Glücksspiel-Anbieter auf Guernsey engagieren sich gegen Geldwäsche im eigenen Sektor

Die Online-Casinos der Kanalinseln sind sehr wachsam im Bereich Geldwäsche-Prävention. Doch die internationale Kooperation muss gestärkt werden.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 23.08.2023

Glücksspiel-Anbieter auf Guernsey engagieren sich gegen Geldwäsche im eigenen Sektor

Die Online-Casinos der Kanalinseln sind sehr wachsam im Bereich Geldwäsche-Prävention. Doch die internationale Kooperation muss gestärkt werden.

Inhaltsverzeichnis

    Die für Guernsey lizenzierten iGaming-Unternehmen haben 2022 insgesamt 2.018 Geldwäsche- und Betrugs-Verdachtsmeldungen bei der Financial Intelligence Unit (FIU) eingereicht. Damit ging erneut der Großteil aller Meldungen (76 %) auf der britischen Kanalinsel von Online-Glücksspiel-Anbietern aus. Insgesamt sei die Zahl der Meldungen aber gesunken, heißt es im jüngsten Jahresbericht der FIU. 

    Dies liege vor allem daran, dass die Glücksspiel-Anbieter im Vorjahr etwas übereifrig gewesen seien und zum Teil dieselben Meldungen doppelt abgegeben hätten. Bei den Meldungen handele es sich nicht um bestätigte Verdachtsfälle, sondern insbesondere um gemeldete Auffälligkeiten bei Zahlungsströmen in Online-Casinos.

    Zahlreiche Glücksspiel-Websites auf den Kanalinseln

    Guernsey selbst hat keine eigene Glücksspielbehörde, die für die Erteilung von Lizenzen zuständig ist. Stattdessen reguliert die Alderney Gambling Control Commission den legalen Glücksspiel-Markt auf allen Kanalinseln und lizenziert und überwacht Online-Casinos, -Spielhallen, -Buchmacher, -Lotterien und -Poker. Aktuell sind auf den Kanalinseln 33 iGaming-Unternehmen aktiv und betreiben insgesamt 170 Portale für Online-Glücksspiel.

    Kampf gegen Geldwäsche, gefälschte Dokumente, Steuerbetrug und Korruption

    Insgesamt hat die FIU im letzten Jahr 2.656 Meldungen erhalten, von denen es sich bei 72 % um Verdachtsfälle von Geldwäsche handelt. Im Vorjahr 2021 gingen bei der FIU 3.600 Meldungen ein. In der hohen Zahl enthalten gewesen seien aber viele Doppelmeldungen, weshalb die FIU insbesondere die Glücksspiel-Anbieter aufgefordert habe, darauf zu achten, dieselbe Auffälligkeit nicht zweimal zu melden.

    Die iGaming-Unternehmen meldeten immer dann einen Geldwäscheverdacht, wenn sich nicht nachvollziehen lasse, aus welcher Geldquelle ein Spieler seine Einzahlungen beziehe. In einigen Fällen seien die Glücksspiel-Anbieter unter den registrierten Kunden auf Namen gestoßen, die in offiziellen Presseberichten zu schwerwiegenden Straftaten auftauchten. 

    Neben Verdachtsfällen von Geldwäsche melden die Online-Casinos und Buchmacher auch andere Auffälligkeiten. So beträfen 17 % der Meldungen Betrug und Dokumentenfälschung, 7 % Steuerhinterziehung und 2 % Korruption und Bestechung. Im Vergleich zum Vorjahr habe es in all diesen Bereichen einen leichten Anstieg der Meldungen gegeben, auch außerhalb der iGaming-Branche. 

    Keine bestätigten Fälle von Geldwäsche

    Geldwäsche stehe grundsätzlich mit verschiedenen kriminellen Aktivitäten in Verbindung. Diese seien aber nicht immer leicht zu identifizieren, schreibt die FIU. So stammten die illegal erworbenen Gelder insbesondere aus Drogenkriminalität, Warenschmuggel, Wildtierhandel, Menschenhandel, Prostitution, Manipulation an der Börse, Erpressung, Raub oder der Finanzierung von Proliferationsaktivitäten.

    Im Jahr 2022 habe es trotz der vielen Meldungen und Ermittlungen zu den gemeldeten Fällen auf Guernsey keine bestätigten Vorfälle gegeben, in denen Geldwäsche mit einer internationalen Bedrohung in Verbindung stehe. Dies heiße jedoch keineswegs, dass keine Straftaten begangen worden seien. 

    Oftmals gerieten die Ermittler bei der Zuordnung und Verfolgung krimineller Aktivitäten an ihre Grenzen, insbesondere weil 89 % aller Meldungen Personen mit Wohnsitz außerhalb der Kanalinseln beträfen. Die FIU wolle daher künftig mehr auf internationale Zusammenarbeit setzen. Bereits jetzt ist die FIU Guernsey Teil der von Deutschland initiierten Egmont Group. 

    Die Egmont Group für internationale Zusammenarbeit

    Auch in Deutschland ist eine Financial Intelligence Unit (FIU) für die Prüfung von Geldwäsche-Verdachtsfällen zuständig. Die deutsche FIU hat 2019 die sogenannte Egmont Group ins Leben gerufen, um eine internationale Plattform für den Austausch von Fachwissen zu Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu schaffen. Bislang sind der Gruppe weltweit mehr als 160 Mitglieder beigetreten. 

    Der Leiter der FIU Deutschland, Christof Schulte, schildert die Notwendigkeit der internationalen Kooperation: 

    Das immense Ausmaß grenzüberschreitender Geldwäschesysteme wurde uns in den letzten Jahren durch die Aufdeckung der verschiedenen Geldwäscheskandale eindringlich vor Augen geführt. Mit diesem Projekt konnten wir den Mehrwert von vertrauensvoller internationaler Zusammenarbeit deutlich hervorheben und einen wichtigen Beitrag für den gemeinsamen Kampf gegen internationale Geldwäsche leisten.”

    Glücksspielanbieter in Deutschland Verpflichtete im Geldwäschegesetz

    Die FIUs erhalten ihre Meldungen aus verschiedenen Branchen, in denen große Geldflüsse üblich sind. In Deutschland gibt es mehrere Branchen, die gemäß Geldwäschegesetz (GwG) zu den „Verpflichteten” zählen. Das heißt, Glücksspiel-Unternehmen, ebenso wie bspw. Banken, Immobilienmakler und Versicherungsvermittler, sind dazu verpflichtet, ihre Kunden nach dem „Know your Customer”-Prinzip zu identifizieren. 

    Verpflichtete müssen ein entsprechendes Sicherheitskonzept entwickeln, in welchem die Präventionsmaßnahmen gegen kriminelle Finanzaktivitäten geschildert werden. Zudem müssen sie Zahlungsströme überwachen und auffällige Zahlungen an die FIU melden. Meldungen erfolgen in elektronischer Form über das Portal „goAML“. 

    Auch in Deutschland gilt: Meldungen entsprechen nicht automatisch realen Vorfällen. Laut der International Betting Integrity Association (IBIA) stammt insgesamt nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Verdachtsmeldungen aus Deutschland.

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