Frankreichs Casinos warnen vor Legalisierung von Krypto-Glücksspiel

Gibt es in Frankreich bald die ersten Krypto-Casinos mit NFT-ähnlichen Glücksspielen?

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 19.09.2023

Frankreichs Casinos warnen vor Legalisierung von Krypto-Glücksspiel

Gibt es in Frankreich bald die ersten Krypto-Casinos mit NFT-ähnlichen Glücksspielen?

Inhaltsverzeichnis

    Im Oktober entscheidet die französische Nationalversammlung über ein Gesetzesprojekt, welches bestimmte Formen des Krypto-Glücksspiels legalisieren würde. Dabei handelt es sich um sogenannte „Spiele mit monetarisierbaren digitalen Objekten” ähnlich den Non Fungible Tokens (NFT). Im Gesetzestext wird die neue Spielkategorie mit dem Akronym „Jonum” beschrieben.

    In einem gemeinsamen Schreiben haben sich die landbasierten Casinos des Landes nun darüber beklagt, nicht in die Konsultation zum Gesetzesprojekt einbezogen worden zu sein. Gleichzeitig sehen die Casinos eine große Gefahr, dass eine Legalisierung der Jonum die Türen für illegales Krypto-Glücksspiel öffnen könnte.

    Digitale Sammelkarten und NFTs werden Glücksspiel

    Den Rahmen für die Legalisierung der Spiele mit monetarisierbaren digitalen Objekten bildet das am 5. Juli 2023 vom Senat vorgebrachte „Gesetzesprojekt zur Sicherung und Regulierung des digitalen Raums” (SREN). Artikel 15 des Gesetzestextes widmet sich der neuen Spielkategorie Jonum. 

    Darin heißt es, dass die Spielform „auf experimenteller Basis und für eine Dauer von drei Jahren ab dem Zeitpunkt der Verabschiedung des Gesetzes erlaubt” sein soll. Es handle sich um Spiele, bei denen Spieler freiwillig ein finanzielles Risiko eingehen können, um nach dem Zufallsprinzip ein digitales Objekt mit einem bestimmten Wert zu erlangen. 

    Konkret gehe es insbesondere um Krypto-Spiele-Plattformen wie Sorare, auf denen gegen Krypto-Währung virtuelle Fußball-Sammelkarten gekauft werden können, präzisiert die Zeitung Le Figaro. Das aktuelle Glücksspielgesetz lasse sich auf Glücksspiel-ähnliche Mechanismen wie Sammelkarten bzw. Lootboxen nicht anwenden, insbesondere dann nicht, wenn diese mit Kryptowährung bezahlt werden.

    Neues Gesetz soll Lücke schließen

    Mit dem neuen Gesetz soll diese Regulierungslücke nun gefüllt werden. Anbieter der Jonum werden verpflichtet, die Integrität der Produkte zu wahren, transparent zu sein und Minderjährige zu schützen, heißt es im Gesetzestext. Sie müssen zudem gegen exzessives und pathologisches Spielverhalten sowie gegen kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung vorbeugen.

    Die französische Glücksspielbehörde Autorité Nationale des Jeux (ANJ) soll festlegen, welche konkreten Spiele erlaubt sein sollen. Die Behörde soll dann auch für die Lizenzierung und Regulierung der künftigen Jonum-Anbieter zuständig sein. Das bedeutet, dass die neue Spielform als vollwertiges Glücksspiel anerkannt wird und damit ebenso streng reguliert wird wie Online-Casinos, Sportwetten und Poker.

    Casinos und Casinoverband sehen große Risiken

    In einem gemeinsamen Schreiben haben die größten terrestrischen Casino-Konzerne Barrière und Partouche sowie der Casino-Verband Association des Casinos Indépendants Français (ACIF) nun beklagt, nicht zum Gesetzesentwurf konsultiert worden zu sein. Andere Glücksspiel-Anbieter, insbesondere Online-Casinos und Online-Buchmacher hingegen seien hinzugezogen worden. 

    Die Casinos befürchten ein Scheitern der Regulierung, da der Gesetzestext zu unspezifisch sei und viel Interpretationsspielraum lasse. Illegalen Krypto-Casinos würden damit die Türen geöffnet. In dem Schreiben heißt es: 

    Die illegalen Angebote der Online-Casinos stellen eine direkte Konkurrenz für die landbasierten Casinos [...]  dar. Es wäre daher nur fair gewesen, auch die Casinos anzuhören [...]. In Anbetracht der Tatsache, dass der gesetzliche Rahmen sehr leger formuliert ist, bilden die Jonus ein Einfallstor zum nationalen Markt für die illegalen Online-Casinos, die in den letzten Jahren immer mehr geworden sind.” 

    Für die Casinos und den Verband sei es völlig unverständlich, dass die potenziellen Gefahren und auch die Folgen für den landbasierten Glücksspiel-Sektor ignoriert würden. Das Online-Glücksspiel sei ohnehin die größte Konkurrenz für die Casinos, die knapp 1,4 Mrd. Euro Steuern im Jahr an den Staat zahlten. All dies könnte nun auf dem Spiel stehen.

    Auch die Glücksspielbehörde äußert Bedenken

    Die Casino-Betreiber stehen mit ihren Sorgen dabei nicht allein dar. Bereits beim Bekanntwerden des Gesetzesprojekts im Juli hat sich auch die Glücksspielbehörde kritisch zu Wort gemeldet. Gegenüber der Zeitung Le Monde erklärte die Vorsitzende der ANJ, Isabelle Falque-Pierrotin, dass der Gesetzestext insbesondere in puncto Jugendschutz deutlich ausgeweitet werden müsste. 

    Französischen Medienberichten zufolge ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Nationalversammlung das Gesetz absegnet. Auch der französische Staatspräsident Emmanuel Macron habe sich gegenüber dem Thema Web3 und Krypto zunehmend positiv positioniert. Ob das Jonum-Experiment der Regierung Erfolg haben wird, bleibt vorerst dennoch abzuwarten.

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