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Mit den Parlamentswahlen im September könnte das Ende des norwegischen Glücksspiel-Monopols besiegelt werden. Neben der stärksten aktuellen Oppositionspartei Høyre hat sich nun auch die zweitstärkste Oppositionspartei Fremskrittspartiet (FrP) in ihrem aktuellen Wahlprogramm für eine Liberalisierung des Marktes ausgesprochen.
Nach aktuellen Umfragewerten liegen die beiden Parteien mit jeweils knapp 20 % auf dem zweiten und dritten Platz, wobei insbesondere die FrP sich damit seit den letzten Wahlen 2021 fast verdoppeln konnte. Eine erneute Koalition der beiden rechtskonservativen Parteien sei Experten zufolge durchaus realistisch.
Vermehrt Stimmen für eine Marktliberalisierung
Høyre und FrP haben bereits von 2013 bis 2020 als Koalition regiert. Damals jedoch galt Høyre noch als klare Befürworterin des eisernen Glücksspiel-Monopols. Nun jedoch spricht sich die Partei für ein Lizenzsystem nach dem Vorbild von Schweden und Dänemark aus, berichten norwegische Medien und der Glücksspielverband Pengespillerforeningen.
Grund dafür sei die zunehmende Sorge um den Online-Glücksspiel-Schwarzmarkt, der Schätzungen zufolge einen Marktanteil von mehr als 50 % haben könnte. Dies sei nicht nur eine Gefahr für den Spielerschutz, sondern auch ein Verlust potenzieller Steuergelder.
Das Argument der Gegenseite, dass eine Marktöffnung der staatlichen Lotterie und damit gemeinnützigen Zwecken und dem Sport schaden könnte, teile die Partei nicht mehr. Aktuell ist das Online-Glücksspiel ausschließlich über die staatlichen Anbieter Norsk Tipping (Kong Kasino) und Norsk Rikstoto (Pferdewetten) zulässig.
Das dort verfügbare Angebot ist allerdings stark eingeschränkt, kritisiert auch die Pengespillerforeningen. Der Glücksspielverband begrüßt daher die Forderungen der FrP nach einer Marktliberalisierung. In einem Statement vom Dienstag heißt es:
„Die Fremskrittspartiet möchte das Exklusivmodell abschaffen und ein Lizenzsystem für Sport- und Unterhaltungsspiele einführen – entsprechend dem Modell unserer Nachbarländer. Darüber hinaus wollen wir prüfen, ob es möglich ist, eine einheitliche Regelung für Spielsperren über alle Glücksspielanbieter hinweg einzuführen, so wie es Schweden und Dänemark getan haben.“
Forderung nach terrestrischen Casinos und Poker-Clubs
Doch nicht nur, was den Online-Glücksspiel-Markt betrifft, könnte es mit einem Regierungswechsel zu einem maßgeblichen Umbruch kommen. So plädiert die FrP auch dafür, terrestrische Casinos und Poker-Clubs zu legalisieren. Ähnlich wie in Schweden solle Poker als Freizeitbeschäftigung anerkannt und in kontrollierten Räumen gespielt werden dürfen.
Was die Errichtung landbasierter Casinos betrifft, hat sich die Høyre-Partei anders als die FrP weniger konkret geäußert. Insgesamt spricht sich die Partei aber für eine breitgefächerte Liberalisierung des Glücksspiels aus. Ob somit in naher Zukunft auch terrestrische Casinos in Norwegen existieren werden, dürfte somit stark von der Parlamentswahl abhängen.
Quellen: Pengespillerforeningen, FrP, ABC Nyheter