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Schwarzmarkt im Online-Glücksspiel wächst: DOCV fordert transparente Regulierung und Anpassung des Strafrechts
Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) hat ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2024 veröffentlicht und darin Erfolge im Strafvollzug gegen illegale Glücksspielanbieter betont. Dennoch zeigt sich der Schwarzmarkt für Online-Glücksspiel als hochdynamisch.
25 % Marktanteil der illegalen Anbieter
Laut GGL wurden 852 Internetseiten nicht-lizenzierter Anbieter festgestellt – das entspricht einem Zuwachs von 14,36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dem gegenüber stehen lediglich 127 Internetseiten von 43 lizenzierten Anbietern, die in der offiziellen Whitelist geführt werden.
Die GGL schätzt den Marktanteil der nicht-lizenzierten Anbieter auf rund 25 Prozent – ein signifikanter Teil des Gesamtmarkts, der sich einer wirksamen staatlichen Kontrolle entzieht.
DOCV sieht Vollzugsdefizit und fordert Nachbesserung des Strafrechts
Der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) sieht die Entwicklung kritisch und fordert eine faktenbasierte Diskussion über die Glücksspielregulierung. Julia Lensing, Geschäftsführerin des DOCV, betont:
„Trotzdem bleibt der Schwarzmarkt hochdynamisch und international. Die Studie von Prof. Schnabl der Universität Leipzig zeigt, dass mehr als 50 Prozent der Spielzeit auf nicht-lizenzierte Glücksspielanbieter entfällt.“
Die illegalen Anbieter nutzen dabei ausgefeilte Methoden zur Umgehung der staatlichen Überwachung:
- Cloaking-Techniken, um die Suchmaschinenkontrolle zu umgehen
- Mirror-Seiten, die gesperrte Inhalte unter neuen URLs duplizieren
Der DOCV kritisiert, dass die derzeit geltenden Paragraphen 284 StGB ff. auf ein stationäres Glücksspielverständnis ausgelegt sind und digitalen, grenzüberschreitenden Angeboten nicht mehr gerecht werden. Lensing führt aus:
„Um das Vollzugsdefizit zu schließen, fordern wir eine Nachjustierung der Paragrafen 284 StGB ff. mit Blick auf das Online-Glücksspiel.“
Widersprüche zwischen Marktvolumen und Steueraufkommen
Die GGL meldet für den legalen Markt einen Anstieg des Marktvolumens für virtuelle Automatenspiele und Online-Poker von 0,4 Milliarden Euro (2023) auf 0,6 Milliarden Euro (2024). Allerdings steht dieser Zuwachs im Widerspruch zu den rückläufigen Steuereinnahmen:
Laut Bundesfinanzministerium gingen die Steuern aus dem Bereich der virtuellen Automatenspiele im Vergleich zu 2023 um 20 Prozent zurück.
Dieser Gegensatz wirft Fragen hinsichtlich der tatsächlichen Marktentwicklung und Wirksamkeit der bestehenden Regulierung auf – auch hier fordert der DOCV mehr Transparenz.
Forderung nach Veröffentlichung zentraler Marktdaten
Für eine sachliche und faktenbasierte Debatte über die Regulierung des Glücksspielmarkts ist laut DOCV die regelmäßige Offenlegung belastbarer Daten essenziell. Konkret fordert der Verband die regelmäßige Veröffentlichung der LUGAS-Daten durch die GGL. Lensing erklärt:
„Nur die legalen Anbieter gewährleisten umfassenden Jugend- und Spielerschutz. Ein attraktiver legaler Glücksspielmarkt ist die wirksamste Methode gegen illegales Spiel.“
Reformbedarf für eine effektive Glücksspielregulierung
Die Zahlen belegen: Der illegale Online-Glücksspielmarkt ist nicht nur präsent, sondern wächst. Die gesetzlichen Grundlagen sind auf eine vergangene Realität des stationären Glücksspiels ausgerichtet und erweisen sich zunehmend als ungeeignet für den digitalen Raum.
Der DOCV fordert daher:
- Transparenz bei behördlichen Datenquellen
- Anpassung der Strafrechtsparagraphen
- Regelmäßige Veröffentlichung relevanter Markt- und Vollzugsdaten
Nur mit einer zeitgemäßen, faktenbasierten Regulierung könne der legale Markt gestärkt und der Schwarzmarkt wirksam bekämpft werden.
Quelle:
Deutscher Online Casinoverband (DOCV)
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