UK: Konsultation zur Glücksspielabgabe

Die britische Regierung startet Konsultation zur geplanten Glücksspielabgabe zur Finanzierung von Erforschung und Behandlung von Glücksspielschäden.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 17.10.2023

UK: Konsultation zur Glücksspielabgabe

Die britische Regierung startet Konsultation zur geplanten Glücksspielabgabe zur Finanzierung von Erforschung und Behandlung von Glücksspielschäden.

Inhaltsverzeichnis

    Britische Regierung startet Konsultation zu obligatorischer Glücksspielabgabe

    Die britische Regierung hat eine Konsultation zu den Plänen zur Einführung einer neuen, obligatorischen Glücksspielabgabe eingeleitet. Diese für alle Anbieter verpflichtende Abgabe sollen zusätzliche Mittel für Forschung, Bildung und Behandlung von Glücksspielschäden einbringen. Die Konsultation ist jetzt eröffnet und läuft bis zum 14. Dezember 2023.

    100 Mio. GBP jährlich für Spielsuchtforschung und -behandlung

    Die im White Paper zum Glücksspielgesetz vorgeschlagenen Maßnahmen brächten nach Angaben der Regierung schätzungsweise 100,0 Mio. GBP (115,5 Mio. €) pro Jahr ein. Die Abgabe soll direkt an die britische Glücksspielbehörde UK Gambling Commission (UKGC) fließen.

    Dadurch werde gewährleistet, dass alle lizenzierten Betreiber ihren zuvor festgelegten Anteil zahlen. Das derzeitige System der freiwilligen Abgabe erlaubt es den Betreibern, zu zahlen, was sie wollen.

    Die neue Abgabe würde für Online-Glücksspielanbieter eine Gebühr von 1 % des Bruttospielertrags bedeuten. Traditionelle Wettbüros und Casinos sollen einen Beitrag von etwa 0,4 % zahlen.

    Mit der Abgabe zur Finanzierung von Forschung und Therapie werde der nächste Schritt getan, um jene zu schützen, die am meisten von Glücksspielschäden bedroht seien, erklärt Kultusministerin Lucy Frazer.

    Die zusätzlichen finanziellen Mittel stärkten das Sicherheitsnetz und trügen zur Verwirklichung eines langfristigen Plans bei, der darauf abziele, stärkere Gemeinschaften aufzubauen und gleichzeitig Millionen von Menschen die Möglichkeit zu geben, weiterhin sicher zu spielen.

    Frazer führt aus:

    „Alle Glücksspielanbieter müssen ihren fairen Anteil zahlen. Diese Konsultation bietet der Branche, den Ärzten, den Betroffenen und der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich dazu zu äußern, wie die vorgeschlagene Glücksspielbetreiberabgabe funktionieren soll.“

    Finanzierung von NHS-Suchtkliniken sichern

    Mit der Umsetzung der verpflichtenden Abgabe habe die Glücksspielbranche keinerlei Mitspracherecht hinsichtlich der Verwendung der Gelder. Stattdessen werde die UKGC die Mittel direkt an den NHS und das UK Research and Innovation (UKRI) verteilen. Letzteres koordiniert die Finanzierung von Forschung und Innovation unter der strategischen Leitung der Regierung.

    Regierungsangaben zufolge werde die neue Finanzierung dem NHS in England, Schottland und Wales beträchtliche neue Ressourcen zur Verfügung stellen. Dies verbessere für Betroffene den Zugang zu Therapien und Hilfen.

    Weiterhin seien sieben neue Kliniken geplant. Außerdem soll eine Klinik, die sich mit der Behandlung von Glücksspielsucht bei Kindern und Jugendlichen befasst, ebenfalls in London eröffnet werden.

    Darüber hinaus wolle die Regierung die Entwicklung eines nationalen Präventionskonzepts unterstützen. Sie werde zudem unabhängige, qualitativ hochwertige Forschungsarbeiten finanzieren, um Politik und Praxis zu unterstützen.

    Der für die Regulierung des Glücksspiels zuständige Minister, Stuart Andrew, erklärt dazu:

    „Wir wissen, dass Glücksspielsucht Leben zerstören kann, deshalb arbeiten wir schnell an der Umsetzung unserer mutigen Reformpläne.“

    Britischer Branchenverband unterstützt Regierungspläne

    Der britische Branchenverband Betting and Gaming Council (BGC) hat sich bereits für die Pläne ausgesprochen. Ein Sprecher des BGC erklärt in der heutigen Pressemitteilung des Verbands, dass die Branche über einen Zeitraum von vier Jahren 100 Mio. GBP zur Finanzierung von Forschungs-, Bildungs- und Behandlungsdiensten spenden wolle, um glücksspielbedingte Schäden zu verhindern und problematisches Glücksspiel zu bekämpfen.

    Dies werde über ein freiwilliges Abgabesystem finanziert. Bis März 2024 sollen so 110 Mio. GBP zusammenkommen, um die wichtige Arbeit im Kampf gegen Glücksspielschäden zu finanzieren.

    Mit der derzeitigen freiwilligen Abgabe werde ein unabhängiges Netz von Wohltätigkeitsorganisationen finanziert, das rund 85 % aller in Großbritannien behandelten Problemspieler betreue. Die Gelder gingen nur an Wohltätigkeitsorganisationen, die von der UKGC akkreditiert worden seien. BGC-Mitglieder hätten kein Mitspracherecht bei der Verwendung der Mittel.

    Der BGC-Sprecher fordert jedoch, dass die Abgabe umfassender gestaltet und für alle Betreiber, einschließlich der Nationallotterie, gelten soll. Problemspieler würden auch mit ihren Produkten wie Rubbellosen und Sofortgewinn-Lotterien spielen.

    Auch müssten die Abgaben gerecht verteilt werden, so der Sprecher:

    „Sie muss auch auf einer gestaffelten Skala angewendet werden, mit kleineren prozentualen Beiträgen von landbasierten Betreibern, einschließlich unabhängiger Wettbüros auf unseren Einkaufsstraßen, die sich nach der Pandemie nur schwer erholen konnten und unverhältnismäßig höhere Fixkosten haben.“

    Es müsse auch eine angemessene Aufsicht geben, um sicherzustellen, dass die Mittel aus der Abgabe nur an Wohlfahrtsverbände und Organisationen verteilt werden, die echte gemeinnützige Dienste zur Spielerhilfe anbieten, ergänzt der Sprecher. 

    Weitere Veränderungen in der britischen Glücksspiellandschaft

    Die diskutierte Zwangsabgabe war nur einer von vielen Vorschlägen, die in dem White Paper vorgelegt wurden. Zu weiteren wichtigen Themen gehört die Bonitätsprüfung.

    Vorgeschlagen wurde, dass Spieler, die innerhalb von 24 Stunden 1.000 GBP oder innerhalb von 90 Tagen 2.000 GBP verlieren, einer detaillierten Bonitätsprüfung unterzogen werden sollen.

    Zudem sollen die Betreiber dazu angehalten werden, bei Spielern mit einem Nettoverlust von mehr als 125 GBP pro Monat bzw. 500 GBP pro Jahr „passive“ Kontrollen durchzuführen.

    In dem White Paper wird auch eine Konsultation zu den Einsatzobergrenzen vorgeschlagen. Darin ist vorgesehen, eine Obergrenze von 2 bis 15 GBP pro Spielrunde einzuführen.

    Es könnte auch eine Lockerung der Restriktionen für das terrestrische Spiel geben. So könnten zum Beispiel Casinos die Erlaubnis erhalten, auch Sportwetten anzubieten. Die Beschränkungen der Anzahl an Spielautomaten in größeren Casinos könnten ebenfalls gelockert werden. So ist ein Verhältnis von 5:1 für Spielautomaten zu Tischspielen vorgesehen.

    Was die Werbung anbelangt, so wird die UKGC eine Konsultation über neue vorgeschlagene Kontrollen für Kunden durchführen. In der Zwischenzeit könnte ein neuer Glücksspielbeauftragter eingeführt werden, der den Kunden eine Anlaufstelle für Fragen zur Branche bietet.

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