Australien: Anti-Geldwäsche-Behörde startet Gerichtsverfahren gegen Entain

Der global tätige Glücksspielkonzern Entain sieht sich in Australien mit einer Zivilklage konfrontiert. Dabei geht es um mutmaßliche Verstöße gegen die Anti-Geldwäsche-Regularien.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 16.12.2024

Australien: Anti-Geldwäsche-Behörde startet Gerichtsverfahren gegen Entain

Der global tätige Glücksspielkonzern Entain sieht sich in Australien mit einer Zivilklage konfrontiert. Dabei geht es um mutmaßliche Verstöße gegen die Anti-Geldwäsche-Regularien.

Inhaltsverzeichnis

    Die australische Behörde für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (AUSTRAC) hat ein Zivilverfahren gegen den Glücksspielkonzern Entain, Betreiberin u.a. von Ladbrokes, Coral, BetMGM und Neds, eingeleitet. Entain soll in mehreren Punkten gegen die geltenden Anti-Geldwäsche-Vorschriften verstoßen haben, erläutert die AUSTRAC in ihrer heutigen Meldung. Der Glücksspielkonzern hat seinerseits ebenfalls bereits öffentlich reagiert.

    AUSTRAC sieht systemische Mängel

    Die AUSTRAC hat den Weg vor das Australische Bundesgericht eingeschlagen, weil Entain über einen längeren Zeitraum erhebliche „systematische Mängel” in der Prävention von Geldwäsche und Terrorfinanzierung aufgewiesen habe, wie aus der heutigen Meldung hervorgeht. Der Konzern habe seine gesetzlichen Pflichten nicht ausreichend erfüllt und sich damit selbst dem Risiko ausgesetzt, von Kriminellen ausgenutzt zu werden.

    Die Behörde wirft dem Glücksspielanbieter unter anderem folgende schwerwiegende Versäumnisse vor:

    • Das Senior Management von Entain habe keinen ausreichenden Überblick über das konzerneigene Präventionsprogramm gegen Geldwäsche (AML) und Terrorfinanzierung (CTF) gehabt, was dazu führte, dass entsprechende Risiken nur unzureichend erkannt wurden.
    • Der rund um die Uhr betriebene Zugang über die Website und App habe das Risiko unbefugter Zugriffe von außen erhöht.
    • Dritte, darunter Unternehmen und Einzelpersonen, hätten Bargeld als Einzahlung auf Spielerkonten entgegengenommen. Dies habe die Nachverfolgbarkeit der Gelder erschwert und ein erhebliches Geldwäscherisiko dargestellt.
    • Es fehlten Kontrollmechanismen, um die Identität dieser Bareinzahler sowie die Herkunft der Gelder zu überprüfen.
    • Bei 17 Hochrisiko-Kunden habe Entain keine angemessenen Prüfungen durchgeführt. Zudem habe das Unternehmen offenbar absichtlich Informationen verschleiert und Kunden hinter Pseudonymen verborgen.

    Für die AUSTRAC sind diese Vorfälle äußerst schwerwiegend. Der Konzern habe ein stark erhöhtes Risiko von Geldwäsche, Betrug und Korruption in Kauf genommen. Die Behörde hebt hervor, dass dies der erste Fall dieser Art im Glücksspielsektor sei. CEO Brendan Thomas erklärt:

    Es ist das erste Mal, dass die AUSTRAC eine Zivilklage gegen ein Unternehmen im Online-Sportwetten-Sektor eingereicht hat. Der australische Arm von Entain ist Teil der weltweit größten Sportwetten- und Glücksspiel-Gruppe. Der Online-Glücksspielsektor muss, ebenso wie andere von der AUSTRAC regulierten Branchen, seine AML/CTF-Verpflichtungen ernst nehmen.

    Entain betont Kooperation mit den Behörden

    Bereits heute hat Entain auf die Veröffentlichung der AUSTRAC reagiert und in einer eigenen Pressemitteilung betont, stets mit der Behörde kooperiert zu haben. Schon seit Dezember 2022 arbeite das Unternehmen intensiv an der Verbesserung seiner Strategien zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und Terrorismusfinanzierung (CTF). 

    Ein entsprechender Zeitplan sei der AUSTRAC vorgelegt worden, mit dem Ziel, das Programm bis Juni 2025 vollständig umzusetzen. CEO Gavin Isaacs kommentiert: 

    Wir haben die Anschuldigungen zur Kenntnis genommen und nehmen diese sehr ernst. Seit Beginn der Ermittlungen haben wir umfangreich mit der AUSTRAC kooperiert und setzen weitere Verbesserungen an den Compliance-Arrangements von Entain Australia im Bereich AML und CTF um. Auch wenn noch Handlungsbedarf besteht, gehen wir davon aus, weiterhin im 2023 der AUSTRAC mitgeteilten Zeitplan zu liegen.

    Entain betont zudem sein Engagement, den Glücksspielsektor frei von Finanzkriminalität zu halten, und strebt einen gut regulierten, regelkonformen Markt an – sowohl im Interesse seiner Kunden und Stakeholder als auch der Gesellschaft. Gleichzeitig zeigt sich das Unternehmen bewusst, dass im Falle eines für die Kläger positiven Urteils eine sehr hohe Geldstrafe drohen könnte.

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