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Macaus Glücksspiel-Branche boomt und das Land soll wachsen
Die Casinos in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau haben sich von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie vollständig erholt. Wie internationale Wirtschafts- und Finanzmedien berichten, hätten die Casinos im Juli dieses Jahres umgerechnet 1,89 Mrd. Euro Umsatz generiert - eine Steigerung um mehr als 4.000 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Doch seit Jahren wird es immer enger im tropischen Glücksspiel-Paradies. Das mit Ausnahme der Corona-Krise konstante Wirtschaftswachstum, der boomende Tourismus und die wirtschaftlich unerlässliche Zuwanderung sorgen für Platzmangel. Die Lösung: Landgewinnung - doch zu welchem Preis?
Quo vadis, Macau? Glücksspiel-Metropole braucht mehr Platz für Casinos und Wohnraum
Mit nur 33 km² Fläche und fast 700.000 Einwohnern ist Macau die am dichtesten besiedelte Fläche der Erde. Tatsächlich war Macau vor knapp 100 Jahren mit nur 11,6 km² Fläche sogar noch deutlich kleiner. Landgewinnung ist also bei weitem kein neues Projekt für die Sonderverwaltungszone.
Die jüngste geographische Ergänzung ist die 1,4 km² große sogenannte New Urban Zone Area A, wo nun der Bau von 32.000 Wohnungen, Schulen, Einkaufszentren und Parks begonnen hat. Laut Plan sollen die Bauarbeiten auf der nördlichen Hälfte der künstlich angelegten Insel bereits 2024 abgeschlossen sein.
Doch dabei soll es nicht bleiben. Im Herbst letzten Jahres hat die chinesische Zentralregierung der Metropole erneut genehmigt, ihre Landmasse noch weiter auszubauen. Damit beweisen China und Macau nun ein sehr rasches Vorgehen beim Erreichen der Ziele des 2020 verabschiedeten und im Februar 2022 in Kraft getretenen Urban Master Plan 2040.
Der Urban Master Plan 2040: Schaffung von 3,8 km² neuer Landmasse
Das Projekt Urban Master Plan 2040 sieht vor, die Landfläche Macaus bis zum Jahr 2040 auf insgesamt 36,8 km² zu erweitern. Aus dem 2022 vorgestellten Bericht des Ministeriums für Land, öffentliche Arbeit und Transport (DSSOPT) geht hervor, dass die zu schaffenden Landflächen dem erwarteten Bevölkerungsanstieg gerecht werden sollen.
„Das Master Plan Projekt sieht langfristig neue Landmassen für urbane Entwicklung und Bodenreserve vor, um auf das künftige Bevölkerungswachstum zu reagieren und die künftigen sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse zu decken.”
Es werde erwartet, dass die Einwohnerzahl Macaus bis 2040 bei 808.000 Menschen liegen werde. 18 % der neu zu schaffenden Fläche sollen nicht-urbanen Zwecken dienen, sondern aus naturbelassenen Hügeln, Gewässern und Sumpfgebieten bestehen. Weitere 18 % sollen für Glücksspiel und Tourismus ausgelegt werden. Zum Vergleich: Auf 10 % der künftigen Fläche soll gemeinnützige Infrastruktur entstehen, 4 % sind für den Handel und 2 % für die Industrie vorgesehen.
Casino-Personal umsiedeln statt einfliegen
Aktuell ist es vor allem das Personal der Glücksspiel- und Entertainmentbranche, welches keinen Platz mehr in Macau findet. Neben Angestellten aus Festlandchina greifen die Casinos seit Jahren vermehrt auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Philippinen zurück. Diese pendeln dann täglich mit dem Flugzeug.
Die Casino-Branche ist nicht nur der wichtigste Arbeitgeber des Landes, sondern generiert auch 50 % aller Umsätze der Sonderverwaltungszone. Erst Anfang des Jahres haben die sechs dort aktiven Glücksspielkonzerne Galaxy Entertainment Group, Las Vegas Sands, MGM Resorts International, Melco Resorts, SJM REsorts und Wynn Resorts ihre Lizenzen mit einer Gültigkeit bis Ende 2032 erneuert bekommen.
Weniger Abhängigkeit von den Casinos
Tatsächlich hofft die Regierung von Macau aber, langfristig weniger abhängig von der Casino-Industrie zu sein. Auch die Zentralregierung in Peking übt in dieser Hinsicht Druck auf die Sonderverwaltungszone aus, die mittlerweile schneller wächst als Hong Kong. Chinesischen Medienberichten zufolge möchte Staatspräsident Xi Jiping in der Wirtschaft mehr Raum für das Wachstum verschiedener moderner Technologiezweige schaffen. Auch solle die traditionelle chinesische Medizin wieder vermehrt in den Fokus rücken.
Landgewinnung in Macau: Ein ökologisches Desaster?
Ganz unumstritten sind die Landgewinnungspläne Macaus keineswegs. Gerade im Rahmen der globalen Klimawandel-Diskussionen läuten bei Umweltexperten die Alarmglocken. So sorge das massive Ausbaggern von Flüssen oder Meeresboden dafür, dass das gesamte betroffene Ökosystem aus dem Gleichgewicht komme.
In Macau hat man in der Vergangenheit bereits feststellen müssen, dass das Umleiten und Blockieren von natürlichem Gewässer zu einem Sterben der Mangrovenwälder führt. Ebenso wie in China wurden auch in Macau inzwischen Projekte zur Restoration dieser ökologisch hoch wichtigen Wälder ins Leben gerufen. Ob dadurch wieder ein natürliches Gleichgewicht geschaffen werden kann, ist fraglich.
Macau hält in jedem Fall an seinem milliardenschweren Projekt fest. Einer chinesischen Studie zufolge werde die geplante Landgewinnung von 3,8 km² umgerechnet knapp 1,5 Mrd. Euro kosten. Ein Großteil dieser Summe stammt wiederum aus den Steuern aus der Glücksspielbranche, womit sich der Kreis schließt.