Sky News deckt auf: Illegale Krypto-Casinos bezahlen Streamer für Neukundenakquise

Krypto-Casinos arbeiten mit dubiosen Methoden, um Kunden zu werben. Welche Gefahren lauern hinter den illegalen Glücksspiel-Websites?

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 21.09.2023

Sky News deckt auf: Illegale Krypto-Casinos bezahlen Streamer für Neukundenakquise

Krypto-Casinos arbeiten mit dubiosen Methoden, um Kunden zu werben. Welche Gefahren lauern hinter den illegalen Glücksspiel-Websites?

Inhaltsverzeichnis

    In einem am Dienstag veröffentlichten Podcast berichtet Sky News über die dubiosen Aktivitäten illegaler Krypto-Casinos. Die Investigativjournalistin des britischen Nachrichtensenders, Sanya Burgess, deckt auf, wie die illegalen Anbieter mithilfe von Streamern neue Kunden anwerben. Spieler könnten zudem die Netzsperren leicht umgehen, um sich Zugang zu den Plattformen zu verschaffen.

    Krypto-Casinos illegal und unreguliert

    Ebenso wie in Deutschland sind Krypto-Casinos auch in Großbritannien ausnahmslos illegal. Sowohl die Anbieter als auch die Spieler machen sich in Großbritannien strafbar, wenn sie sich am Krypto-Glücksspiel beteiligen. Dennoch sind die illegalen Websites meist nur einen Mausklick entfernt und wirken auf Laien auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Online-Casino. 

    Die Sky-News-Reporterin hat sich insbesondere dem Anbieter Stakes.com gewidmet. Von Großbritannien aus sollte die Seite eigentlich nicht zugänglich sein. Tatsächlich wird man mit einer britischen IP-Adresse auf die legale Online-Casino-Website stake.co.uk weitergeleitet. Wer sich ein wenig mit IP-Adressen auskennt, findet jedoch leicht einen Weg, die Weiterleitung zu umgehen. 

    Von Deutschland aus ist es umgekehrt: Versucht man, die britische Seite zu betreten, wird man auf stake.com umgeleitet und findet sich in einem illegalen Krypto-Casino wieder. Stakes.com und Stake.com verfügen über eine Lizenz in Curaçao und sind außerhalb der Karibikinsel damit illegal.

    Undurchsichtige Unternehmensstruktur

    Die Unternehmensstruktur ist jedoch höchst undurchsichtig. Nach Angaben der jeweiligen Websites gehört Stake.com zur Medium Rare Limited mit Sitz in Curaçao, Stakes.com zur Mountberg Limited mit Sitz in Zypern und die in Großbritannien legale Seite stake.co.uk zur TGP Europe Ltd. mit Sitz auf der Isle of Man. Es könnte somit der Eindruck entstehen, als handle es sich um unterschiedliche Unternehmen. 

    Dies ist allerdings nicht der Fall. Stakes.com und Stake.com operieren unter der identischen Curaçao-LIzenz-Nummer 8048/JAZ. Bei dieser Lizenz handelt es sich um eine sogenannte „Master-Lizenz”. Eine vom Justizministerium Curaçaos ausgestellte Master-Lizenz ermöglicht es Unternehmen, sogenannte „White Label”-Lizenzen an andere Anbieter auszustellen.

    Über eine White Label Lizenz verfügt auch die britische Casino-Seite stake.co.uk. Diese wird von der TGP Europe Limited mit der Lizenznummer 38898 ausgestellt. Die TGP Europe Limited ist damit gesetzlich verpflichtet sicherzustellen, dass stake.co.uk in Großbritannien gesetzeskonform ist. Die Spur zum tatsächlichen Betreiber der britischen Seite verschwimmt jedoch.

    Große Bandbreite von Kryptowährungen

    Während es auf der in Großbritannien legalen Casino-Website nur die im Land erlaubten Zahlungsmethoden gibt, sieht dies bei den Curaçao-Casinos anders aus. Bei Stake.com werden Zahlungen mit Bitcoin, Bitcoincash, Litecoin, Ethereum, Tron, Ripple, Tether und Dogecoin angeboten. Bei Stakes.com hingegen sind es CASHlib, CoinsPaid, Bitpace und CashToCode. 

    Alle diese Zahlungsmethoden sind in Großbritannien wie in Deutschland im Online-Glücksspiel illegal. Für jemanden, der allerdings nicht mit der Gesetzeslage vertraut ist, könnten die Seiten dennoch auf den ersten Blick seriös wirken. Stake.com kann sogar drei  hochrangige Partner vorweisen. 

    Das Krypto-Casino ist nämlich offizieller Wettpartner des Ultimate Fight Club (UFC),  Hauptpartner des Premier-League-Erstligisten FC Everton und offizieller Partner des Alfa Romeo Formel 1 Teams. Stakes.com hingegen bedient sich der Logos der Spierschutz-Organisation GamCare und der Selbsthilfe-Organisation Gamblers Anonymous.

    Partnerschaft mit bekannten Streamern

    Die Sky-News-Journalistin Sanya Burgess hat versucht, mit dem legalen britischen Online-Casino sowie der illegalen internationalen Plattform Kontakt aufzunehmen. Der legale Anbieter habe ausweichend geantwortet, dass er in Großbritannien gesetzeskonform handle und keine Krypto-Währungen anbiete. Von Stakes.com habe es keine Antwort gegeben. 

    Sie habe es aber geschafft, mit einem Streamer zu sprechen, der für die Plattform tätig sei. Dieser wolle anonym bleiben, habe ihr aber verraten, jeden Tag 75.000 GBP Guthaben auf sein Casino-Konto zu bekommen, um Streaming-Inhalte zu erstellen. Zuschauer der Streams würden hier wissentlich in die Irre geführt, da sie davon ausgingen, der Streamer nutze sein eigenes Geld und generiere große Gewinne. 

    Tatsächlichen Gewinn mache der Streamer aber über Provisionen, die er für jeden vermittelten Neukunden erhalte. Da der Streamer heute seinen Wohnsitz auf Malta habe, sorge er sich nicht um rechtliche Konsequenzen innerhalb Großbritanniens. Er habe auch kein schlechtes Gewissen gegenüber potenziellen Problemspielern, die seine Streams verfolgen. 

    Seiner Ansicht nach könnte das Anschauen von Casino-Streams Spielsüchtigen sogar dabei helfen, den Reiz des Glücksspiels zu erleben, ohne selbst zu spielen. Tatsächlich habe die Journalistin im Gespräch mit Streaming-Fans zum Teil ähnliche Antworten erhalten. Doch meistens gingen die Geschichten nicht gut aus.

    Große Gefahr für Problemspieler und Spielsüchtige

    Burgess habe auch mit einem Spielsüchtigen gesprochen, der ebenfalls anonym bleiben wollte. Unter dem Alias „Zac” erzählt dieser im Sky-News-Podcast seine Geschichte. Zac sei seit vielen Jahren spielsüchtig und habe es vor zwei Jahren dank der Spielersperre GamStop geschafft, mit dem Glücksspiel aufzuhören und sein Leben zurückzugewinnen. 

    Auf Social-Media sei er dann auf einen Live-Stream des bekannten Casino-Streamers Drake gestoßen, der während seiner Streams bei stake.com mit horrenden Krypto-Beträgen spiele. Zac habe dies sofort fasziniert und er habe den Gedanken entwickelt, damals nur in die Spielsucht geraten zu sein, weil er mit der falschen Währung gespielt habe.

    Drake habe seinen Followern zudem verraten, wie sie das IP-Blocking leicht umgehen können, um selbst ihr Glück zu versuchen. Daraufhin habe sich Zac auf der illegalen Krypto-Casino-Website registriert und die erste Einzahlung getätigt. Innerhalb von 90 Minuten habe er dann seine gesamten Ersparnisse von 10.000 GBP verspielt. Auf Kontaktversuche seitens der Journalistin habe Drake nicht reagiert.

    Kein entschiedenes Vorgehen gegen Krypto-Casinos

    Was tun Politik und Behörden gegen die schwer fassbaren Betreiber von Krypto-Casinos? Die Journalistin hat hierzu mit dem Ministerium für Kultur, Medien und Sport gesprochen. Das Ministerium ist hauptverantwortlich für die Glücksspielgesetzgebung in Großbritannien und Verfasser des White Paper zur Neuregulierung der Branche. 

    In seiner Antwort erklärte das Ministerium, es nehme das Problem sehr ernst und beabsichtige, der britischen Glücksspielbehörde UKGC weitere Vollzugsinstrumente zur Verfügung zu stellen. 

    Das White Paper geht zwar auf Krypto-Währung im Glücksspiel ein, enthält aber keine Vollzugsmaßnahmen gegen illegale Krypto-Casinos. Tatsächlich scheint das Ministerium hier wenig konkreten Handlungsbedarf zu sehen. So heißt es: 

    Die Regierung bezieht klare Position, dass Krypto-Assets kein Mittel werden dürfen, welches die Standards innerhalb des lizenzierten Glücksspiel-Sektors senkt, weder in Bezug auf die Schadensprävention noch auf die regulatorische Compliance. Das aktuelle Vorgehen der Glücksspielbehörde ist angemessen in Bezug auf das Risiko.” 

    Weiterhin heißt es, dass Lizenznehmer theoretisch auch Kryptowährung akzeptieren dürften, sofern die gesetzlich vorgeschriebene Geldwäsche-Prävention garantiert werde. Die Glücksspielbehörde sieht Kryptowährung zwar eher kritisch, schließt aber auch nicht aus, Krypto-Währungen zu erlauben, sofern vollständige Anti-Geldwäsche-Compliance gegeben ist.

    Was gegen die illegalen Offshore-Anbieter getan werden kann, steht hingegen weder im White Paper noch im Informationsbereich zum Thema Blockchain und Krypto auf der Website der UKGC.

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