GGL: Regulierung der Lootboxen erforderlich

Nach zahlreichen kontroversen Diskussionen zu Regulierung der Lootboxen beschäftigt sich nun auch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder mit der Thematik.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 04.03.2024

GGL: Regulierung der Lootboxen erforderlich

Nach zahlreichen kontroversen Diskussionen zu Regulierung der Lootboxen beschäftigt sich nun auch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder mit der Thematik.

Inhaltsverzeichnis

    Deutsche Glücksspielbehörde unterstützt Regulierung der Lootboxen

    Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) hat am Freitag in einer Pressemitteilung erklärt, sich verstärkt für eine umfassende Regulierung der Lootboxen einzusetzen. Damit wolle die Behörde die Appelle für eine wirksame Regulierung der Ingame-Käufe in Videospielen unterstützen.

    Rechtliche Bewertung: Sind Lootboxen als Glücksspiel einzuordnen?

    Der GGL obliege in der Diskussion die Koordinierung der rechtlichen Bewertung, ob es sich bei Lootboxen tatsächlich um Glücksspiel handele, heißt es in der Mitteilung. Aus diesem Anlass organisierte die Behörde am 28. Februar 2024 einen Expertenworkshop.

    Zu den Teilnehmern gehörten Prof. Martin Maties von der Universität Augsburg und Leiter der Forschungsstelle für E-Sport-Recht und sein Kollege Dr. Lennart Brüggemann. Die Experten beleuchteten rechtliche Aspekte, die sich im Bereich zwischen Gaming und Gambling befinden.

    Die Resultate des Workshops sollen als Basis für weitere Entscheidungen dienen. Gemeinsam mit den Ländern plane die GGL die Organisation weiterer Experten-Veranstaltungen. Zu welchem Ergebnis die Experten im Rahmen des Workshops kamen, verriet die Behörde allerdings nicht.

    Vielmehr erklärte die GGL, dass die glücksspielrechtliche Einordnung der Lootboxen nur ein Teil der gesamten Debatte sei. Es müsse auch bewertet werden, welche Handlungsmöglichkeiten es gebe, um den Kinder- und Jugendschutz zu gewährleisten.

    Die zuständigen Behörden sollen daher alle Handlungsmöglichkeiten und Aspekte untersuchen, um den Gefahren entgegenzuwirken, die von Lootboxen ausgehen könnten.

    Jahrelange kontroverse Diskussion um Lootboxen

    Für die Spielebranche stellen Lootboxen einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor dar. Allein im Jahre 2020 konnten die Unternehmen mit Ingame-Käufen einen Umsatz von 15 Mrd. USD erzielen.

    Während Lootboxen in Belgien und in den Niederlanden bereits verboten sind, gibt es in Deutschland keine rechtliche Einordnung. Die Positionen zu diesem Thema seien überaus kontrovers, auch länderübergreifend

    So reichten sie von Aussagen wie „Lootboxen sind grundsätzlich kein Glücksspiel“ über „Lootboxen können im Einzelfall Glücksspiel darstellen“ bis „Lootboxen stellen regelmäßig Glücksspiel dar“.

    WestLotto als Vorkämpfer der Lootboxen-Regulierung

    Die Westdeutsche Lotterie GmbH & Co. OHG (WestLotto) setzt sich bereits seit Längerem dafür ein, Lootboxen zu regulieren. Bereits im vergangenen Oktober hat der staatliche Glücksspiel-Anbieter auf eigene Initiative einen Gesetzentwurf vorgelegt, der auf die Regulierung Glücksspiel-ähnlicher Spielinhalte abzielt.

    WestLotto veranstaltete zudem am 26. Februar 2024 die Expertenanhörung Jugendschutz in digitalen Spielen in Berlin, nur wenige Tage vor dem Experten-Workshop der GGL.

    Zu den rund 200 Gästen aus Politik, Wissenschaft und Praxis in der NRW-Landesvertretung in Berlin sowie im Stream gehörten unter anderem die Schirmherrin der Veranstaltung Dorothee Feller, Schul- und Bildungsministerin NRW sowie Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter des Bundes.

    Blienert zufolge seien neue Regeln beim Thema Lootboxen nicht zwingend notwendig und er berief sich auf die bereits bestehende Gesetzgebung, die konsequent angewandt werden müsse. Außerdem wünsche er sich eine Beteiligung der Anbieter von Lootboxen an der Debatte.

    Für Fabian Gramling, Berichterstatter Games der CDU/CSU-Fraktion, sei hier die Politik in der Pflicht:

    „Aufgabe der Politik ist es, Probleme zu lösen – und Lootboxen sind ein Problem. Wir benötigen eine Regulatorik, um den Kinder- und Jugendschutz zu gewährleisten.“

    Anna Kassautzki (SPD), stellvertretende Vorsitzende des Bundestags-Digitalausschusses, erklärte, dass auf Computerspiele und Lootboxen ein differenzierter Blick notwendig sei. Die mit Lootboxen verbundene Spielkultur werde selbst von Gamern häufig abgelehnt. Es dürfe nicht alles verteufelt werden. Aber die Gefahren müssten dennoch erkannt werden.

    WestLotto: Forschung zu Lootboxen zwingend notwendig

    Experten gehen davon aus, dass Kinder und Jugendliche, die schon früh mit glücksspielähnlichen Elementen in Kontakt kämen, vermehrt in Gefahr seien, problematisches Spielverhalten zu entwickeln.

    Darauf weise WestLotto bereits seit Jahren hin und strebe daher eine angemessene Regulierung an, erklärte WestLotto-Geschäftsführer Andreas Kötter:

    „Als Anbieter von Glücksspielen sind wir spätestens dann gefordert, wenn die Jugendlichen erwachsen sind und sich mit Glücksspielen beschäftigen dürfen. Deshalb setzt unsere Strategie für verantwortungsvolles Spiel unter Einbeziehung der Wissenschaft bereits bei Jugendlichen an, um diese rechtzeitig in Sachen Prävention zu erreichen.“

    Kinder und Jugendliche würden mit glücksspielähnlichen Elementen konfrontiert, ohne den Umgang damit zu lernen. Auch den Eltern fehle der Überblick, erklärte Linda Scholz von der Fachstelle Jugendmedienkultur NRW. Gaming und Glücksspiel seien unübersichtlich vermischt, ergänzte Theologe Max Tretter von der Universität Erlangen.

    Nicht nur konkrete Regeln seien erforderlich, sondern auch weitere Forschungsbestrebungen im Bereich Lootboxen, sagte Suchtforscher Prof. Gerhard Bühringer von der TU Dresden.

    In seinem Vortrag zu den gesetzlichen Regulierungsoptionen verwies Jurist Robin Anstötz vom Institut GLÜG auf die Zuständigkeit des Bundes. Dass das Thema gerade brandaktuell sei, zeigten nicht zuletzt die Dringlichkeitsanträge aus der Bremischen Bürgerschaft, die für klare Regulierung oder gar ein Verbot plädieren.

    Es bewegt sich derzeit viel in der Diskussion zu Lootboxen und anderen glücksspielähnlichen Elementen im Gaming-Bereich. Es stellt sich die Frage, wie eine effiziente Regulierung am Ende aussehen könnte.

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