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Gaming in Germany Webinar: Regulatorische Neuigkeiten und Entwicklung des Glücksspielmarktes
Gaming in Germany hat am Montag, den 2. Oktober 2023 zum Webinar „Regulatory update, market developments & compliance“ geladen. Ziel der Online-Veranstaltung war es, die neuesten regulatorischen und wirtschaftlichen Entwicklungen des deutschen Glücksspielmarktes sowie relevante Compliance-Lösungen zu beleuchten. Die geladenen Gäste waren Dr. Joerg Hofmann, Senior Partner von der Rechtsanwaltskanzlei Melchers, Jochen Biewer, Geschäftsführer der Chevron Gruppe, sowie Robert Lenzhofer, Geschäftsführer von Hölle Games. Durch das Webinar führte Willem van Oort.
Signifikante regulatorische Neuigkeiten
In den kommenden Wochen könne vorsichtig auf den Evaluierungsbericht über den regulierten Online-Glücksspielmarkt in Deutschland geblickt werden. Dessen Veröffentlichung werde im Laufe dieses Jahres erwartet.
Aktuell würden potenziell disruptive Marktentwicklungen beobachtet. Werden die Betreiber, die derzeit den Markt für virtuelle Spielautomaten beherrschen, ihre führende Position behalten und wie sehen die wichtigsten regulatorischen Entwicklungen aus?
Diese Frage konnte Dr. Hofmann beantworten. Es seien zahlreiche Neuerungen zu beobachten gewesen. Doch in den letzten zwei Wochen sei es zu besonders interessanten Entwicklungen gekommen.
Unterbesetzung in der Glücksspielbehörde führt zu Verzögerungen
Derzeit gebe es etwa 40 zugelassene Anbieter für virtuelles Automatenspiel. Rund 300 Spieletitel seien zugelassen worden. Das sei schockierend, so Dr. Hofmann, denn es hätten mittlerweile einige tausend Spiele fertig geprüft sein sollen.
Einer der Gründe für diese ernüchternd niedrigen Zahlen sei die Unterbesetzung in der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL). Es sei das Budget für 110 Vollzeitstellen verfügbar, aber nur 68 Stellen seien besetzt. Davon gebe es eine Reihe Halbtagspositionen. Ein weiteres Problem sei, dass ein Spiel für jeden Anbieter geprüft werden müsse. Das koste viel Zeit.
Die aktuellen Aktivitäten der GGL
Eine weitere Neuigkeit sei die Anhebung des Einzahlungslimits für Anbieter virtueller Automatenspiele. Es sei nun möglich, anbieterübergreifend monatlich bis zu 30.000 € einzuzahlen.
Das bedeute aber auch ein neues Monitoring-System. Bei einer Erhöhung des Einzahlungslimits auf 10.000 € müsse unter anderem gewährleistet werden, dass die Spieler nicht mehr als 20 % Verluste generieren. Hinzukomme das Mindestalter von 21 Jahren bei Spielern, die ein Einzahlungslimit zwischen 10.000 € und 30.000 € beantragt hätten.
Es gebe aber ein Problem, so Hofmann:
„Dabei geht es um den Anbieter, der diese Limiterhöhung gewährt. Der Spieler entscheidet dann, wo er spielt. Wenn er den Anbieter wechselt, hat der neue Betreiber keinen Einblick über diese Limits. Ich denke, das macht in der Praxis kaum Sinn.“
Hofmann ging auch kurz auf das Vorgehen gegen illegale Anbieter seitens der Behörde ein. Diese sei intensiviert worden. Dennoch seien die illegalen Spielangebote immer noch ein großes Problem für die legalen Betreiber.
Neuigkeiten im Bereich Compliance- und Risikomanagement
Auch im Bereich Compliance- und Risikomanagement gibt es einige Neuigkeiten zu berichten. Darüber berichtet Jochen Biewer von Chevron Consultants. Das Unternehmen unterstützt Kunden bei der Erstellung von Antragsunterlagen für Glücksspiellizenzen in ganz Europa.
Die strengen Regulierungsvorgaben bedeuteten hohe Kosten für die Betreiber, insbesondere für diejenigen, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Märkten aktiv seien. Daher sei es notwendig, die Ausgaben so niedrig wie möglich zu halten.
Es sei wünschenswert, ein Compliance-System zu schaffen, das nicht nur mit dem deutschen Markt, sondern beispielsweise auch mit den Anforderungen in den Niederlanden kompatibel sei.
Hinzukomme, dass neue Märkte erschlossen würden. Dabei richteten sich die Blicke der Anbieter nicht nur auf den US-Markt, sondern auch auf andere Nicht-EU-Länder wie Dubai.
Eine gute Nachricht für Anbieter sei, dass KYC-Lösungen nicht mehr auf einen Markt ausgerichtet seien. Vielmehr könnten mehrere Märkte über ein API bedient werden.
„Spezielle lokale Lösungen dürften nicht mehr die Zukunft sein.“
Biewer sprach sich anschließend über die Vorteile von Anbietern alternativer Streitbeilegungsverfahren (ADR) aus. In einigen Jurisdiktionen wie Italien sei die Kooperation mit einem ADR bereits obligatorisch.
ADR sind vorgerichtliche Mediatoren. Sie erhalten die Beschwerden der Spieler und können Lösungen bieten, bevor es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Insbesondere wenn der Anbieter seinen Sitz in einem anderen Land habe, biete dieses Verfahren große Vorteile.
Die Sonderstellung der Lotterie-Anbieter
Zugelassene Anbieter für Lotterien könnten auch virtuelle Automatenspiele anbieten. Damit hätten sie gegenüber Anbietern, die ausschließlich Spielautomaten im Angebot hätten, einige Vorteile.
Lotterien werden derzeit ausschließlich von staatlichen Betreibern angeboten. Damit hätten sie den Vorteil, dass sie keine Verluste generieren könnten. Zudem könnten Lotterien Jackpots anbieten. Privaten Spielautomaten- und Sportwetten-Veranstaltern sei dieses Privileg untersagt.
Dennoch könnten Lotterien eine Lizenz für virtuelles Automatenspiel beantragen. Aktuell besitzen Lotto Hessen und Lott Baden-Württemberg Zulassungen für Online-Slots.
Doch dies könne Unruhe in den Markt bringen, sagte Robert Lenzhofer von Hölle Games:
„Lotterie-Anbietern genießen eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. 40 – 50 % der Menschen kaufen sich jedes Jahr ein Lotterie-Ticket. Zudem geht das Geld an einen guten Zweck, zum Beispiel in die Sport-Förderung oder an andere wohltätige Organisationen.“
Auch private Lotterie-Vermittler hätten bereits Lizenzen für das Automatenspiel erhalten. Das sei von Vorteil, denn sie könnten mit ihren Lotterie-Produkten im Markt Fuß fassen und durch Cross-Selling auch Automatenspiele anbieten.
Der Vorteil für die anderen Slots-Anbieter sei, dass dadurch das Bewusstsein geweckt werde, dass Automatenspiele auch legal in Deutschland angeboten werden dürften.