20. Symposium Glücksspiel: Schwarzmarkt, Werbung & Regulierung

Auf dem 20. Glücksspiel-Symposium diskutierten Experten über die deutsche Glücksspielregulierung, Werbung, Kanalisierung und den Schwarzmarkt.

Sandra Gold Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 24.03.2023

20. Symposium Glücksspiel: Schwarzmarkt, Werbung & Regulierung

Auf dem 20. Glücksspiel-Symposium diskutierten Experten über die deutsche Glücksspielregulierung, Werbung, Kanalisierung und den Schwarzmarkt.

Inhaltsverzeichnis

    Gesprächsbedarf: Das 20. Glücksspiel-Symposium der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim

    Wenn es um das Glücksspiel in Deutschland geht, gibt es nach wie vor Diskussionsbedarf. Angesichts dessen hat die Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim am 14. und 15. März 2023 zum 20. Symposium Glücksspiel eingeladen. An der Hybrid Veranstaltung nahmen 330 Gäste – 220 vor Ort und 110 online – aus der Glücksspielbranche, Forschung, Wirtschaft und Politik teil. Im Mittelpunkt standen unter anderem die Bekämpfung des Schwarzmarktes, Werbung und Payment Blocking sowie Spieler- und Jugendschutz.

    Inwieweit die Bekämpfung des Schwarzmarktes erfolgreich ist, bleibt unklar

    Das Symposium begann mit einem Thema, das noch viel Raum für Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten lässt: Die Bekämpfung des Schwarzmarktes. So sprach etwa der Vorstand der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL), Herr Benter, im Bereich der Sportwetten von einer erfolgreichen Kanalisierungs-Quote von etwa 95 %.

    Die Kanalisierungs-Rate im Glücksspielbereich bezieht sich auf den Prozentsatz der Glücksspiel-Aktivitäten, die von den Spielern auf legale und regulierte Glücksspielanbieter gelenkt werden. Mit anderen Worten, der Anteil des Gesamtvolumens der Glücksspiel-Einsätze, die bei lizenzierten und regulierten Glücksspiel-Anbietern platziert werden, im Vergleich zu illegalen oder unregulierten Glücksspiel-Aktivitäten.

    Eine derart hohe Kanalisierungs-Rate könnte als Indikator für eine erfolgreiche Regulierung und Kontrolle des Glücksspielmarktes gewertet werden. Einige Branchenvertreter trauen dieser Zahl und dem Erfolg bei der Bekämpfung des Schwarzmarktes jedoch nicht.

    Zum einen haben viele Anbieter von Online-Glücksspielen noch immer mit massiver Konkurrenz durch illegale Seiten zu kämpfen, da der Schwarzmarkt ohne Regulierung den Spielern oft attraktivere Produkte anbieten kann. Zum anderen fehlen nach Ansicht der Experten Zahlen zur Kanalisierungs-Rate des virtuellen Automatenspiels.

    Eine Studie des Deutschen Online-Casinoverbandes (DOCV) mit Prof. Schnabl zur Marktvermessung soll transparentere Zahlen liefern, um die Frage nach dem Erfolg bei der Bekämpfung des Schwarzmarktes und der Effizienz der Maßnahmen besser beantworten zu können.

    Werbung und Affiliate-Marketing: Unklarheit über Verbot

    Nicht weniger intensiv wurde das Thema Werbung und deren Begrenzung besprochen. Während man sich einig war, dass Werbung von illegalen Anbietern unterbunden werden muss, sorgten andere Themen für Diskussionsstoff.

    Während eine Umfrage ergab, dass die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer gegen ein vollständiges Verbot von Glücksspielwerbung ist, da diese wichtig sei, um die Spieler in den regulierten Markt zu bringen, besteht teilweise noch Unklarheit über die genaue Umsetzung der Werbung. Diskutiert wurden vor allem Content-Marketing auf Twitter, sowie die Ansprache von vorwiegend jüngeren Menschen zwischen 18 und 24 Jahren und die zeitliche Beschränkung der Werbung auf den späten Abend.

    So zeigte etwa die Kanzlei Melchers die Unklarheiten in den Werberegelungen auf und verwies auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg, wonach ein pauschales Verbot von Influencer-Werbung unverhältnismäßig sei.

    Wie die Zahlen zeigen, geht die GGL gegen die Werbung illegaler Anbieter vor, verhängt aber auch hohe Sanktionen gegen legale Anbieter, die nicht von allen Beteiligten als gerechtfertigt angesehen werden. So wurden 1.331 Seiten auf Werbung für illegales Glücksspiel untersucht, 198 Verfahren wegen Werbung für illegales Glücksspiel eingeleitet, 129 Hinweise an Werbetreibende versandt und 20 Untersagungsverfahren eingeleitet. 

    Im Zusammenhang mit Affiliate-Marketing wurde ein Bußgeldbescheid in fünfstelliger Höhe gegen einen Lizenzinhaber wegen Verstößen gegen die Werbebestimmungen verhängt. Wie die Rechtsanwälte Michelle Hembury und Dr. Holger Jakob aufzeigten, wurde hier jedoch ein regulierter Anbieter für die unzulässige Werbung eines illegalen Marktteilnehmers verantwortlich gemacht. 

    Problematisch ist hier, dass die Nebenbestimmungen des GlüStV 2021 auch vorsehen, dass lizenzierte Anbieter nur bei solchen Affiliate-Partnern werben dürfen, die keine Werbung für illegale Anbieter schalten. Dies könnte sich nach Ansicht der Experten negativ auf den regulierten Markt auswirken, da sich Spieler häufig auf Vergleichsportalen über die besten Angebote informieren und so auf einigen Plattformen ausschließlich illegale Angebote finden würden.

    Payment-Blocking: Kooperation mit Finanzdienstleistern

    Eine der Maßnahmen, die einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung illegaler Anbieter von Online-Glücksspiel leisten soll, ist das Payment Blocking. Wie die GGL betont, arbeitet die Behörde mit den gängigsten Finanzdienstleistern und Kreditkartenanbietern zusammen, um Zahlungen an nicht lizenzierte Seiten zu unterbinden. 

    Die Zusammenarbeit und die Maßnahmen hätten sich gelohnt, da ein deutlicher Rückgang der Transaktionen zu verzeichnen sei. In diesem Zusammenhang wurden bereits 194 Websites überprüft, über 2.000 Einzahlungsversuche als Beweismittel gesammelt und 15 Verwaltungsverfahren eingeleitet.

    Spieler- und Jugendschutz: Jugendliche bewerten Glücksspielwerbung positiv

    Der Spieler- und Jugendschutz steht im Mittelpunkt aller Maßnahmen und Diskussionen. Dabei spielt auch die Werbung eine wichtige Rolle. Wie die Beiträge verschiedener Forscher und Referenten zeigen, wirkt diese zielgruppenspezifisch, insbesondere altersspezifisch. Vor allem die Ansprache von Jugendlichen stellt für einige ein ernst zu nehmendes Problem dar. 

    So sei die Zahl der Minderjährigen, die an Glücksspielen teilnehmen, nach wie vor hoch. Insgesamt sei sie aber rückläufig. Laut Dr. Raffaello Rossi von der Universität Bristol sei auch kein gesteigertes Interesse Minderjähriger am Glücksspiel zu beobachten. Dies gehe aus einer britischen Studie hervor, in der die Reaktionen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf Glücksspielwerbung und Content-Marketing untersucht wurden.

    Die Ergebnisse zeigten, dass die Reaktionen von Kindern und Jugendlichen auf die Werbebotschaften überwiegend positiv waren, während Erwachsene eher negativ reagierten. Rossi folgert daraus, dass die Konfrontation mit Werbung in jungen Jahren dazu führen kann, dass junge Menschen eine positive Grundeinstellung zum Glücksspiel entwickeln.

    Zwar sei dies keineswegs ein Beweis dafür, dass Minderjährige durch Glücksspielwerbung tatsächlich Interesse an Glücksspielen entwickeln. Die Ergebnisse könnten aber ein weiteres Argument für ein Werbeverbot in sozialen Medien sein. Welche Entscheidung letztlich getroffen wird, bleibt nun abzuwarten.

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    Wenn aus dem Spiel Ernst wird: Aktuellen Studien zufolge liegt die Zahl der Personen, die Suchtverhalten beim Glücksspiel aufweisen, zwischen 134.000 und 416.000. Spielteilnahme erst ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Infos und Hilfe unter www.bzga.de.

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