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In den Vereinigten Staaten haben Eltern eine Sammelklage gegen die Betreiber der Online-Spieleplattform Roblox eingereicht. Die Plattform soll es Kindern ermöglicht haben, mit virtueller Währung Simulationen von Casinospielen zu spielen. Die minderjährigen Kinder der klagenden Eltern hätten dadurch beim illegalen Online-Glücksspiel indirekt mehrere Tausend US-Dollar echtes Geld verloren.
In der Anklage ist die Rede von einem „illegalen Glücksspiel-Ring”, an dem nicht nur Roblox, sondern auch externe Glücksspiel-Plattformen beteiligt seien. Minderjährige könnten bei Roblox mit den Kreditkarten ihrer Eltern problemlos die sogenannte „Robux”-Währung kaufen. Diese könne jedoch nicht nur innerhalb der Plattform, sondern auch auf den Websites kooperierender illegaler Online-Casinos genutzt werden.
Roblox-Währung gegen Echtgeld
Die digitale Währung von Roblox kann nur mit echtem Geld gekauft werden. Ein sogenannter „Robux” hat einen Wert von 0,0125 USD. Die Plattform verkauft die virtuelle Währung aber als Pakete. In Deutschland beispielsweise kosten 400 Robux 5,99 €. User können jedoch auch deutlich größere Pakete erwerben und zum Teil mehrere hundert Euro auf einmal ausgeben. Gerade bei minderjährigen Nutzern kann dies schnell fatal enden.
Auf der Plattform selbst können Nutzer unter anderem Spiele spielen, eigene Spiele erstellen und diese anderen zur Verfügung stellen. Ebenso können diese Avatare gestalten, streamen, sich mit anderen Nutzern austauschen und an Events oder Wettbewerben teilnehmen. Für alle diese Aktivitäten können registrierte Spieler die Robux verwenden.
Glücksspiel bei Roblox laut Nutzungsbedingungen verboten
Auf der 2006 eröffneten Spiele-Plattform Roblox gibt es eine große Anzahl von Spielkategorien. In Spielen und anderen Inhalten ist auch die Darstellung von Glücksspiel laut den Roblox-Community-Regeln grundsätzlich erlaubt.
Konkret heißt es, dass Roblox „nicht-spielbare Glücksspielinhalte”, z.B. das Zeigen von In-Game-Charakteren, die Glücksspiele spielen, oder die „Abbildung eines Casinos” erlaubt. Virtuelle Glücksspiele hingegen seien nicht erlaubt. So heißt es in den Regeln:
„Erlebnisse, die simuliertes Glücksspiel enthalten, darunter das Spielen mit virtuellen Chips, simulierte Wetten oder der Austauch [sic!] von echtem Geld, Robux oder erlebnisinternen Items von hohem Wert, sind jedoch nicht erlaubt.”
Über seine Zusammenarbeit mit illegalen Online-Casinos habe Roblox aber systematisch die eigenen Community-Regeln umgangen, heißt es in der Anklage. Nutzer könnten von innerhalb der Roblox-Plattform zu illegalen Casino-Websites überwechseln und dort ihre Robux beim echten Online-Glücksspiel einsetzen.
Sollten Spieler dann tatsächlich etwas auf den illegalen Websites gewinnen, stünden sie vor dem nächsten Problem. Die Gewinne werden ebenfalls in Robux ausgeschüttet. Um diese dann wieder in Echtgeld zu verwandeln, behalte Roblox eine Gebühr von 30 % des Betrags ein. Die Plattform mache so Profite in Millionenhöhe, so der Vorwurf.
Auch die Glücksspiel-Unternehmen auf der Anklagebank
Nicht nur die Roblox Corporation selbst, sondern auch die Betreiber der illegalen Casino-Websites, auf denen die Minderjährigen mit Robux spielen könnten, sitzen mit auf der Anklagebank. Laut Anklageschrift sind dies die RBLXWild Entertainment LLC aus dem US-Bundesstaat Delaware, die Satozuki Limited B.V. mit Sitz auf Curaçao und die Studs Entertainment Ltd mit Sitz in Zypern.
Letzteres Unternehmen soll seine minderjährigen Online-Spieler zudem über seine Plattform Bloxflip dazu ermutigt haben, auf TikTok werbende Inhalte für illegale Online-Casinos zu kreieren. Im Gegenzug hätten die Nutzer dann Robux erhalten.
Roblox streitet Zusammenarbeit ab
Bei der ersten Anhörung vor dem Bezirksgericht der Vereinigten Staaten für den nördlichen Bezirk von Kalifornien am Dienstag soll Roblox die Zusammenarbeit mit den Online-Casino-Unternehmen abgestritten haben, berichten US-Medien. Dort heißt es:
„Dies sind die Websites von Dritten, die keinerlei rechtliche Verbindung mit Roblox haben. Kriminelle Akteure nutzen auf illegale Weise das geistige Eigentum und die Marke von Roblox, um derartige Websites entgegen unserer Standards zu betreiben.”
Die Roblox Corporation wolle daher „weiterhin wachsam bleiben”, um derartige Praktiken zu unterbinden. Ob der Konzern mit dieser Verteidigung Erfolg haben wird, scheint fraglich. So heißt es in der Anklageschrift, dass Roblox dies längst hätte stoppen können, da das Unternehmen Einsicht in alle elektronischen Transaktionen habe. Der Konzern habe stattdessen offensichtlich von dem illegalen Online-Glücksspiel-Ring profitiert.
Roblox nicht zum ersten Mal in der Kritik
Roblox steht dabei ohnehin bereits seit längerem in der Kritik. Im Mai hat die Compliance-Abteilung für Werbung der Non-Profit-Organisation BBB National Programs das Unternehmen wegen einer Verletzung der Regeln zum verantwortungsvollen Marketing abgemahnt. Die Spiele-Plattform habe die Grenzen zwischen Inhalten und Werbung gegenüber Minderjährigen verschwimmen lassen.
Im Jahr 2022 hat zudem Truth in Advertising, eine gemeinnützige Organisation zur Überwachung von Werbung, eine 44-seitige Beschwerdeschrift bei der US-Bundeshandelskommission eingereicht. Die Organisation wirft Roblox vor, Millionen von Nutzern inklusive Minderjähriger mit irreführenden Werbeinhalten zu manipulieren.
Vermischung von Gaming und Glücksspiel auch in Deutschland Thema
Die Online-Spieleplattform Roblox ist auch in Deutschland bekannt. Laut Roblox war Deutschland 2021 sogar auf Platz 6 der Länder, aus denen die meisten Spieleentwickler auf der Plattform stammen. Ob auch deutsche Spieler von dem mutmaßlichen illegalen Glücksspiel-Ring betroffen sind, ist unklar.
Doch auch hierzulande wird seit einigen Jahren viel über die Vermischung von Gaming und Glücksspiel diskutiert. Videospielentwicklern wie Electronic Arts (EA) wird vorgeworfen, Minderjährige mit glücksspiel-ähnlichen Inhalten und Mechanismen in Kontakt zu bringen.
Besonders in der Kritik stehen Lootboxen, bei denen Spieler echtes Geld für zufällige In-Game-Inhalte zahlen. Spieler wissen vorher nicht, ob sie für ihr Geld einen nützlichen bzw. wertvollen Inhalt erhalten, oder ein Item, welches sie nicht benötigen. Aufgrund des Zufallsfaktors in Kombination mit einer Echtgeld-Einzahlung warnen Verbraucherschützer, dass es sich hierbei um eine Art Glücksspiel handelt.
Lootboxen in ganz Europa unter der Glücksspiel-Lupe
Bislang zählen Lootboxen in Deutschland jedoch nicht zu den Glücksspielen und werden entsprechend nicht reguliert. In anderen EU-Ländern ist dies mittlerweile anders. Die belgische Glücksspielaufsicht Commission des Jeux de Hasard (CJH) hat EA 2019 untersagt, seine FIFA-Reihe weiterhin in Belgien zu verkaufen, da sich der US-Konzern geweigert hat, das FIFA Ultimate Team zu entfernen. EA hat sich daraufhin vom belgischen Markt zurückgezogen.
Auch die niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) hat versucht, gegen EA vorzugehen, ist damit aber 2022 vor dem Staatsrat gescheitert. Forderungen nach einer Einstufung von Lootboxen als Glücksspiel gibt es auch in Großbritannien. Neben mehreren Abgeordneten setzen sich auch Spielerschutz-Organisationen und die britische Glücksspielbehörde UKGC für eine entsprechende Regulierung ein.