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Die brasilianische Abgeordnetenkammer hat am Mittwoch einen Gesetzentwurf zur Regulierung von Glücksspiel und Sportwetten unterzeichnet. Das neue Gesetz (Bill No 3626/23) novelliert das erst im Juli 2023 vorübergehend verabschiedete Gesetz zur Legalisierung von (Online-)Sportwetten.
Anders als bislang erwartet, finalisiert das neue Gesetz jedoch nicht nur die Regulierung und Besteuerung von Sportwetten. Es legalisiert auch erstmals Online-Casinos. Grund dafür ist eine Ausweitung der Definition einer Wette. Demnach kann eine Wette zum einen auf ein Sportereignis, zum anderen aber auch auf den Ausgang eines virtuellen Spiels erfolgen.
Kampf gegen den Schwarzmarkt: Online-Casinos auch in Brasilien schon weit verbreitet
Die Gesetzesänderung zur Legalisierung von Online-Casinos sei auf Initiative des Abgeordneten Adolfo Viana der sozialdemokratischen Partei PSDB entstanden. Laut diesem sei eine Eröffnung der Märkte längst überfällig gewesen, da das Online-Glücksspiel in jedweder Form ohnehin schon im gesamten Land verbreitet ist.
Wer am Online-Glücksspiel teilnehmen wolle, habe unbegrenzten Zugang zu Websites von Unternehmen mit Sitz und Lizenzierung in anderen Ländern wie Malta oder Curaçao, so der Abgeordnete.
„Heute geht es nicht um die Frage, Online-Glücksspiele zu liberalisieren oder nicht zu liberalisieren. Es geht darum, eine Aktivität zu regulieren, die bereits auf dem ganzen nationalen Territorium existiert.”
Auch der Regierungschef der Kammer, José Guimarães, steht hinter der Entscheidung der Abgeordnetenkammer. Schon vor der Abstimmung fasste er zusammen:
„Es wird ein sehr wichtiges Votum. Erstens, weil durch die Regulierung der illegale Glücksspielmarkt verhindert wird. Zweitens verhindert sie Steuerhinterziehung und drittens, wenn wir von der Notwendigkeit sprechen, als Land Kosten zu senken, um die Nachhaltigkeit unseres beschlossenen Steuersystems zu gewährleisten, müssen wir über entsprechende Einnahmen verfügen.”
Guimarães bezieht sich damit auf die zu erwartenden Steuereinnahmen, die mit der Legalisierung von Sportwetten und Online-Casinos einhergehen. Mit dem neuen Gesetz sind die bereits im Juli festgelegten Steuersätze für Anbieter sowie für Glücksspieler nun endgültig beschlossen.
Hohe Besteuerung für die Glücksspielbranche und ihre Kunden
Demnach werden alle in Brasilien lizenzierten Anbieter 18 % Steuern auf die Bruttospielerträge zahlen müssen. Allerdings argumentieren die Anbieter, dass unter Berücksichtigung weiterer erforderlicher Abgaben ein Gesamtprozentsatz von 31 bis 34 % erreicht werde.
Zum Vergleich: In Großbritannien werden 15 % Steuern auf die Bruttospielerträge erhoben, in den USA 10 %, in Italien je nach Glücksspielart 4 - 20 %, in Schweden 18 %, in Belgien 11 % und in Malta sogar nur 5 %. Deutschland ist mit seinem Sonderweg in Sachen Steuern als einziges Land nicht mit den anderen Ländern vergleichbar, da hierzulande nicht der Bruttospielertrag, sondern die Spieleinsätze besteuert werden.
Doch nicht nur die künftigen Lizenznehmer Brasiliens werden zur Kasse gebeten, sondern auch die Kunden. Diese sollen ab einem Gewinnbetrag von umgerechnet 398 Euro 30 % Gewinnsteuer an den Staat zahlen. Insgesamt verspricht sich die Regierung durch die Legalisierung von Sportwetten und Online-Casinos für die nächsten Jahre zusätzliche Steuereinnahmen von rund 15 Mrd. brasilianische Real (2,84 Mrd. Euro).
Die nächsten Schritte: Glücksspielbehörde und Lizenzvergabe
Nachdem die Legalisierung aller Formen des Online-Glücksspiels beschlossene Sache ist, müssen die Pläne nun umgesetzt werden. Als nächstes soll eine nationale Glücksspielbehörde errichtet werden. Diese soll unter dem Namen Secretaria Nacional de Jogos e Apostas (SNJA) operieren, Lizenzen erteilen und den legalen Markt regulieren.
Nach Angaben des brasilianischen Finanzministeriums läuft die Stellenausschreibung für die neue Behörde bereits seit Juni. Insgesamt sollen 70 neue Stellen besetzt werden. Anbieter, die eine Lizenz beantragen möchten, müssen dann eine Lizenzgebühr von 30 Mio. brasilianische Real (5,69 Mio. Euro) zahlen.
Für die großen internationalen Glücksspielkonzerne bietet sich somit in Kürze die Möglichkeit, einen brandneuen Markt zu erschließen und Spielerinnen und Spieler, die aktuell bei illegalen Offshore-Anbietern spielen, von einem legalen Angebot zu überzeugen.