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Forscher der Universität Queensland haben untersucht, inwieweit die Social-Media-Plattform Facebook Glücksspiel-Werbung gezielt an suchtgefährdete Personen richtet. Begleitet wurden 10 Personen, die riskantes Verhalten in Bezug auf Glücksspiel und Alkohol aufweisen und sich von den entsprechenden Konsumgütern distanzieren wollen.
Werbende und Facebook im Datenaustausch
Facebook habe die Studienteilnehmer mit 89 Interessen verknüpft, die in irgendeiner Weise direkt oder indirekt mit Glücksspiel und Alkohol in Verbindung stehen. Auf Basis dieser Daten hätten Alkohol- und Glücksspielunternehmen ihre Werbeanzeigen gezielt an die Nutzer richten können.
Der Datenaustausch zwischen Facebook und den werbenden Unternehmen erfolge in beide Richtungen. Demnach hätten 63 Glücksspielunternehmen und 201 Alkoholhändler ihre gesammelten Daten über die Nutzeraktivitäten mit Facebook geteilt. Das betreffe beispielsweise Informationen zu den getätigten Klicks der User.
Eine Teilnehmerin, die beabsichtige, ihre Glücksspiel-Teilnahme zu reduzieren, sei bei Facebook mit 18 Alkohol- und Glücksspiel-Interessen verknüpft gewesen, darunter Casino, Lotto und Keno. Ein weiterer Teilnehmer, der Anfang 20 sei und ebenfalls weniger spielen wollen würde, sei bei Facebook mit 41 Glücksspiel-Interessen verknüpft gewesen.
In seinem Fall hätten 52 Glücksspiel-Unternehmen seine Daten verarbeitet und an Facebook weitergegeben.
Abmeldung von bestimmter Werbung nicht möglich
Für die Studienteilnehmer seien die Ergebnisse ein Schock. Zwar seien sie sich bewusst gewesen, dass ihr Suchmaschinenverlauf Auswirkungen auf personalisierte Werbung habe. Dass aber Glücksspiel- bzw. Alkohol-Unternehmen gezielte Daten mit Facebook teilten, um dann ihrerseits mit ihrer Werbung bei den betroffenen Nutzern Präsenz zu gewinnen, sei überaus alarmierend.
Die Autoren der Studie schreiben:
„Die Teilnehmer möchten nicht, dass Facebook in dieser Weise Profile über sie erstellt und empfinden, dass es somit unmöglich ist, der spezifischen Werbung zu entkommen, solange sie soziale Medien nutzen. Sie haben ihrer Frustration Ausdruck verliehen, dass die aktuellen Einstellungen der Plattform es nicht ermöglichen, sich vor gezielter Werbung zu schützen.”
So gebe es für Facebook-Nutzer in Australien keine Möglichkeit, bestimmte Werbeinhalte gezielt zu blockieren. In der Zwischenzeit diskutiert die Regierung ein allgemeines Verbot von Glücksspiel-Werbung, welches auch Social-Media-Anzeigen umfassen würde. Allerdings scheint ein solches Totalverbot aktuell in Australien noch in weiter Ferne.