Wettbetrug und Geldwäsche: Ermittlungen gegen mehr als 300 Personen auf Mallorca

Kopf der Bande soll ein bekannter Wettexperte und Influencer sein. 23 Personen wurden bereits verhaftet.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 19.09.2023

Wettbetrug und Geldwäsche: Ermittlungen gegen mehr als 300 Personen auf Mallorca

Kopf der Bande soll ein bekannter Wettexperte und Influencer sein. 23 Personen wurden bereits verhaftet.

Inhaltsverzeichnis

    Mehr als 300 Einwohner Mallorcas sind aufgrund des Verdachts organisierten Wettbetrugs und Geldwäsche ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten. In enger Zusammenarbeit mit Europol und Interpol ermitteln die spanische Polizeibehörde Cuerpo Nacional de Policía (CNP) und die spanische Steuerbehörde gegen eine große Zahl Spieler, Trainer und Manager verschiedener balearischer Fußball- und Tennis-Clubs. 

    Auch einige ehemals hochrangige Politiker sollen sich auf der Liste der Tatverdächtigen befinden. Laut Polizeiinformationen, die der Balearen-Zeitung Última Hora vorlägen, werde der „Sportwetten-Experte” Juan Gaya S. als Kopf des womöglich internationalen Wettbetrug-Rings vermutet. S. sei bereits festgenommen worden und müsse sich nun dem Vorwurf des bandenmäßigen Betrugs und der Geldwäsche in großem Stil stellen.

    Fußballspiele in mehreren Ländern manipuliert

    Die Organisation habe Spiele in verschiedenen Ländern manipuliert. Betroffen gewesen seien insbesondere Vereine der unteren Ligen der Balearen sowie in Rumänien. Mithilfe eines ausgeklügelten technologischen Systems sei es der Bande gelungen, Echtzeit-Daten vom Spielfeld abzufangen, noch bevor diese bei Buchmachern angekommen seien. 

    Der mutmaßliche Kopf der Gruppe soll sogar einen regionalen Fußball-Club in seiner Stadt Santa Eugènia gekauft haben, um alle Spiele des Vereins beeinflussen zu können. Gemeinsam mit seinem Bruder soll S. in seiner Heimatstadt ein gigantisches Netzwerk aus  „Kunden” koordiniert haben. 

    Einige davon seien aus polizeilicher Sicht eher „kleinere Fische”, die im Austausch gegen kleine Geldsummen ihre persönlichen Daten und Bankdaten zur Verfügung gestellt hätten. Der Hauptverdächtige hingegen sei in der Sportwetten-Szene Spaniens sehr bekannt und habe eine große Anzahl von Followern. 

    Über die manipulierten Spiele und Wetten soll die Gruppierung „eine große Menge Geld” eingenommen und gewaschen haben. In welcher Größenordnung die Summe liegen könnte, haben die Behörden noch nicht preisgegeben. Die Ermittlungen gegen die mehr als 300 Verdächtigen stünden noch am Anfang. 

    Bislang seien 23 Personen verhaftet worden. Die Restlichen hätten nun Ermittlungsbescheide seitens der Steuerbehörde zu erwarten.

    Wettbüros und Behörden gemeinsam gegen Wettbetrug

    Spielmanipulation und Wettbetrug sind nicht nur für Sportfans ärgerlich, sondern auch eine massive Bedrohung für die Anbieter von Sportwetten. Der Betrug findet an den Wettbüros und damit letztendlich auch an den normalen Kunden statt, die im Fall von Spielmanipulation nicht mehr in einem fairen Umfeld spielen können. 

    Buchmacher in Deutschland und auch anderen Ländern befinden sich daher in stetigem Austausch mit Ermittlungsbehörden und externen Organisationen, die sich für die Integrität des Sports und der Sportwetten engagieren. Eine der größten Organisationen dieser Art ist die International Betting Integrity Association (IBIA). 

    Laut dem jüngsten Jahresbericht der IBIA habe es im Jahr 2022 insgesamt 268 Meldungen potenzieller Vorfälle von Wettbetrug gegeben. Dies sei zwar ein Anstieg von 14 % im Vergleich zum Vorjahr, gleichzeitig aber auch ein gutes Zeichen. Da es sich lediglich um Meldungen, nicht um bestätigte Fälle handle, werde deutlich, dass die Überwachungssysteme der Buchmacher und die Kooperation mit der IBIA funktioniere. 

    Von den 268 Meldungen hätten 102 den Tennissport betroffen, 67 den Fußball. Zirka die Hälfte der Meldungen habe sich auf Partien innerhalb Europas bezogen. Die IBIA kooperiert nicht nur mit Sportwetten-Anbietern, sondern auch großen Sportverbänden wie der FIFA, UEFA, ITIA und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Das gemeinsame Ziel ist es, Spielmanipulation und Wettbetrug vollständig zu eliminieren.

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