Niederlande: Drastische Einzahlungslimits für Online-Casinos angekündigt

Niederländische Online-Casinos müssen sich auf strikte Einzahlungslimits einstellen. Eine Sorge um die Kanalisierung bestehe laut dem Rechtsschutz-Minister nicht.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 21.02.2024

Niederlande: Drastische Einzahlungslimits für Online-Casinos angekündigt

Niederländische Online-Casinos müssen sich auf strikte Einzahlungslimits einstellen. Eine Sorge um die Kanalisierung bestehe laut dem Rechtsschutz-Minister nicht.

Inhaltsverzeichnis

    Die legalen Online-Glücksspiel-Anbieter der Niederlande müssen sich auf tiefgreifende Gesetzesänderungen einstellen. Ab Oktober sollen für Online-Casinos und virtuelle Wettbüros erstmals einheitliche Einzahlungslimits gelten. Geplant sind tägliche, wöchentliche und monatliche Limits, die insbesondere an das Alter der Spielerinnen und Spieler angepasst sind. 

    Der zugrundeliegende Gesetzentwurf des Rechtsschutz-Ministers Franc Weerwind befinde sich nun in der Konsultation in dessen Ministerium, berichten niederländische Branchenmedien. Stakeholder der Branche könnten noch bis zum 3. April 2024 Stellung nehmen.

    Tägliches Einzahlungslimit von 5,35 € für junge Erwachsene

    Die geplanten Einzahlungslimits sind im internationalen Vergleich überraschend niedrig und dürften die legalen Anbieter vor große Herausforderungen stellen. Für junge Erwachsene bis 23 Jahren soll ein tägliches Einzahlungslimit von nur 5,35 € gelten. Das wöchentliche Limit für diese Altersgruppe soll bei 37,50 € und das monatliche Limit bei 150 € liegen. 

    Für Spielerinnen und Spieler ab mindestens 24 Jahren hingegen ist ein Tageslimit von 12.50 €, ein Wochenlimit von 87,50 € und ein Monatslimit von 350 € vorgesehen. Bei denjenigen, die sich neu in einem Online-Casino anmelden würden, sei das Limit dann entsprechend voreingestellt.

    Erhöhung der Limits nach intensiver Beratung möglich

    Eine Erhöhung sei individuell möglich, könne aber nur über ein umfangreiches Gespräch mit dem jeweiligen Kundenservice erreicht werden. Die Mitarbeiter müssten dabei ein festes Protokoll befolgen. Zu Beginn müsse darauf hingewiesen werden, was genau eine Erhöhung des Einzahlungslimits bedeute. 

    Die Antragsteller müssten unmissverständlich gefragt werden, ob sie bereit seien, den täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Betrag X zu verlieren. Das Wort „verlieren” müsse in jedem Fall in der Frage vorkommen, „einsetzen” reiche hier nicht aus.

    Im Anschluss müsse der beratende Mitarbeiter über die Risiken übermäßigen Spielens aufklären und auf das nationale Spielersperrregister CRUKS sowie auf die  Hilfsorganisation Loket Kansspel verweisen. Nach dem Gespräch erhalte der Antragsteller dann ein Protokoll des Gesprächsverlaufs, inklusive einer genauen Aufschlüsselung seiner eigenen Reaktionen.

    Pop-Ups bei bereits bestehenden Accounts

    Die neue Vorgabe solle zunächst nur für neue Spielerinnen und Spieler gelten. Bereits aktive Nutzer müssten hingegen nach der Gesetzesänderung mit regelmäßigen Pop-Ups rechnen. Das erste Pop-Up erscheine innerhalb von 30 Sekunden nach dem Login im Online-Casino oder beim Online-Wettanbieter. 

    Mit dem Pop-Up sollen die Spieler dann auf eine neue Informationsseite zu den gesetzlichen Limits eingeladen werden. Klicken Nutzer das Pop-Up weg, statt sich die Infoseite durchzulesen, erscheint das Pop-Up bei jedem weiteren Login, bis der Nutzer die Seite aktiv besucht.

    Warnungen, Verlustlimits und automatischer Logout

    Neben den neuen Einzahlungslimits solle es weitere Ergänzungen zum Glücksspielgesetz geben. Nach jeweils 30 Minuten Spielzeit sollen alle Spieler eine visuelle Erinnerung bekommen, wie lange sie gespielt und wie viel sie dabei eingesetzt und gewonnen oder verloren haben.

    Außerdem sei auch die Einführung eines anbieterübergreifenden Verlustlimits pro Person geplant. In welcher Höhe dieses liegen soll, geht aus der Berichterstattung noch nicht hervor. Erreiche ein Spieler dann während des Spielens eines der neuen Limits, erfolge ein sofortiger automatischer Logout.

    Keine Sorge um Kanalisierungserfolg

    Die neuen Maßnahmen basierten auf den Ergebnissen des im Oktober 2023 veröffentlichten Marktforschungsberichts der niederländischen Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA). Diesem zufolge gäben aktive Spielerinnen und Spieler pro Monat im Durchschnitt 170 € für Online-Glücksspiele aus. Bei jungen Erwachsenen bis einschließlich 23 Jahren liege der Betrag bei 59 €. 

    Minister Weerwind gehe daher davon aus, dass lediglich 15 bis 35 % aller aktiven Spieler von den neuen Regelungen betroffen sein würden. Daher sorge er sich auch nicht um die erfolgreiche Kanalisierung der Spieler in den legalen Markt. Der Minister hierzu: 

    Es ist nicht zu erwarten, dass (angehende) Spieler die Regelungen als derartige Hürde empfinden, dass sie sich illegalen Angeboten zuwenden. Daher werden die Maßnahmen keine Auswirkungen auf die Kanalisierungsziele haben.” 

    Vielmehr seien die Limits ein guter Kompromiss, um auf der einen Seite Nutzer vor potenziellen finanziellen Verlusten zu schützen, auf der anderen Seite aber ein attraktives legales Glücksspielangebot zu gewährleisten. Ob der Minister mit dieser Einschätzung recht behalten wird, dürfte sich dann in den Monaten nach der Gesetzesänderung zeigen. 

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