Erkenntnisse aus der DSWV-Jahrespressekonferenz 2023

In seiner Jahrespressekonferenz vom 9. März 2023 forderte der Deutscher Sportwettenverband ein Umdenken bei der Glücksspielregulierung und der Bekämpfung des Schwarzmarktes.

Sandra Gold Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 22.03.2023

Erkenntnisse aus der DSWV-Jahrespressekonferenz 2023

In seiner Jahrespressekonferenz vom 9. März 2023 forderte der Deutscher Sportwettenverband ein Umdenken bei der Glücksspielregulierung und der Bekämpfung des Schwarzmarktes.

Inhaltsverzeichnis

    Deutscher Sportwettenverband berichtet über aktuelle Entwicklung des Glücksspielmarktes

    Bild: News zur Jahrespressekonferenz des DSWV | Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel

    Am 9. März 2023 fand die Jahrespressekonferenz des Deutschen Sportwettenverbands, kurz DSWV, statt. Dabei präsentierte der DSWV-Präsident Matthias Dahms die Erkenntnisse des Verbandes zur aktuellen Entwicklung des regulierten Glücksspiel- und Sportwettenmarktes in Deutschland.

    Wächst der Glücksspielbehörde die Schwarzmarktbekämpfung über den Kopf?

    Der legale Glücksspiel-Markt in Deutschland steht einer großen Anzahl an nicht regulierten Angeboten gegenüber. (Bild: DSWV)

    Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ist seit 1. Januar 2023 offiziell im Dienst. Zu ihren Hauptaufgaben gehören dabei die Lizenzvergabe und die Bekämpfung des illegalen Glücksspiels. Trotz ihrer Bemühungen sei der Schwarzmarkt jedoch weiter gewachsen. So habe es unter anderem beim IP-Blocking diverse Rückschläge gegeben. Hierbei hätten illegale Webseiten von den Internet-Providern für den Zugriff aus Deutschland blockiert werden sollen. Dieses Vorhaben sei jedoch gleich durch drei Gerichtsurteile ausgebremst worden. Zudem sei laut DSWV das Payment-Blocking noch nicht ausreichend zum Einsatz gekommen.

    Bei einem Blick auf die aktuelle Marktregulierung könne hingegen festgestellt werden, dass die Beschränkungen zu streng seien. Aufgrund hoher Anforderungen bei der Registrierung, einem eingeschränkten Spielangebot und zu starken Werbebeschränkungen könne eine Kanalisierung so nicht funktionieren.

    Fehlentwicklung sei deutlich erkennbar: Der Schwarzmarkt boomt

    Am Beispiel der Online-Sportwetten zeigte der Deutsche Sportwettenverband die Entwicklung des deutschen Glücksspielmarktes auf. Zwar gäbe es in Deutschland Millionen Sportwetten-Interessierte, dennoch kam es im WM-Jahr 2022 zu einem massiven Rückgang des legalen Marktes. Dies sei unter anderem auf die strengen Regulierungen zurückzuführen. Schließlich hätten es die legalen Sportwettenanbieter schwer, mit den Angeboten des illegalen Marktes zu konkurrieren.

    So sei es für die meisten Kunden zweitrangig, ob ein Anbieter eine deutsche Lizenz besitze. Stattdessen würden sie nach umfangreichen Spielangeboten, den besten Quoten, unkomplizierten Zahlungsmethoden und lukrativen Boni suchen. Aufgrund der strengen Regulierung bleibe den lizenzierten Anbietern hier nur wenig Handlungsspielraum, um konkurrenzfähige Angebote anbieten zu können.

    Marktstudie des DSWV zeigt den Boom des illegalen Marktes

    Der Deutsche Sportwettenverband wiederholte im Februar 2023 seine Marktstudie aus dem Vorjahr und kam zu der Feststellung, dass die illegalen Glücksspiel- und Sportwettenangebote um mindestens 65 % zugenommen haben. Bei dieser Studie wurden rund 1.500 Glücksspielplattformen ohne deutsche Lizenz geprüft. Dabei konnten die deutschen Spieler 840 illegale Webseiten aufrufen und sich sogar auf 723 Seiten ein Spielerkonto anlegen. Diesen illegalen Plattformen standen nur 46 legale Anbieter gegenüber. Der Schwarzmarkt dehne sich also ungehindert aus. Teilweise seien sogar noch Anbieter online, deren Erlaubnisantrag von den deutschen Behörden abgelehnt wurde. Hierbei müsste die Glücksspielbehörde verstärkt kontrollieren und härter durchgreifen.

    Die Maßnahmen der GGL, um den Schwarzmarkt zu verdrängen

    Um den illegalen Glücksspielmarkt in Deutschland zu bekämpfen, stehen der GGL diverse Instrumente zur Verfügung. Dazu gehören:

    • IP-Blocking: die Blockierung von illegalen Webseiten durch die Internet-Provider
    • Payment-Blocking: die Sperrung von Transaktionen an nicht lizenzierte Glücksspielanbieter
    • Zwangsgelder: können bei einem Verstoß gegen den Glücksspielstaatsvertrag verhängt werden, sind jedoch schwer vollstreckbar, wenn illegale Anbieter ihren Sitz außerhalb von Europa haben
    • Strafverfahren: die Möglichkeiten der deutschen Strafverfolgungsbehörden seien hierbei allerdings begrenzt

    Wie kann der legale Glücksspielmarkt ansprechender gestaltet werden?

    Maßnahmen zur Verdrängung des Schwarzmarktes (Bild: DSWV)

    Da die aktuellen Maßnahmen der GGL scheinbar nicht so Erfolg versprechend sind, hat der DSWV einen Vorschlag unterbreitet, wie der legale Glücksspielmarkt attraktiver gestaltet werden könne:

    • Umfangreicheres Spielangebot, um mit den illegalen Anbietern konkurrieren zu können
    • Höhere Auszahlungsquoten, da diese durch die derzeitige Einsatzsteuer weniger attraktiv sind
    • Möglichkeit, lukrativere Boni anbieten zu können
    • Sichere und unkomplizierte Zahlungen
    • Zu strenge Anforderungen an den Spielerschutz senken
    • Werbebeschränkungen lockern
    Warum derzeit eine Kanalisierung problematisch ist. (Bild: DSWV)

    Wäre eine Lockerung der Werbebeschränkungen sinnvoll?

    Laut des DSWV solle die Werbung der Kanalisierung dienen und all jene über das legale Angebot informieren, die ohnehin schon an Sportwetten interessiert sind. Ein Werbeverbot wäre daher kontraproduktiv. Dies zeigen auch die Erfahrungen anderer europäischer Länder.

    Italien habe etwa auf ein Totalverbot der Glücksspielwerbung gesetzt. Dadurch sei die Kanalisierung von 98 % auf 82 % zurückgegangen. Die schwedische Regierung habe zudem ähnliche Erfahrungen gesammelt. Mittlerweile seien jedoch die Restriktionen in Schweden zugunsten der Kanalisierung aufgehoben worden. In Großbritannien werde hingegen auf freiwillige Restriktionen gesetzt, wodurch die Kanalisierung fast 100 % beträgt. Diesen Daten nach begünstige ein Werbeverbot den illegalen Glücksspielmarkt.

    Das Fazit des DSWV

    Matthias Dahms schloss die Pressekonferenz mit der Anmerkung, dass sich die Glücksspielbehörde aktuell noch in einem Lernprozess befinde. Es müssten weiterhin Daten evaluiert und die Auswirkungen der Regulierungsinstrumente überwacht werden. Zudem müsse überprüft werden, ob die im Glücksspielstaatsvertrag verankerten Maßnahmen ihren Zweck erfüllen.

    Des Weiteren schlug der DSWV-Präsident einen regelmäßigen Dialog mit der Regulierungsbehörde vor. Schließlich könne die Behörde auf den Erfahrungsschatz der Glücksspielanbieter zurückgreifen.

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