, die keine vergleichbaren Einschränkungen aufweisen.

    Im Folgenden gehen wir näher auf die Ergebnisse der schwedischen Studie zur Kanalisierungsrate ein und untersuchen, wie sich diese auf den deutschen Glücksspielmarkt übertragen lassen.

    Spielerschutz und Steuereinnahmen: Vorteile einer hohen Kanalisierungsrate

    Die Kanalisierungsrate beschreibt den Anteil der Spieler, die ihre Aktivitäten auf legalen und regulierten Plattformen ausüben und eben nicht auf illegalen Seiten aktiv sind. Ist diese Quote in einem Land sehr hoch, hat dies verschiedene Vorteile für die Regulierung des Glücksspielmarktes und den Spielerschutz.

    Zum einen können durch eine effektive Regulierung und Spielerschutzmaßnahmen Risiken minimiert und ein sicheres und verantwortungsvolles Spielerlebnis gewährleistet werden.

    Andererseits trägt eine hohe Kanalisierungsrate zur Erhöhung der Steuereinnahmen bei und ermöglicht die Finanzierung gemeinnütziger Projekte. Transparente Spielbedingungen auf regulierten Plattformen schaffen zudem ein faires Spielumfeld.

    Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass zu unattraktive legale Angebote den Schwarzmarkt attraktiver machen können. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des neuen Glücksspielstaatsvertrags in Deutschland von Bedeutung. Laut Experten kann auch hier eine zu starke Regulierung dazu führen, dass Spieler auf weniger restriktive illegale Plattformen ausweichen.

    Ziel der schwedischen Regierung und Kritik des Glücksspielverbandes

    Die schwedische Regierung verfolgt das ehrgeizige Ziel, eine hohe Kanalisierungsrate von 90 % im Glücksspielmarkt zu erreichen. Die jüngste Studie über die Kanalisierungsrate in Schweden hat jedoch gezeigt, dass die Kanalisierungsrate trotz strengerer Regulierungsmaßnahmen in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist.

    Diese Entwicklung wirft Fragen nach der Wirksamkeit der Regulierung auf und hat zu Kritik von verschiedenen Akteuren geführt.

    Der schwedische Glücksspielverband BOS (Branschföreningen för Onlinespel) hat die sinkende Kanalisierungsrate kritisiert und gleichzeitig Bedenken hinsichtlich einer zu strengen Regulierung geäußert. BOS-Generaldirektor Gustaf Hoffstedt erklärte:

    “Es besteht kein Zweifel, dass sich das schwedische Lizenzierungssystem in einer ernsten Situation befindet. Der Staat hat viel zu viel Energie darauf verwendet, die lizenzierten Glücksspiel-Unternehmen zur Umsetzung von Maßnahmen zu zwingen, die von den Glücksspiel-Konsumenten nicht gut aufgenommen wurden.”

    Zu restriktive Gesetze und Vorschriften könnten den Schwarzmarkt attraktiver machen und Spieler dazu verleiten, auf illegale Plattformen auszuweichen. Die BOS argumentiert, dass ein ausgewogenes und attraktives legales Angebot notwendig ist, um Spieler auf regulierte Plattformen zu lenken und gleichzeitig den illegalen Markt einzudämmen.

    Schwedische Studie zur Kanalisierungsrate: Ergebnisse und Bedenken

    Die schwedische Studie zur Kanalisierungsrate, die von SKOP im Auftrag des BOS durchgeführt wurde, lieferte interessante Erkenntnisse über das Online-Glücksspielverhalten in Schweden. Insgesamt wurden 9.850 Personen befragt, von denen rund 3.000 mindestens einmal pro Quartal an Online-Glücksspielen teilnahmen.

    Unter den verschiedenen Glücksspielkategorien wiesen Lotterien und Zahlenspiele mit 91 % die höchste Kanalisierungsrate auf. Online-Pferdewetten erreichten eine Rate von 89 %, gefolgt von Sportwetten mit 84 %. Die niedrigsten Kanalisierungsraten wurden bei Online-Spielhallen und Poker mit jeweils 72 % festgestellt.

    Ein bedenklicher Aspekt, der zu Kritik seitens der BOS geführt hat, ist der kontinuierliche Rückgang der Kanalisierungsrate seit dem Jahr 2020 von 85 % auf den nun festgestellten Tiefststand.

    Während 77 % der Befragten angaben, dass die von ihnen genutzte Glücksspielseite über eine schwedische Lizenz verfügte, wussten 11 % der Befragten, dass der von ihnen genutzte Anbieter über keine Lizenz in Schweden verfügte. Die Studie ergab auch, dass eine Gruppe von 12 % der Befragten nicht wusste, ob die von ihnen genutzte Website lizenziert war.

    Diese Ergebnisse verdeutlichen das Ausmaß des Problems und unterstreichen die Besorgnis der BOS über die sinkende Kanalisierungsrate in Schweden.

    Regulierung im Glücksspielsektor: Spielerschutz und Wettbewerb

    Die Bekämpfung des Schwarzmarktes und die Erhöhung der Kanalisierungsquote sind sowohl in Schweden als auch in Deutschland wichtige Anliegen. Die schwedische Regierung strebt eine hohe Kanalisierungsrate von 90 % an, um den Spielerschutz zu gewährleisten und die Steuereinnahmen zu erhöhen.

    Die Ergebnisse der schwedischen Studie zur Kanalisierungsquote zeigen jedoch, dass trotz strengerer Regulierungsmaßnahmen die Kanalisierungsrate in den vergangenen Jahren gesunken ist.

    Ähnliche Bedenken gegen eine zu strenge Regulierung gibt es auch in Deutschland. Der Finanzvorstand des Glücksspielunternehmens Gauselmann, Felderhoff, kritisierte in einem ntv-Podcast, dass der Gesetzgeber es versäumt habe, eine Regulierung zu verabschieden, die Wettbewerb zulasse.

    Dadurch würden legale Angebote gegenüber illegalen benachteiligt. Obwohl Online-Spielhallen in Deutschland ab 2021 legal sind, wenn sie über eine entsprechende deutsche Lizenz verfügen, gibt es immer noch eine große Zahl illegaler Plattformen.

    Felderhoff glaubt nicht, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen ausreichen, um alle Spieler aus dem Schwarzmarkt zu holen. Er weist darauf hin, dass Beschränkungen wie die Einzahlungsgrenze von 1.000 € pro Monat dazu führen, dass Spieler auf illegale Glücksspielseiten ausweichen, wo sie höhere Einsätze tätigen und potenziell höhere Gewinne erzielen können.

    Die Attraktivität des legalen Glücksspiels wird infrage gestellt, da die Spieler nach alternativen Möglichkeiten suchen, um mit höheren Einsätzen zu spielen und höhere Gewinnchancen zu haben.

    Fazit: Auf die richtige Balance kommt es an

    Diese Diskussion über das Verhältnis zwischen Spielerschutz und Attraktivität des legalen Glücksspiels ist also sowohl in Schweden als auch in Deutschland von großer Bedeutung.

    Eine ausgewogene Regulierung und ein attraktives legales Angebot könnten also dazu beitragen, Spieler auf regulierte Plattformen zu lenken und gleichzeitig den Schwarzmarkt einzudämmen. Die aktuellen Entwicklungen in Schweden liefern somit auch für die Regulierung des deutschen Glücksspielmarktes wichtige Erkenntnisse.

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