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Curaçao wagt einen kompletten Neustart in Sachen Online-Glücksspiel. Aus dem einstigen Steuerparadies für Online-Casinos und Sportwettenanbieter soll ein reputabler Standort für ortsansässige Glücksspielunternehmen werden. Seit heute können sich Anbieter von Online-Glücksspielen nun um eine Lizenz des Curaçao Gaming Control Board bewerben.
Das Lizenzverfahren basiert auf dem neuen Glücksspielgesetz Landsverordening op Kansspelen (LOK) 2023, welches zeitnah in Kraft treten soll. Mit der Neuregulierung des Gücksspielsektors sollen Briefkastenfirmen von der Insel vertrieben und strikte Spielerschutzvorgaben eingeführt werden.
Im Rahmen der vom 13. bis 17. November stattfindenden Glücksspielmesse SiGMA in Malta hat Finanzminister Javier Silvania sich zu den Neuerungen geäußert.
Image-Wandel und internationale Standards
Silvania spricht dabei von der Wiedergeburt einer der ältesten Glücksspiel-Jurisdiktionen. Es sei an der Zeit, die Glücksspielregulierung der zum Königreich der Niederlande gehörenden Insel an internationale Standards und Verhaltenskodizes anzupassen. Dies sei in Zeiten digitaler Konnektivität und grenzenlosen Online-Glücksspiels wichtiger denn je.
Die erst in diesem Jahr begonnene Glücksspielreform sei zügig vorangeschritten und Curaçao stehe nun eine neue Ära bevor.
„Dies ist ein Kernmoment, in welchem Curaçao sich von einem bloßen Hub für Offshore-Glücksspiel-Firmen zu einem reputablen Rechtssystem verwandelt und das Land erstmals die Früchte seiner eigenen Glücksspielindustrie ernten wird. Diese folgenreiche Entwicklung wird einen bedeutsamen Perspektivwechsel für die Wirtschaft darstellen.”
Silvania sei überzeugt, dass diese Weiterentwicklung der Glücksspielbranche insgesamt zugutekommen werde. Die internationale Kooperation von Regierungen und Glücksspielbehörden werde dazu beitragen, die Glücksspiellandschaften in Einklang zu bringen und die Integrität der Branche zu stärken. Gleichzeitig solle ein fairer Markt für die Anbieter sowie eine sichere Umgebung für Spielerinnen und Spieler geschaffen werden.
Curaçao profitiere indes von zusätzlichen Steuereinnahmen, da Lizenznehmer unter der neuen Gesetzgebung ihren Sitz auf der Insel haben und örtliches Personal anstellen müssen. Für die lokale Wirtschaft ergäben sich daraus zahlreiche neue Möglichkeiten für Ausbildungen und Beschäftigung.
Es würden neue Jobs in den Bereichen Kundendienst, Compliance und IT geschaffen. Die neuen Arbeitsplätze seien stabil und mit guter Bezahlung, so der Finanzminister weiter. Die zusätzlichen Steuereinnahmen und Lizenzgebühren wiederum sollen in die Infrastruktur, Bildung und das Gesundheitssystem fließen.
Lizenzgebühren höher als angekündigt
Wie den Lizenzbedingungen zu entnehmen ist, hat die Regierung die Gebühren für den Lizenzerhalt noch einmal deutlich angehoben. So war im Oktober die Rede von einer Erhöhung der jährlichen Gebühren von 25.000 Gulden (12.827 Euro) auf 95.000 Gulden (48.744 Euro).
Tatsächlich müssen die Antragsteller nun noch tiefer in die Tasche greifen und 120.000 Gulden (61.574 Euro) zahlen. Damit ist die neue Curaçao-Lizenz nun mehr als doppelt so teuer wie eine Lizenz der Malta Gaming Authority (25.000 Euro).
Neues Online-Portal soll Regulierung erleichtern
Trotz der erhöhten Gebühren und strengeren Vorgaben sei das Interesse an einer neuen Lizenz groß. Seit die Glücksspielbehörde der Insel am 1. November unter portal.gamingcontrolcuracao.org eine neue Plattform für Lizenznehmer eröffnet hat, hätten sich bereits knapp 100 Unternehmen registriert.
Seit heute können diese über das Portal dann offiziell ihren Lizenzierungsantrag einreichen. Auch künftig solle jedwede Kommunikation zwischen Anbietern und Behörde über die Plattform laufen.
Das neue Portal basiere auf einer einzigartigen Technologie mit einem Ticket-System. Die Kommunikation solle dadurch stets reibungslos und transparent, die Lizenzvergabe erleichtert werden. Laut Silvania unterstreiche die neue Technologie die Tatsache, dass Curaçao nach Fortschritt und Innovation strebe. Die Plattform sei das „Leuchtfeuer”, welches der Vorbote einer glänzenden Zukunft sei.
Teilnahme am Online-Glücksspiel für Einwohner verboten
Während die Inselbevölkerung in der Glücksspielbranche neue Karrierechancen erhalten soll, bleibt die Teilnahme am Online-Glücksspiel für sie weiterhin verboten. So heißt es in den Lizenzbedingungen, dass Unternehmen keine Spieler annehmen dürfen, die
- ihren Wohnsitz auf Curaçao haben,
- unter 18 Jahre alt sind,
- Angestellte des Unternehmens selbst sind,
- oder einen Selbstausschluss vom Glücksspiel durchgeführt haben.
Damit stellt sich die Frage, welche Spielerinnen und Spieler aus Sicht der Regierung in den neu lizenzierten Online-Casinos spielen sollen. Auch wenn das neue Glücksspielgesetz viele Parallelen mit den Regelwerken in europäischen Ländern hat, bleiben die Online-Casinos mit Curaçao-Lizenz in Ländern wie Deutschland, Niederlande, Spanien, Schweden und Co. weiterhin illegal, sofern keine zusätzliche Lizenz aus dem entsprechenden Land vorliegt.