36 % Anstieg illegaler Sportwetten: DSWV warnt vor Schwarzmarkt

Der Schwarzmarkt für Online-Glücksspiel wächst rasant: 2024 stieg die Zahl illegaler Sportwetten-Webseiten laut GGL um 36 Prozent. Der DSWV schlägt Alarm.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 01.07.2025

36 % Anstieg illegaler Sportwetten: DSWV warnt vor Schwarzmarkt

Der Schwarzmarkt für Online-Glücksspiel wächst rasant: 2024 stieg die Zahl illegaler Sportwetten-Webseiten laut GGL um 36 Prozent. Der DSWV schlägt Alarm.

Inhaltsverzeichnis

    Illegale Sportwetten auf dem Vormarsch: DSWV fordert Reformen zur Eindämmung des Schwarzmarktes

    Die Entwicklung ist alarmierend: Im aktuellen Tätigkeitsbericht 2024 der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) wird ein massiver Anstieg illegaler Sportwettenangebote festgestellt. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der von der GGL beobachteten illegalen deutschsprachigen Sportwetten-Webseiten von 281 auf 382 gestiegen – ein Anstieg um 36 Prozent.

    Zahl illegaler Sportwetten-Seiten wächst rasant

    Dieser Anzahl nicht lizenzierter Wettangebote gegenüber stehen lediglich 34 legale Webseiten von 30 lizenzierten Anbietern, die auf der offiziellen Whitelist der GGL gelistet sind. Das Verhältnis zwischen legalen und illegalen Angeboten liegt damit bei 1:11. Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbands (DSWV), mahnt:

    „Diese Entwicklung ist ein Warnsignal. Illegale Anbieter profitieren davon, dass sie ein deutlich breiteres Wettangebot bereitstellen können – insbesondere im Bereich der besonders beliebten Live-Wetten sowie bei der Anzahl der Sportarten und Wettbewerbe, auf die gewettet werden kann. Viele Nutzer weichen genau deshalb auf diese illegalen Seiten aus.“

    Schwarzmarkt ist strukturelles Problem – keine Randerscheinung

    Erstmals nennt die GGL eine offizielle Zahl zum Marktanteil illegaler Anbieter: 25 Prozent des Online-Glücksspielmarkts entfallen demnach auf nicht lizenzierte Angebote – darunter Sportwetten, Online-Poker und virtuelle Automatenspiele.

    Doch der DSWV sieht diese Einschätzung kritisch. Laut der Schnabl-Studie, die gemeinsam mit dem DOCV erstellt wurde, liegt der tatsächliche Anteil bei über 50 Prozent. Dahms unterstreicht:

    „Mindestens ein Viertel des Marktes ist illegal – das ist eine klare, offizielle Bestätigung dafür, dass der Schwarzmarkt längst ein ernstzunehmendes strukturelles Problem ist und kein Randphänomen.“

    Die Problematik betrifft dabei nicht nur Sportwetten, sondern den gesamten Bereich des Online-Glücksspiels. Wer einmal in den Schwarzmarkt abrutscht, kommt auch schnell mit Angeboten aus Online-Casinos oder Poker in Kontakt. Die Grenzen verschwimmen zunehmend – der Spielerschutz gerät in den Hintergrund.

    GGL meldet erste Erfolge – Kampf bleibt herausfordernd

    Die GGL verweist auf erste Erfolge im Kampf gegen illegale Angebote. 231 Untersagungsverfahren wurden im Jahr 2024 eingeleitet. Über 1.700 Webseiten wurden überprüft.

    Durch Geo-Blocking-Maßnahmen auf Basis des Digital Services Act (DSA) sowie Untersagungsverfügungen konnten insgesamt über 1.100 Seiten für Nutzer in Deutschland unzugänglich gemacht werden. Auch durch Payment-Blocking wurden Ein- und Auszahlungen auf illegalen Plattformen gezielt erschwert.

    Ein weiterer Fortschritt ist die Anpassung der Google-Werberichtlinien auf Initiative der GGL: Seit September 2024 dürfen nur noch erlaubte Anbieter in Deutschland über Google Ads werben – ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Sichtbarkeit illegaler Angebote. Dennoch räumt GGL-Vorstand Ronald Benter ein:

    „Unsere Maßnahmen zeigen Wirkung. Dennoch bleibt die Bekämpfung illegaler Angebote herausfordernd und erfordert Ausdauer und enge Zusammenarbeit mit nationalen wie internationalen Partnern.“

    DSWV fordert Attraktivitätsoffensive für den legalen Markt

    Der DSWV sieht die Ursache für die Abwanderung vieler Spieler zu illegalen Angeboten in einer Überregulierung des legalen Marktes. Zwar sei dieser laut Dahms „heute so sicher wie nie“, mit Maßnahmen wie Identitätsprüfungen, Einsatzlimits und einem anbieterübergreifenden Sperrsystem.

    Doch: „Nur wer ein seriöses, aber auch attraktives Angebot schafft, kann die Spieler im legalen Markt halten und den Schwarzmarkt wirksam eindämmen.“

    Zu den konkreten Forderungen des Verbandes gehören:

    • Erweiterung zulässiger Wettarten
    • Zulassung zusätzlicher Live-Wetten
    • Nutzerzentrierte, realitätsnahe Regulierung
    • Mehr Wettbewerbsfähigkeit für legale Anbieter

    Dabei betont der DSWV, dass nicht Kontrollen allein den Schwarzmarkt zurückdrängen könnten, sondern vor allem ein attraktives legales Gegengebot entscheidend sei. Denn letztlich entscheide nicht der Gesetzgeber, sondern der Nutzer, wo und wann gespielt werde.

    Mehr Transparenz durch Marktdaten – positive Entwicklung im legalen Markt

    Positiv bewertet der DSWV, dass die GGL im aktuellen Bericht erstmals die Gesamt-Wetteinsätze der erlaubten Sportwettenanbieter beziffert hat. Diese beliefen sich 2024 auf 8,2 Milliarden Euro, gegenüber 7,9 Milliarden Euro im Vorjahr – ein Beleg für die nach wie vor hohe Nachfrage im legalen Markt.

    Der Druck auf den legalen Glücksspielmarkt in Deutschland wächst. Während die GGL erste Fortschritte im Kampf gegen illegale Anbieter erzielt, mahnt der DSWV einen grundlegenden Kurswechsel an. Nur mit einem starken, attraktiven und regulierten legalen Angebot lassen sich Nutzer zurückholen – und der Schwarzmarkt nachhaltig eindämmen.

    Quellen:

    Deutscher Sportwettenverband (DSWV)

    Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL)

    Bildquelle: 

    Deutscher Sportwettenverband (DSWV) 

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