Grünes Licht für Massenstreik: Casinos in Las Vegas unter Druck

Am Las Vegas Strip könnten 22 Casinos bald von einem Massenstreik ihrer Mitarbeiter betroffen sein.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 28.09.2023

Grünes Licht für Massenstreik: Casinos in Las Vegas unter Druck

Am Las Vegas Strip könnten 22 Casinos bald von einem Massenstreik ihrer Mitarbeiter betroffen sein.

Inhaltsverzeichnis

    Zehntausende Casino-Mitarbeiter könnten mit einem koordinierten Streik die Casinos in Las Vegas lahm legen. Dies ist das Ergebnis einer Abstimmung der Gewerkschaft Culinary Union. Am Dienstag strömten 22.000 der insgesamt 53.000 Mitglieder der Gewerkschaft auf den Campus der University of Nevada, um ihre Stimme abzugeben. 95 % davon sollen für die Möglichkeit eines Massenstreiks gestimmt haben, berichtet die Gewerkschaft. 

    Hintergrund der Abstimmung sind die laufenden Vertragsverhandlungen für 40.000 Angestellte in den Casinos der Konzerne MGM Resorts International, Caesars Entertainment und Wynn Encore Resorts. Die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und den Casinos laufen bereits seit April und konnten nicht vor dem Vertragsende am 15. September beendet werden.

    22 Casinos von möglichem Streik betroffen

    Die Casino-Mitarbeiter arbeiten seither unter einem ausgelaufenen Vertrag. Daher solle nun Druck auf die Mega-Konzerne ausgeübt werden, so die Gewerkschaft. Sollte es zu einem Massenstreik kommen, wären insgesamt 22 Casinos am Las Vegas Strip betroffen. Die Erlaubnis zu streiken gilt für Raumpfleger, Servicekräfte, Pförtner, Pagen, Köche, Küchenpersonal, Barkeeper, Bar-Assistenten und Angestellte im Bereich Wäscherei. 

    Die Casino-Angestellten fühlten sich unfair bezahlt. Während die Casinos ihre Umsätze über die Jahre konstant hätten steigern können, seien die Löhne des Personals nur minimal erhöht worden. Aufgrund der Wirtschaftskrise der letzten Jahre, der Inflation und den stark gestiegenen Mietpreisen in Las Vegas lebten viele von ihnen am Existenzminimum. 

    Viele Casino-Angestellten seien daher inzwischen auf Zweit- oder Drittjobs angewiesen. Das Event zur Abstimmung sei daher unter dem Motto „One Job should be enough” [Ein Job sollte genug sein] organisiert worden.

    Rekordeinnahmen der Casinos

    Laut dem US-Amerikanischen Glücksspielverband American Gaming Association (AGA) habe der US-Glücksspiel-Sektor 2022 erstmals mehr als 60 Mrd. USD Umsatz generiert. Allein 8 Mrd. USD davon entfalle auf die Casinos am Las Vegas Strip. Auch die Zahlen der drei kritisieren Casino-Konzerne zeigen, wie gut das Geschäft läuft. 

    MGM Resorts berichtete im August in einer Pressemitteilung, im zweiten Quartal 2022 Nettoumsätze in Höhe von 2,1 Mrd. USD generiert zu haben. Bei Caesars sollen es im gleichen Zeitraum 2,9 Mrd. USD gewesen sein, bei Wynn Resorts hingegen 1,6 Mrd. USD. Ted Pappageorge, der Kassenwart und Haupt-Verhandelnder der Culinary Union, kommentiert hierzu:

    „Die Unternehmen generieren Rekordeinnahmen und wir fordern, dass die Angestellten nicht auf der Strecke bleiben und ihren fairen Anteil vom Erfolg abbekommen. [...] Die Angestellten haben die Industrie aufgebaut und erfolgreich gemacht und genau deshalb fordern wir, dass sie auch von dem finanziellen Erfolg profitieren.”

    Mehr Arbeit für weniger Arbeitskräfte

    Die Gewerkschaft fordert nicht nur eine Lohnerhöhung für die Angestellten, sondern auch eine merkliche Entlastung bei der Arbeit. In den letzten Jahren hätten die Casinos zunehmend Stellen abgebaut, obwohl die zu verrichtende Arbeit keinesfalls weniger geworden sei. 

    Die Arbeitslast sei schlicht auf weniger Angestellte aufgeteilt worden, wodurch jeder einzelne mehr Verantwortung erhalten habe. Auf Freizeit und Zeit mit der Familie hätten viele Arbeiter daher zunehmend verzichten müssen.

    Konkret fordert die Gewerkschaft unter anderem, dass die Casinos auf verpflichtende tägliche Zimmerreinigung verzichten, wie es bereits in der Hotel-Industrie gehandhabt werde. Gäste könnten dann selbst entscheiden, ob es einer Reinigung bedürfe oder nicht. 

    Außerdem solle der Arbeitsplatz für die Casino-Angestellten sicherer werden, indem ein Panik-Knopf bereitgestellt werde, über den im Falle einer Bedrohung schnell Hilfe angefordert werden könne.

    Anti-Streik-Klausel soll beibehalten werden

    Von einigen internationalen Medien kritisch aufgegriffen wird jedoch der Punkt, dass sich die Gewerkschaft nicht für eine Abschaffung einer Anti-Streik-Klausel einsetzt. Die Gewerkschaft fordere lediglich, dass der entsprechende Paragraph in den Arbeitsverträgen etwas klarer formuliert werden solle. 

    Zudem bedeute die reine Erlaubnis des Massenstreiks seitens der Gewerkschaft nicht, dass es auch zu einem solchen Streit komme. Den letzten Streik habe die Gewerkschaft im Jahr 1984 organisiert. 

    Die Gewerkschaft selbst hat bisher noch keine klare Aussage dazu gemacht, ob ein Streik realistisch sei. Pappageorge äußerte gegenüber den Medien lediglich, dass die Verhandlungsgegner noch sehr weit voneinander entfernt seien. Er gehe aber davon aus, dass das klare Votum am Dienstag für die Casinos Grund genug sein werde, die Verhandlungen zur Zufriedenheit aller zu Ende zu bringen.

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