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Der Wirtschaftsforensiker Luigi Faneyte erhebt schwere Vorwürfe gegen den Finanzminister von Curaçao, Javier Silvania, sowie gegen drei maltesische Investoren. Es geht um behördliches Fehlverhalten, Betrug, Veruntreuung, Korruption und Geldwäsche im Zusammenhang mit der Erteilung von Online-Glücksspiel-Lizenzen nach Inkrafttreten der neuen Glücksspielverordnung (LOK).
Eine Glücksspielbehörde ohne Personal
Auf mehreren Hundert Seiten habe Faneyte in einem Bericht Indizien zusammengetragen, die den Minister und die Investoren schwer belasten, berichtete der Curaçao Chronicle am Dienstag. Der Wirtschaftsforensiker und Politiker wolle damit nun an die Öffentlichkeit gehen, da die Beweislast erdrückend sei.
„Es gibt eine sehr ausgedehnte Geldspur. Daher müssen wir dem Geld folgen und genau darauf werde ich mich in den nächsten Monaten fokussieren, denn unser Land verdient etwas viel besseres. Ich habe der Staatsanwaltschaft meine selbstlose Unterstützung bei den weiteren Ermittlungen angeboten. Angesichts des Ausmaßes dieses Falls, der weit nach Malta hineinzureichen scheint, können sie jede Hilfe gebrauchen.”
Mit seinen Nachforschungen habe er begonnen, als Ungereimtheiten rund um die Arbeit der neuen Glücksspielbehörde ans Licht gekommen seien. So habe einer der Investoren am 15.11.2023 erklärt, dass die Glücksspielbehörde mit ihren 170 Mitarbeitern bereit sei, Lizenzen auszustellen.
Aus Sicht von Faneyte habe die Tatsache, dass nun 170 Einwohner der Karibikinsel eine Arbeitsstelle in der Branche gefunden hätten, „zu gut, um wahr zu sein” gewirkt. Während eines technischen Briefings im Parlament habe sich dann drei Monate später herausgestellt, dass keine einzige Person eingestellt worden sei und die Behörde nach 85 künftigen Angestellten suche.
Später hätten Repräsentanten der Glücksspielbehörde dann ausgesagt, dass der Investor mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) Lizenzen erteilt habe. Für den Politiker, der sich für eine stärkere Integration Curaçaos mit den Niederlanden und Europa einsetzt, sei dies ein Skandal.
Für eine seriöse Glücksspielregulierung benötige man ausreichend Personal, wie sich beim Vergleich mit den Niederlanden zeige. Dort seien mehr als 100 Personen in der zuständigen Kansspelautoriteit beschäftigt, während die Behörde nur einen Bruchteil der Lizenzen ausgeteilt habe, die es in Curaçao gebe.
Das bankrotte Krypto-Casino
Ein weiterer Aspekt, der Faneytes Argwohn geweckt habe, sei der Bankrott des Krypto-Casinos BC Game nur wenige Monate, nachdem es in Curaçao eine Lizenz erhalten habe. Entsprechend sei die Lizenz ohne angemessene Kontrollen im Vorfeld erteilt worden, was zum Bankrott und finanziellen Schäden in Höhe von 15 Mio. Antillen-Gulden (7,9 Mio. Euro) geführt habe.
Darüber hinaus gebe es im Kontext von BC Game Hinweise auf Geldwäscheaktivitäten und Betrug. So sei ein Versuch unternommen worden, die Lizenz von BC Games an ein anderes Online-Casino weiterzugeben, nachdem der Anbieter mit der spanischen Glücksspielbehörde und zwei Spielern in rechtliche Konflikte geraten sei.
Der Wirtschaftsforensiker befürchte, dass Curaçao letztendlich auf den entstandenen Schulden und Schäden sitzen bleiben werde. Dies könne zu weiteren Klagen und einer massiven Rufschädigung Curaçaos führen.