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Der legale Online-Glücksspiel-Markt Deutschlands scheint ins Stocken zu geraten. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) müsse vermehrt Erlaubnisanträge ablehnen, da technische Voraussetzungen nicht gegeben seien, heißt es in der gestrigen Pressemitteilung. Indes zeigen sich deutsche Glücksspielverbände angesichts der starken Umsatzrückgänge auf dem legalen Markt alarmiert.
Hindernisse bei der Spieleprüfung - GGL bittet um bessere Zuarbeit
Seit Juli 2023 hat die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder lediglich zwei neue Erlaubnisse für das virtuelle Automatenspiel erteilt. Für Online-Sportwetten konnte die GGL im gesamten Jahr 2023 nur drei Erlaubnisse erteilen und neu zugelassene Online-Poker-Anbieter gibt es seit knapp einem Jahr nicht mehr.
Eine der Hauptursachen für das langsame Vorankommen im Erlaubnisvergabeprozess seien Hindernisse bei der Spieleprüfung. Um virtuelle Automatenspiele und damit deren Anbieter zu bewilligen, muss die GGL vollen Zugriff auf alle Spiele haben. Anbieter müssen hierfür eine funktionierende Testumgebung zur Verfügung stellen.
Hier gebe es immer wieder Probleme, so die GGL. Tatsächlich habe die Mehrzahl der Antragsteller keine ordnungsgemäße Testumgebung bereitgestellt. Aus diesem Grund habe die Behörde nun Anträge ablehnen müssen.
Weitere Ablehnungen würden folgen. Die Behörde appelliere daher an die Antragsteller, von Beginn an bewilligungsfähige Anträge zu stellen. Hierzu solle es in diesem Jahr erneut ein Webinar geben.
Bereits letztes Jahr hatte die GGL aktive Erlaubnisinhaber und potenzielle Erlaubnisanwärter zu einer digitalen Veranstaltung eingeladen, um die Voraussetzungen eines erfolgreichen Antrags zu erläutern. Insgesamt sei die Behörde optimistisch, was den weiteren Jahresverlauf 2024 anbelange.
Massiver Umsatzrückgang im legalen Markt
Während die Zahl der legalen Online-Glücksspiel-Anbieter in den letzten 12 Monaten nur unmerklich gewachsen ist, sind die Umsätze ebendieser Anbieter stark rückläufig. Aktuelle bzw. Vergleichszahlen lassen sich den kassenmäßigen Steuereinnahmen des Bundesministeriums für Finanzen entnehmen.
Im Vergleich zum Jahr 2022 sind die Umsätze der Anbieter für Online-Sportwetten, Online-Poker und virtuelles Automatenspiel im Jahr 2023 merklich zurückgegangen. Dies lässt sich anhand der Steuerzahlen sehr genau ablesen, da der prozentuale Steuersatz auf die Bruttospielerträge stabil ist.
Aus den veröffentlichten Zahlen ergibt sich für Online-Sportwetten-Anbieter ein Umsatzrückgang von fast 5,2 %. Die Anbieter von Online-Poker hingegen haben einen Rückgang von 7,5 % verbuchen müssen.
Noch deutlich dramatischer sieht es beim virtuellen Automatenspiel aus. Die Bruttospielerträge des legalen Marktes sind hier um mehr als 38 % zurückgegangen.
Der Schwarzmarkt als Profiteur
Für den Deutschen Online Casinoverband (DOCV) und den Deutschen Sportwettenverband (DSWV) liegt die Ursache für den Umsatzrückgang auf der Hand. Es werde nicht weniger gespielt, sondern woanders, und zwar bei den illegalen Anbietern.
Hierzu äußerten sich letzte Woche im Rahmen der Glücksspielmesse ICE London 2024 die Verbandspräsidenten Dr. Dirk Quermann und Mathias Dahms. Die Glücksspielbehörde sei an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig. So wähle die GGL in jeder Regulierungsfrage „grundsätzlich den restriktivsten Ansatz”, statt durchaus vorhandene Spielräume auszunutzen.
Die regulatorischen Vorgaben des Glücksspielstaatsvertrags 2021 seien schon strikt genug. Den legalen Anbietern bleibe in Deutschland praktisch keine Wettbewerbsfähigkeit. Allein im Bereich Sportwetten könne das legale Angebot einfach nicht mithalten. Dahms betont hierzu:
„Das ist maximal 13 Prozent dessen, was in Großbritannien möglich ist. Wir sind da gegenüber ausländischen Anbietern und dem Schwarzmarkt nicht wettbewerbsfähig.”
Laut der GGL jedoch seien derartige Vergleiche nicht zielführend. So heißt es in der jüngsten Pressemitteilung:
„Erlaubte Glücksspielanbieter profitieren von der neu geschaffenen Rechtssicherheit. Sie sollten sich daher nicht generell mit Akteuren des illegalen Glücksspielmarktes vergleichen.”
Verbände und Behörde stünden indes weiter im Austausch. Die GGL sei optimistisch, dass „der Austausch zu mehr gegenseitigem Verständnis” führen werde. Ob sich dies künftig auch positiv auf die Umsatzentwicklung der legalen Anbieter auswirken wird, bleibt abzuwarten.