UKGC: 85.000 Jugendliche von Glücksspielschäden betroffen

Die britische Glücksspielkommission veröffentlicht schockierende Zahlen: 85.000 Jugendliche leiden unter Glücksspielschäden.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 08.11.2024

UKGC: 85.000 Jugendliche von Glücksspielschäden betroffen

Die britische Glücksspielkommission veröffentlicht schockierende Zahlen: 85.000 Jugendliche leiden unter Glücksspielschäden.

Inhaltsverzeichnis

    Schockzahlen der UKGC: 85.000 Jugendliche von Glücksspielschäden betroffen

    Zahlen im kürzlich veröffentlichten Bericht der britischen Glücksspielkommission UK Gambling Commission (UKGC) zeigen einen schockierenden Anstieg der Zahl junger Menschen, die unter Glücksspielschäden leiden. So sollen nach Schätzungen der Behörde rund 85.000 Kinder und Jugendliche spielsuchtgefährdet sein. Nach Publikation der alarmierenden Daten wurden Stimmen laut, die ein dringendes Eingreifen der Regierung fordern.

    Problematisches Spielverhalten: Ursprung in der Familie

    Im Rahmen der Erhebungen der UKGC gab jeder Zehnte an, dass das Glücksspiel von Familienmitgliedern zu Problemen zu Hause geführt habe, während die Zahl derer, die angaben, dass ihre eigenen Gewohnheiten dazu führten, dass sie nicht mehr schlafen, die Schule schwänzen oder Hausaufgaben nicht machen konnten, zunahm.

    Etwa ein Viertel (26 %) der Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren gab an, im vergangenen Jahr mit ihrem eigenen Geld gespielt zu haben. Die Mehrheit setzte entweder auf gesetzlich erlaubte Aktivitäten wie Spielhallen oder in informellen Umgebungen wie unter Freunden.

    Die Umfrage ergab jedoch, dass die Zahl der jungen Menschen, die bei lizenzierten Buchmachern gespielt oder online Wetten platziert haben, oft unter Verwendung der Konten von Familienmitgliedern, seit 2023 „signifikant gestiegen“ ist.

    Etwa 6 % gaben an, dass sie auf lizenzierte Produkte wie Online-Buchmacher gesetzt haben, auf die sie rechtlich keinen Zugriff haben, gegenüber 4 % im Jahr 2023. Dies wird darauf zurückgeführt, dass Erwachsene Kindern erlauben, die Konten von Familienmitgliedern zu nutzen, insbesondere Jungen, die Wetten auf Fußball abschließen.

    Insgesamt hat sich der Anteil junger Menschen in Großbritannien mit einem Glücksspielproblem im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt, von 0,7 % auf 1,5 %, was etwa 85.000 Kindern entspricht. Bei Jungen stieg dieser Anteil auf 1,7 %, bei allen Kindern im Alter von 14 bis 17 Jahren auf 1,9 % und bei jungen Menschen in Schottland sogar auf 3 %.

    Eingreifen der Politik gefordert

    Der ehemalige konservative Parteivorsitzende Iain Duncan Smith, Mitglied des britischen Parlaments, bezeichnete die Zahlen als „erschreckend“ und forderte die Labour-Partei auf, die Reform der Regulierungsvorschriften nicht weiter hinauszuzögern.

    Smith sagte:

    „Wir warnen schon seit Ewigkeiten davor, und es wird immer schlimmer. Die Glücksspielunternehmen sind völlig außer Kontrolle und scheinen es auf junge Menschen abgesehen zu haben.“

    Duncan Smith, der einer parteiübergreifenden Gruppe zur Untersuchung von Glücksspielschäden vorsitzt, forderte die Labour-Partei auf, das im vergangenen Jahr veröffentlichte Weißbuch der vorherigen Regierung zur Regulierung des Glücksspiels wiederzubeleben und zu stärken.

    Das Weißbuch, dessen Versäumnis, die Glücksspielwerbung zu thematisieren, kritisiert wurde, liegt allerdings seit den Parlamentswahlen auf Eis. Die Regierung scheine immer noch unentschlossen zu sein, was sie tun werde, sagte Smith. Dieser Bericht zeige, dass sie sich nicht darauf ausruhen könnten. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, verschlimmere sich die Situation.

    Die Labour-Partei, die bereits wegen zahlreicher Verbindungen zum Glücksspielsektor unter die Lupe genommen wurde, hat sich bisher bedeckt gehalten, was seine Pläne zur Reform der Regulierung und Besteuerung einer Branche betrifft.

    Immerhin generiert die Glücksspielindustrie jährlich rund 11 Mrd. GBP. Die Schatzmeisterin Rachel Reeves erwog zwar Vorschläge zur Erhöhung der Steuern in dieser Branche, um einen Fehlbetrag von 22 Mrd. GBP im britischen Haushalt auszugleichen, lehnte diese aber letztendlich ab.

    Glücksspiel-Verband: Null-Toleranz-Politik gegenüber Wetten von Kindern

    Will Prochaska, der die Coalition to End Gambling Ads (CEGA) leitet, sagte, dies sei keine Überraschung, wenn man bedenke, dass jedes Kind im Vereinigten Königreich fast jeden Tag seines Lebens mit Glücksspielwerbung bombardiert werde.

    Auch ein Sprecher des Betting and Gaming Council (BGC), der Branchenlobbygruppe, bezog Stellung. Er sagte, dass seine Mitglieder eine „Null-Toleranz-Politik gegenüber Wetten von Kindern“ verfolgten.

    Die meisten Kinder, die spielten, täten dies mit Freunden oder an gesetzlich zugelassenen Arcade-Spielautomaten. Er fügte hinzu, dass es im Gegensatz zu illegalen Glücksspielseiten strenge Altersüberprüfungen gebe.

    Ein Regierungssprecher sagte:

    „Wir sind uns der Auswirkungen bewusst, die schädliches Glücksspiel auf Einzelpersonen und ihre Familien haben kann, und wir sind fest entschlossen, den Schutz für gefährdete Personen, einschließlich junger Menschen, zu verstärken.“

    Derzeit würden die Minister die jüngsten Daten und Erkenntnisse der UKGC sowie die gesamte Bandbreite der Glücksspielpolitik überprüfen und zu gegebener Zeit eine Aktualisierung vornehmen.

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