Schweizer Casino St. Moritz schließt für immer

Casino St. Moritz schließt - Traditionshaus im Engadin stellt Betrieb per sofort ein

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 30.04.2025

Schweizer Casino St. Moritz schließt für immer

Casino St. Moritz schließt - Traditionshaus im Engadin stellt Betrieb per sofort ein

Inhaltsverzeichnis

    Casino St. Moritz schließt überraschend – ESBK leitet Lizenzentzug ein

    Am 29. April 2025 ist das Casino St. Moritz überraschend und mit sofortiger Wirkung geschlossen worden. Die Spielstätte im mondänen Schweizer Ferienort stellte ihren Betrieb ein – ein schwerer Schlag für die Tourismusregion. Insgesamt 31 Mitarbeiter verloren mit dem plötzlichen Aus ihre Anstellung. Jetons konnten nur noch bis zur Schließung eingelöst werden.

    Hauptaktionärin zieht sich zurück – Finanzierung nicht mehr gesichert

    Wie das Unternehmen auf seiner Website mitteilte, sei der Entscheid zur Schließung „auf wirtschaftliche Überlegungen zurückzuführen, insbesondere aufgrund der herausfordernden Marktsituation im Online-Bereich, der starken saisonalen Schwankungen am Standort sowie der fehlenden langfristigen finanziellen Perspektive“.

    Ausschlaggebend für das abrupte Ende war der Rückzug der Hauptaktionärin, wie die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) bestätigte. Die Investorin sei aus wirtschaftlichen Gründen ausgestiegen und habe keine weiteren finanziellen Mittel mehr zur Verfügung gestellt.

    Dadurch fehlten dem Casino die notwendigen finanziellen Eigenmittel, die gesetzlich für den Erhalt einer Spielbankenkonzession vorgeschrieben sind. In einer offiziellen Mitteilung erklärte die ESBK:

    „Da die Hauptaktionärin keine weiteren Finanzmittel einschiesst, sind die gesetzlichen Voraussetzungen für die Konzession während der ganzen Betriebsdauer nicht mehr gegeben.“

    ESBK reagiert prompt: Verfahren zum Lizenzentzug eingeleitet

    Noch am Tag der Schließung leitete die Eidgenössische Spielbankenkommission ein Verfahren zum Entzug der Konzession ein. Laut geltendem Recht müssen alle Bedingungen für den Betrieb einer Spielbank – insbesondere ausreichende Eigenmittel – während der gesamten Laufzeit der Konzession erfüllt sein. Ist dies nicht mehr der Fall, wird die Lizenz entzogen.

    Allerdings wurde dem Casino St. Moritz zunächst das rechtliche Gehör gewährt. Erst nach Abschluss dieses Verfahrens entscheidet die Behörde endgültig über den Entzug.

    Die ESBK analysiert derzeit auch die zukünftige Casino-Landschaft in der Region Südbünden und will dem Bundesrat Empfehlungen für die weitere Nutzung der Zone unterbreiten.

    Ein kleines Casino mit großer Geschichte

    Das Casino St. Moritz bestand seit dem Jahr 2003 und war bekannt für sein vergleichsweise kleines, aber exklusives Angebot. Es verfügte über weniger als sechs Tische für amerikanisches Roulette und Blackjack sowie rund zehn Spielautomaten.

    Auch Poker war Teil des Angebots. In seiner langen Betriebsgeschichte hatte sich das Haus einen festen Platz im regionalen Tourismus und in der Casinolandschaft der Alpen erarbeitet.

    Eigentümerin: Casinos Austria zieht sich aus St. Moritz zurück

    Die Betreibergesellschaft, die Casino St. Moritz AG, ist eine Tochtergesellschaft der Casinos Austria International (CAI). Diese zieht sich mit der Schließung vollständig aus dem Standort im Engadin zurück.

    Die CAI ist weltweit in über 35 Ländern aktiv und betreibt rund 300 Glücksspielbetriebe, darunter Spielbanken, Online-Casinos, Lotterien und Sportwettenangebote. In der Schweiz verbleibt dem Unternehmen derzeit nur noch die Spielbank in Lugano.

    Das Casino St. Moritz verfügte zudem über eine Online-Glücksspiellizenz. Diese konnte allerdings aufgrund von Verzögerungen im neuen Konzessionsverfahren für die Periode 2025–2044 bisher nicht durch die ESBK kontrolliert werden. Die Konzessionen wurden vom Bundesrat im Jahr 2023 vergeben; 22 Spielbanken erhielten Lizenzen, davon 12 mit Online-Spielbetrieb.

    Struktur der Casinobewilligungen in der Schweiz

    In der Schweiz sind die Casino-Konzessionen regional verteilt. Es gibt zwei Arten von Konzessionen:

    • A-Konzessionen: Die Spielbankenabgabe fließt vollständig in die AHV.
    • B-Konzessionen: Ein Teil der Abgabe geht an den jeweiligen Standortkanton, der Rest ebenfalls in die AHV.

    Die neue Vergaberunde sorgte für weitere Umbrüche: So verlor etwa Schaffhausen seine Lizenz – dort endet der Betrieb Ende 2025. Verzögerungen betreffen außerdem die neuen Standorte Winterthur und Prilly VD, letzterer entstand als Ersatzlösung, da die Stadt Lausanne kein Casino auf ihrem Gebiet wünschte.

    Ausblick: Wie geht es weiter in Südbünden?

    Wie es mit einem Casinobetrieb in der Region Südbünden weitergeht, bleibt offen. Die ESBK prüft derzeit verschiedene Optionen und plant, dem Bundesrat zu gegebener Zeit entsprechende Vorschläge zu unterbreiten.

    Klar ist jedoch: Der traditionsreiche Standort St. Moritz hat vorerst seine Spielstätte verloren – und mit ihr eine Institution, die 21 Jahre lang Teil der Tourismus- und Freizeitkultur der Region war.

    Quellen:

    Casino St. Moritz

    Eidgenössische Spielbankenkommission ESBK

    Bildquelle:

    Casino St. Moritz

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