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Vergangene Woche hat die Gamescom 2023, die weltweit größte Computerspielmesse, in Köln stattgefunden. Dies nahmen Rechtsexperten in der Online-Veranstaltung von „glücksspielwesen.de“ zum Anlass, erneut über die notwendige Regulierung der Lootboxen zu diskutieren.
Viele offene Fragen zum Thema Lootboxen
An der Gesprächsrunde nahmen unter der Moderation von Robert Hess folgende Experten aus der Jurisprudenz sowie der Glücksspielindustrie teil:
- Magister Urim Bajrami, Rechtsanwalt, Wien
- Carsten Bringmann, Rechtsanwalt
- Dr. Lennart Brüggemann, Rechtsanwalt
- Professor Dr. Julian Krüper, Rechtswissenschaftler und Hochschullehrer an der Ruhruniversität Bochum
- Dr. Andreas Woerlein, Rechtsanwalt
- Axel Weber, verantwortlich für Responsible Gaming, Westdeutsche Lotterie
Die Debatte beinhaltete die vielen offenen Fragen zum Thema Lootboxen, die zu klären seien. Dies betreffe vor allem die Spielsucht-Gefahren, die der schleichende Übergang von Gaming zu Gambling bergen könnte, vor allem bei Minderjährigen. Zudem sei unklar, wie diesem Gefahrenpotenzial regulatorisch begegnet werden könne und wer dafür zuständig sei.
Gaming-Branche generiert Milliardenumsätze mit Ingame-Käufen
In diesem Jahr feierte die Gamescom abermals einen großen Erfolg. Aussteller aus aller Welt konnten dem Publikum ihre Produkte präsentieren. Rund 320.000 Menschen besuchten die Hallen in Koelnmesse.
Auch Vertreter der Politik waren vor Ort, um sich persönlich von der Innovationskraft und dem Erfolg der Branche zu überzeugen. Dies lässt sich auch in Zahlen messen. So hat die Gaming-Industrie im Jahre 2022 einen Umsatz von 9,9 Mrd. Euro erzielt. Davon jedoch entfällt etwa die Hälfte auf sogenannte Ingame-Käufe. Dazu zählen auch die Lootboxen.
Obwohl das Thema in Fachkreisen diskutiert wird, wurde es auf der Gamescom kaum thematisiert. Einzig Vertreter der SPD-Landtagsfraktion NRW wiesen darauf hin, ohne unerwähnt zu lassen, dass die Gaming-Branche ein enormer Wirtschaftsfaktor für Deutschland sei, aber dieser auch Herausforderungen mit sich bringe.
Regulierung, und wenn ja, wie?
Dass problematische glücksspielähnliche Elemente reguliert werden müssten, darüber waren sich die Experten einig. Es stelle sich hierbei die Frage, wo Vorgaben festgelegt würden und wer die Federführung übernehmen werde.
Könne dafür das Glücksspielrecht herangezogen werden oder falle dies eher in den Bereich des Jugend- und Medienschutzes? In der Expertenrunde entstand der Eindruck, die zuständigen Instanzen würden sich „vor der Regulierungsverantwortung drücken“.
Die Experten sprachen sich dafür aus, dass eine Regulierung, die im Glücksspielstaatsvertrag festgelegt sei, nicht zielführend sei. Ein Grund dafür sei, dass das Glücksspielrecht vornehmlich an Erwachsene adressiert sei. Geeigneter seien entsprechende Vorgaben im Jugendschutz, wofür der Bund verantwortlich sei.
Dem Protokoll der 10. Verbraucherschutzministerkonferenz vom 30.06.2023 sei zu entnehmen, dass die Minister vom Bund bereits eine Berichterstattung angefordert hätten. Im Passus über selbstbestimmte Nutzung von Verkaufsangeboten seien die Ingame-Käufe nicht ausreichend sichergestellt.
Insbesondere bestehe Handlungsbedarf bei Minderjährigen im Hinblick auf den Schutz vor wirtschaftlichem Schaden. Zu den Präventionsvorschlägen gehörten unter anderem Deckelungen von Kaufbeträgen sowie anbieterübergreifenden Einzahlungslimits. Zwar sei der Bundesregierung die Problematik bekannt, diese sehe aber diesbezüglich die Spieleanbieter in der Verantwortung.
WestLotto ruft erneut zu Rundem Tisch auf
Bereits im Juli forderte Axel Weber von WestLotto einen Runden Tisch zum Thema Lootboxen. Im Rahmen der Online-Veranstaltung erneuerte Weber seine Aufforderung, dass sich die Verantwortlichen gemeinsam konkrete Schritte überlegen sollten:
„Die Diskussion, dass man etwas machen muss, ist nun geführt. Wir sollten jetzt, und zwar mit konkreten Regelungsvorschlägen, Politik und alle Stakeholder an einen Tisch holen. Auch die Games-Industrie sollte sich der Diskussion nicht entziehen.“
Der Blick müsse über das Glücksspielrecht hinausgehen. Prof. Dr. Julian Krüper sagt, das Thema bewege sich im Grenzbereich von Verbraucherschutz, Glücksspielregulierung und Jugendschutz. Alle Beteiligten kamen am Ende des Webinars zum Schluss, dass ein Runder Tisch mit allen Beteiligten der nächste wichtige Schritt sei.