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Auch unter der neuen Regierung Österreichs soll das Monopol für Online-Glücksspiele bestehen bleiben. Wie der Standard berichtet, habe die frisch gebildete Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS keine Liberalisierung des Markts geplant. Auf dem Programm stehe jedoch die Errichtung einer neuen Aufsichtsbehörde, um die aktuellen Verflechtungen zwischen Glücksspielindustrie und Finanzministerium aufzulösen.
IP-Blocking statt Liberalisierung
Erst vor wenigen Tagen veröffentlichten die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Unternehmensgruppe einen Alarm-Brief an die künftigen Regierungsparteien, um vor den Folgen einer Steuererhöhung für die Branche zu warnen. Nachdem am Mittwoch nun offiziell die neue Regierungskoalition gebildet wurde, kamen weitere Details zur lang erwarteten „Glücksspiel-Reform” ans Licht.
Von Reform ist dabei nun aber wenig zu sehen. So solle die Glücksspiel-Landschaft grundsätzlich so bleiben, wie sie seit Jahren ist: Im landbasierten Sektor gibt es mehrere Lizenzen für die Casinos Austria, während beim Online-Glücksspiel die von der Österreichische Lotterien GmbH betriebene Plattform Win2day das Monopol behält.
Branchenvertreter wie die Österreichische Vereinigung für Wetten und Glücksspiel (ÖVWG) spricht sich seit Jahren für eine Neuregulierung und Liberalisierung des Markts aus. Der Markt werde in der Realität von illegalen Anbietern aus Übersee dominiert. Während auf dem Schwarzmarkt ein Millionenumsatz generiert werde, sei Österreich „Schlusslicht bei Spielerschutz, Geldwäscheprävention und Marktkontrolle”.
Anstelle einer Markteröffnung als Lösung des Problems wolle die neue Regierung jedoch gänzlich auf IP- und Payment-Blocking setzen. Win2day soll weiterhin der einzige legale Anbieter von Online-Slots, Online-Casinospielen und anderen virtuellen Glücksspielen bleiben.
Win2day vs Millionen-Schwarzmarkt
Während sich die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Unternehmensgruppe zwar gegen die Steuerpläne der Regierung aussprechen, scheint der Konzern die Monopolstellung im Bereich Online-Glücksspiel auch seinerseits für sinnvoll zu erachten. Gemessen am Bruttospielertrag gebe es bei win2day „eine weiterhin positive Entwicklung”, so eine Pressemitteilung aus dem letzten Jahr.
„Dies zeigt, dass die Kanalisierung hin zum einzig konzessionierten Online-Glücksspiel in Österreich auf win2day.at erfolgreich läuft.”
Faktisch muss sich Win2day jedoch gegen einen gigantischen Schwarzmarkt durchsetzen. Die Meinungen darüber, ob dies aktuell oder zukünftig gelingen kann, gehen weit auseinander. Anders als in Deutschland jedoch ist das Online-Glücksspiel-Angebot in Österreich grundsätzlich eher liberal und breit gefächert.
Zwar ist die Auswahl der virtuellen Automatenspiele mit weniger als 600 Slots beim Monopolisten eher gering, dafür darf die Plattform aber gleichzeitig Online-Casinospiele wie Roulette, Blackjack und Baccarat sowie weitere Spiele wie Videopoker, Gameshows, Bingo und Virtual Games anbieten.
Neue Glücksspielbehörde und Steuererhöhung
Neben dem Fortbestand des Glücksspiel-Monopols solle sich auch im Bereich der Sportwetten vorerst nichts ändern. Diese zählen rein rechtlich in Österreich nicht zu den Glücksspielen und werden daher auf Landesebene reguliert. Die Regierung habe angekündigt, diesen Status Quo zumindest prüfen zu wollen, berichtet der Standard.
Ebenfalls zu prüfen sei die aktuelle Zuständigkeit des Finanzministeriums in Sachen Glücksspieregulierung. Hier bestehe seit jeher ein Interessenkonflikt, da das Ministerium auf der einen Seite Lizenzen erteile, auf der anderen Seite aber Miteigentümer der Casinos Austria sei.
Daher solle es künftig eine unabhängige Glücksspielbehörde geben, die für die Lizenzvergabe und Aufsicht des Marktes zuständig sein soll. Eine solche sei allerdings auch unter der türkis-grünen Regierung im Gespräch gewesen, aber nie zustande gekommen.
An den von den Casinos Austria befürchteten Steuererhöhungen halte die neue Regierung indes ebenso fest. So solle die Wettgebühr schrittweise um 5 % und die Glücksspielabgabe um 10 % steigen. Die Regierung erhoffe sich davon Mehreinnahmen in Höhe von 150 Mio. € bis zum Jahr 2027.
Quellen: Der Standard, ÖVWG, Casinos Austria