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Kleines Glücksspiel auf dem Vormarsch: Burgenland und Salzburg legalisieren Automatenbetrieb
Das sogenannte „kleine Glücksspiel“ erlebt derzeit eine politische und rechtliche Neuausrichtung in Österreich. Während das Burgenland bereits im vergangenen Jahr eine gesetzliche Grundlage für den Betrieb von Glücksspielautomaten geschaffen hat, zieht Salzburg nun nach. Ab 2026 sollen dort bis zu 472 neue Automaten legal aufgestellt werden dürfen. Die Entwicklungen stoßen auf heftige gesellschaftliche und politische Debatten – zwischen wirtschaftlichen Hoffnungen und suchtpolitischer Kritik.
Burgenland: Drei Konzessionen für 110 Automaten
Im Burgenland wurde das kleine Glücksspiel bereits im Vorjahr gesetzlich legalisiert – trotz warnender Stimmen von Experten, die auf das hohe Suchtpotenzial für Jugendliche hinweisen.
Mit einer Ausschreibung im Amtsblatt der Wiener Zeitung wurde nun ein konkreter Schritt gesetzt: Die Landesregierung vergibt drei Bewilligungen für das Aufstellen von Glücksspielautomaten.
Geplant sind eine Konzession für Automatensalons und zwei für den Einzelbetrieb, wobei insgesamt 110 Geräte bewilligt werden sollen. Pro Spielstätte dürfen zwischen zehn und zwanzig Automaten installiert werden, die Einzelkonzessionen umfassen jeweils 63 Geräte, die dezentral aufgestellt werden müssen.
Klare Regeln für Aufsteller
Das Gesetz sieht klare Bedingungen vor: Automaten dürfen nur in Lokalen aufgestellt werden, die über eine gültige Gastgewerbeberechtigung verfügen. Minderjährigen ist der Zutritt zu entsprechenden Spielräumen untersagt.
Nicht alle Wirte zeigen Interesse: Elisabeth Werdenich vom Alten Landgut in Deutsch Jahrndorf äußert sich kritisch:
„So etwas muss man nicht fördern, ich denke da auch an die Eltern. Wir haben dieses Klientel nicht, außerdem bräuchte ich einen zusätzlichen, abgeschiedenen Raum, damit die Jugendlichen nicht in Verführung geraten.“
Kritik und politischer Streit
Die Maßnahme polarisiert. Michel Reimon von den Grünen ist empört:
„Niessl und Steindl sollten sich schämen, damit Geld zu verdienen.“
Anders sieht das die FPÖ, die sich unaufgeregt gibt. Parteisekretär Géza Molnár meint:
„Abzocken tun sowieso die Großen.“
Finanziell erwartet sich das Burgenland von der Legalisierung Steuereinnahmen in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro jährlich.
Salzburg: 472 Spielautomaten ab 2026 erlaubt
Auch in Salzburg ist nun die rechtliche Grundlage für das kleine Glücksspiel gelegt. Der Verfassungs- und Verwaltungsausschuss des Landtags beschloss am Mittwoch ein entsprechendes Gesetz.
Ab 1. Januar 2026 dürfen dort legal Spielautomaten aufgestellt werden – ein bedeutender Schritt, da das Betreiben bisher abseits staatlicher Casinos strafrechtlich verfolgt wurde.
Das Gesetz erlaubt die Vergabe von bis zu 472 Lizenzen für Spielautomaten. Diese sollen vor allem in Spielhallen untergebracht werden. Die Anzahl der Geräte pro Standort ist auf zehn bis fünfzehn Automaten begrenzt.
Mindestabstand zu Schulen und politische Begründung
Laut Gesetz müssen Spielstätten mindestens 100 Meter Abstand zu Jugend- und Bildungseinrichtungen einhalten. Diese Regelung sorgt für Kritik – in anderen Bundesländern wie Bremen beträgt der Abstand 500 Meter. Kritiker sehen darin eine Gefährdung von Jugendlichen und beklagen unzureichenden Spielerschutz.
Marlene Svazek (FPÖ), Landeshauptfrau-Stellvertreterin, die bereits seit 2023 für die Legalisierung eingetreten ist, rechtfertigt das Gesetz:
„Wir wollen illegalen Spielhöllen die Geschäftsgrundlage entziehen. Der Spielerschutz wird erhöht.“
Darüber hinaus erhofft sich das Land von der Legalisierung jährliche Steuereinnahmen von rund 1,5 Millionen Euro, die auch an Standortgemeinden verteilt werden sollen. Ursprünglich war man von bis zu neun Millionen Euro ausgegangen – die tatsächliche Erwartung wurde also inzwischen deutlich reduziert.
Kritik: Mangelnde Prävention und soziale Risiken
Trotz der wirtschaftlichen Argumente mehren sich die kritischen Stimmen – besonders aus dem Bereich des Jugendschutzes und der Sozialarbeit. Eine Schulsozialarbeiterin mahnt:
„Es wird parallel ein Maßnahmen-Paket brauchen. Denn alles, was den oft herausfordernden Alltag vergessen lässt, kann eine Gefahr sein.“
Spielerschützer kritisieren insbesondere die unzureichende Prävention und die fehlenden Hilfeangebote für Menschen mit problematischem Spielverhalten. Sie warnen davor, dass mit der Legalisierung nicht nur der illegale Markt bekämpft, sondern auch das Suchtverhalten in der Bevölkerung verfestigt werden könnte.
Die Entwicklungen in Burgenland und Salzburg zeigen deutlich, wie unterschiedlich die Interessen bei der Regulierung des kleinen Glücksspiels gelagert sind. Während Befürworter auf Einnahmen, Spielerschutz und Marktregulierung setzen, kritisieren Gegner vor allem die sozialen und psychologischen Risiken.
Ob sich der Spagat zwischen wirtschaftlichem Nutzen und gesellschaftlicher Verantwortung realisieren lässt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
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