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In Deutschland ist Online-Glücksspiel seit Juli 2021 bundesweit bei lizenzierten Anbietern legal möglich. Damit lässt der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV 2021) nicht nur die Herzen der Glücksspielbegeisterten höher schlagen. Auch der Staat profitiert durch steigende Steuereinnahmen. Wie eine Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes durch den MDR zeigt, hat der Staat im Jahr 2022 mehr Steuern aus dem Glücksspiel eingenommen als je zuvor. Wie diese Einnahmen zustande kommen und wofür die zusätzlichen Steuern verwendet werden, erfährst du hier.
Lotto, Wetten, Online-Poker und Slots sorgen für Rekordsteuereinnahmen
Die Steuereinnahmen aus dem Glücksspielbereich setzen sich aus Lotterien, Sportwetten, Online-Poker und Geldspielautomaten zusammen. Insgesamt belaufen sich diese im Jahr 2022 bundesweit auf rund 2,42 Milliarden Euro. Vergleicht man dies mit dem Jahr 2021, in dem die Einnahmen bei 2,32 Milliarden Euro lagen, so ergibt sich eine Steigerung von rund vier Prozent.
Stagnation und Rückgang: Nur Steuereinnahmen aus Online-Glücksspiel steigen
Entscheidend für den Anstieg sind die Steuereinnahmen aus den Bereichen virtuelle Spielautomaten und Online-Poker. Diese Bereiche wurden erstmals im Jahr 2021 mit Inkrafttreten des GlüStV 2021 besteuert.
Bei den Online-Automatenspielen stiegen die Einnahmen des Fiskus um 51 Prozent auf beachtliche 287 Millionen Euro. Der Grund für diesen starken Anstieg liegt in der fortschreitenden Lizenzierung legaler Anbieter. So gehört beispielsweise die virtuelle Spielhalle der JackpotPiraten zu den ersten Anbietern mit deutscher Lizenz. Prozentual gesehen fiel der Anstieg beim Online-Poker noch höher aus. Hier stiegen die Einnahmen um satte 141 Prozent auf rund 33 Millionen Euro.
Bemerkenswert ist, dass die traditionellen Lotterien im Gegensatz zum Online-Glücksspiel stagnieren - wenn auch auf sehr hohem Niveau. So nahmen die Länder rund 1,66 Milliarden Euro an Lotteriesteuern ein. Den zweitgrößten Beitrag zu den Einnahmen leisten nach wie vor die Sportwetten. Allerdings gingen die Einnahmen hier trotz der Fußball-Weltmeisterschaft um 8 Prozent auf 432 Millionen Euro zurück.
- Steuerart
- Einnahmen 2021
- Einnahmen 2022
- Entwicklung
- Lotteriesteuer
- 1,65 Milliarden Euro
- 1,66 Milliarden Euro
- +0,9 %
- Sportwettsteuer
- 470 Millionen Euro
- 432 Millionen Euro
- -8 %
- Virtuelle Automatensteuer
- 189 Millionen Euro
- 287 Millionen Euro
- + 51%
- Online-Pokersteuer
- 13,6 Millionen Euro
- 32,8 Millionen Euro
- +141 %
Quelle: MDR
Verwendung der erhöhten Steuereinnahmen
Zwar gibt es strenge Regeln und Vorschriften für die Anbieter von Online-Glücksspielen, die Bestimmungen über die Verwendung der daraus resultierenden Steuern sind jedoch eher unverbindlich. So sucht man nach genauen Angaben über die Verwendung der zusätzlichen Steuereinnahmen erfolglos.
Regeln existieren nur für die staatliche Lotterie
Dabei besteht ein Unterschied zwischen privat betriebenen Online-Spielhallen und der staatlichen Lotterie. Beim Lotto fließt zumindest ein Teil der staatlichen Einnahmen an Organisationen aus den Bereichen Kultur, Wohlfahrt, Naturschutz oder Sport. Rund 40 Prozent der Einnahmen der staatlichen Lotterie gehen an den Staat oder direkt an gemeinnützige Organisationen.
Keine Zweckbindung der Steuereinnahmen aus Online-Glücksspiel
Wie aus den Antworten der Finanzminister von Thüringen, Dresden und Magdeburg auf eine Anfrage des MDR hervorgeht, sollen die Steuermehreinnahmen dem Gemeinwohl zugute kommen. Die Betonung liegt dabei jedoch auf "sollen", denn eine Zweckbindung gibt es nicht. Beim Online-Glücksspiel fließen die Einnahmen aus den neuen Abgaben also zunächst ohne konkrete Regelungen direkt in die Länderhaushalte. Das bedeutet, dass die Länder diese Einnahmen nicht zwingend für Bereiche wie Suchtberatung, Therapieangebote oder gemeinnützige Projekte ausgeben müssen.
Experte fordert: Mehr Mittel für Forschung und Prävention
Wie der Experte und Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim, Steffen Otterbach, gegenüber dem MDR betont, sollten die Einnahmen verstärkt für die Suchtbekämpfung eingesetzt werden: "Wir wissen nicht, wie viel problematisches oder pathologisches Glücksspiel dazukommt. Hier wäre es aus meiner Sicht absolut notwendig, mehr Geld für Forschung und Prävention aufzuwenden."
Besonders interessant sei, so der Experte, dass die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) in Halle lediglich über ein Budget für Forschungsprojekte in Höhe von rund einer halben Million Euro verfüge. Vergleicht man dies mit den Einnahmen der 16 Bundesländer in Millionenhöhe, so erscheint diese Summe deutlich zu gering.