Jahresbericht der britischen Glücksspielkommission: Einblicke in die Glücksspiellandschaft

Die britische Glücksspielbehörde UK Gambling Commission (UKGC) hat ihren Bericht für 2022/23 veröffentlicht und bietet einen Einblick in die britische Glücksspiellandschaft.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 28.08.2023

Jahresbericht der britischen Glücksspielkommission: Einblicke in die Glücksspiellandschaft

Die britische Glücksspielbehörde UK Gambling Commission (UKGC) hat ihren Bericht für 2022/23 veröffentlicht und bietet einen Einblick in die britische Glücksspiellandschaft.

Inhaltsverzeichnis

    Die britische Glücksspielbehörde UK Gambling Commission (UKGC) hat kürzlich ihren Jahresbericht veröffentlicht. Berücksichtigt wurde dabei der Zeitraum zwischen dem 1. April 2022 und dem 31. März 2023. In diesem Report analysiert die Behörde die Performance des Glücksspielmarktes im Inselstaat unter der Leitung des Vorsitzenden Marcus Boyle und des CEO Andrew Rhodes.

    Wandel in Großbritanniens Glücksspiel-Industrie

    Das vergangene Jahr brachte einen Scheideweg für den britischen Glücksspiel-Sektor. Die Behörde legte eine Reihe von Strategien fest, die sich an fünf Eckpfeilern orientieren sollten:

    • Schutz von Kindern und gefährdeten Personen vor Schaden durch Glücksspiele
    • ein fairerer Markt und besser informierte Verbraucher
    • Verbannung der Kriminalität aus dem Glücksspiel
    • Optimierung der Erträge der National Lottery für gute Zwecke
    • eine optimierte Regulierung des Glücksspiels

    In dem veröffentlichten Report solle nun über die erfolgreiche Umsetzung des zweiten Jahres der Strategie berichtet werden. Zudem würden die Auswirkungen des kürzlich veröffentlichten White Paper der Regierung auf die künftige Entwicklung beleuchtet.

    Glücksspielmarkt nach Corona-Restriktionen vollständig erholt

    Dem Bericht zufolge sei der Gesamtbruttospielertrag im Vereinigten Königreich zwischen April 2021 und März 2022 um 11 % auf 14 Mrd. GBP angestiegen. Dieser sei von mehr als 2.400 lizenzierten Glücksspielbetreibern erwirtschaftet worden. Dagegen sei der Gesamtbruttospielertrag für den Online-Sektor um 6 % auf 6,4 Mrd. GBP (ca. 7,5 Mrd. Euro) gesunken.

    Rund 23,6 Millionen Erwachsene in Großbritannien hätten zwischen April 2022 und März 2023 Geld für Glücksspiele ausgegeben. Die Beteiligung an allen Glücksspielformen in den letzten vier Wochen habe 44 % betragen. Andererseits habe die Beteiligung am Online-Glücksspiel bis März 2023 bei 26 % und damit niedriger als die Beteiligung am terrestrischen Glücksspiel mit 27 % gelegen.

    Diese Entwicklung zeige, dass sich der Markt mittlerweile von den Auswirkungen der Restriktionen während der COVID-19-Pandemie erholt habe, so die UKGC. Die Daten deuteten darauf hin, dass eine Trendwende stattgefunden habe und die Kunden wieder zum terrestrischen Glücksspiel zurückgekehrt seien.

    Dieser Paradigmenwechsel in Bezug auf den Einzelhandel und das Internet werde dadurch bestätigt, dass die Wettbeteiligung im Internet von 26,9 % auf 25,3 %  gesunken sei, während die Wettbeteiligung in den terrestrischen Standorten von 24,5 % auf 27,5 % gestiegen sei. Im Vergleich zu den Jahren 2019 und 2020 sei jedoch ein Anstieg von 12,4 % festgestellt worden.

    Online-Glücksspiel fester Bestandteil der Glücksspielbranche

    Die wohl bedeutendste Veränderung, die die Glücksspiellandschaft in den vergangenen Jahren geprägt habe, sei die Verlagerung zum Online-Spiel. Moderne Technologie und Globalisierung hätten dazu geführt, dass Glücksspiel längst nicht mehr auf lokale Ereignisse begrenzt sei. Vielmehr handele es sich um einen globalen Marktplatz, der rund um die Uhr verfügbar sei.

    94 % aller Erwachsenen im Vereinigten Königreich hätten 2021 Zugang zum Internet gehabt. Es sei daher nicht verwunderlich, dass es langfristig einen Trend zu Online-Glücksspielen gebe. Dies führe zu einem Rückgang des terrestrischen Spiels.

    Dieses Phänomen betreffe nicht allein das Glücksspiel, sondern auch andere Sektoren. So entschieden sich immer mehr Menschen zum Online-Einkauf von Lebensmitteln. Auch rein digitale Banken würden immer beliebter.

    Rate der problematischen Glücksspiele bleibt niedrig

    Rhodes und Boyle sprachen über problematisches Glücksspiel und erklärten, dass die Rate der problematischen Glücksspieler von 0,3 % „statistisch stabil“ sei. Derzeit würden zwischen 160.000 und 340.000 Erwachsene auf der Grundlage des Problem Gambling Severity Index (PGSI) als problematische Glücksspieler eingestuft, während zwischen 270.000 und 480.000 als Risikospieler eingestuft seien.

    In der Erklärung des Führungsduos heißt es weiter:

    „Die genaue Messung von problematischem Glücksspiel und Schäden ist komplex und muss ständig weiterentwickelt werden. [...]“

    Glücksspielregulierung jetzt deutlich strenger

    Im Rahmen der behördlichen Maßnahmen im Zeitraum 2022/2023 habe die Kommission 24 Regulierungsmaßnahmen ergriffen. Diese hätten 60,1 Mio. GBP an Zwangsgeldern und Regulierungsvergleichen eingebracht (20,9 Mio. GBP an Geldbußen und 39,2 Mio. GBP an Regulierungsvergleichen).

    Rhodes und Boyle kommentieren:

    „Wir haben im Jahr 2021 deutlich gemacht, dass wir eskalierende Maßnahmen gegen rückfälliges Verhalten ergreifen würden, und genau das haben wir auch getan. Wir haben im vergangenen Jahr gegen insgesamt 24 Betreiber Vollstreckungsmaßnahmen ergriffen, weil sie gegen unsere Regulierungsvorschriften verstoßen haben, aber wir haben gesehen, dass viele andere im Rahmen unserer Verbesserungsmaßnahmen eng mit uns zusammenarbeiten, um die Vorschriften einzuhalten.“

    Im Bericht wird auf Rekordgeldstrafen hingewiesen, die einigen Branchengrößen auferlegt worden seien. So hätten William Hill 19,2 Mio. GBP und Entain Plc 17 Mio. GBP Bußgelder wegen Verstößen gegen die soziale Verantwortung und die Geldwäschebekämpfung zahlen müssen.

    Der Kommission würden jedoch noch viele arbeitsreiche Jahre bevorstehen, denn mit der Überarbeitung des Glücksspielgesetzes seien große Veränderungen im Glücksspielsektor geplant. Die Behörde und die Branche würden auch künftig zusammenarbeiten, um verantwortungsbewusstes, sicheres und faires Spiel zu gewährleisten.

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