Bally's übernimmt Mehrheit an Star Entertainment

Bally’s: Strategisches Investment zur Wiederbelebung von The Star Entertainment

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 09.04.2025

Bally's übernimmt Mehrheit an Star Entertainment

Bally’s: Strategisches Investment zur Wiederbelebung von The Star Entertainment

Inhaltsverzeichnis

    Bally's übernimmt Mehrheit an Star Entertainment: 300-Millionen-Dollar-Deal zur Rettung des australischen Glücksspiel-Riesen

    Die US-amerikanische Bally’s Corporation (NYSE: BALY) hat mit der australischen Star Entertainment Group Limited (ASX: SGR) ein weitreichendes Investitionsabkommen geschlossen. Dies gab Bally’s am Montag in einer Pressemitteilung bekannt.

    Struktur der Investition: Wandelanleihen in mehreren Tranchen

    Der am 10. März 2025 angekündigte Deal umfasst eine mehrstufige Emission von nachrangigen Wandelanleihen und Schuldtiteln im Gesamtwert von 300 Millionen AUD (ca. 187 Millionen USD) – ein Rettungspaket, das als letzte Option gilt, um das australische Unternehmen vor der Insolvenz zu bewahren.

    Soo Kim, Vorstandsvorsitzender von Bally's, äußert sich zuversichtlich:

    „Diese Transaktion bietet Bally’s die Möglichkeit, The Star mit dem auszustatten, was es braucht, um seine Position als Australiens herausragendes Spielparadies wiederzuerlangen.“

    George Papanier, Präsident von Bally’s, ergänzte:

    „Wir freuen uns darauf, unseren guten Ruf und unsere operative Expertise in eine Reihe wunderbarer Immobilien einzubringen.“

    Die Investition ist aufgeteilt in zwei Haupttranchen, wobei die erste Tranche aus drei Komponenten besteht:

    • Tranche 1A: Wandelbar in 9,71 % des Vor-Emissions-Kapitals
    • Tranche 1B: Wandelbar in 4,85 %
    • Tranche 1C: Nicht wandelbare, nachrangige Schuldverschreibungen im Wert von 66,6 Millionen AUD

    Tranche 2 ist wandelbar in Aktien, die 50,3 % des Vor-Emissions-Kapitals entsprechen. Der Umwandlungspreis wurde auf 0,08 AUD pro Aktie festgelegt. Die Anleihen haben eine Laufzeit bis zum 2. Juli 2029 und werden mit einem Zinssatz von 9 % jährlich verzinst.

    Die erste Zahlung in Höhe von 100 Millionen AUD erfolgt unmittelbar und ist nicht zustimmungspflichtig. Die verbleibenden 200 Millionen AUD sind an die Zustimmung der Aktionäre sowie der Regulierungsbehörden gebunden und können notfalls in zwei Teilzahlungen zu jeweils 100 Millionen AUD aufgeteilt werden. Bally’s plant eine Aktionärsversammlung im Juli 2025, um die Freigabe der weiteren Mittel zu erwirken.

    Mehrheitseigentum und Einflussnahme im Vorstand

    Durch die vollständige Umwandlung der Anleihen könnte Bally’s bis zu 56,7 % des vollständig verwässerten Aktienkapitals von The Star übernehmen. Damit würde das US-Unternehmen zum Mehrheitseigentümer.

    Bereits jetzt ist vorgesehen, dass ein Vertreter von Bally’s als Beobachter in den Vorstand von The Star einzieht. Nach erfolgreicher Umwandlung sollen zusätzliche und/oder Ersatzdirektoren berufen werden, um Bally's mehrheitliche Kontrolle im Board of Directors zu sichern – vorbehaltlich der entsprechenden Genehmigungen.

    Die Beteiligung könnte reduziert werden, sofern der Hauptaktionär von The Star, Investment Holdings Pty Ltd (kontrolliert von der Familie Mathieson), ebenfalls Anleihen zeichnet. Zudem könnte Milliardär Bruce Mathieson bis zu 100 Millionen USD investieren und so Bally’s Anteil entsprechend reduzieren.

    Hintergrund: Finanzielle Schieflage und Aussetzung vom Börsenhandel

    Die Notlage von The Star war bereits seit Monaten deutlich: Im März 2025 wurde das Unternehmen von der Australian Securities Exchange (ASX) vom Handel suspendiert, da es versäumt hatte, die Halbjahresabschlüsse fristgerecht einzureichen. Noch im Dezember 2021 notierte die Aktie bei 3,85 AUD – kurz vor der Suspendierung nur noch bei 11 Cent.

    Ein im August 2024 veröffentlichter Bericht des Rechtsanwalts Adam Bell (Bell-Report) offenbarte gravierende Missstände innerhalb des Konzerns:

    • Betrug durch Mitarbeiter
    • Gefälschte Aufzeichnungen zur Täuschung bei Spielerschutzmaßnahmen
    • Ein Softwarefehler mit Verlusten von ca. 3 Mio. AUD
    • Verstöße gegen gesetzlich vorgeschriebene Spielpausen

    Diese Enthüllungen haben das öffentliche Vertrauen in The Star erheblich erschüttert.

    Gescheiterte Alternativlösungen und letzter Rettungsanker

    Vor dem Bally's-Deal hatte The Star versucht, einen 940 Millionen AUD schweren Refinanzierungsplan mit der australischen Investmentgesellschaft Salter Brothers umzusetzen.

    Diese Verhandlungen scheiterten jedoch in letzter Minute, was Bally’s die Tür öffnete – obwohl die Star-Führung zunächst sogar ein früheres Angebot von 250 Millionen AUD abgelehnt hatte.

    Star Entertainment habe mit dem Angebot von Bally’s somit die letzte Chance ergriffen, das Unternehmen zu retten und eine Insolvenz zu vermeiden, resümierte ein Branchenkommentar.

    Bally’s: Chancen trotz eigener Risiken

    Auch Bally’s steht unter erheblichem Druck. Laut InvestingPro kämpft das Unternehmen mit einer hohen Schuldenlast und einer schnellen Cash-Burn-Rate. Fitch Ratings senkte kürzlich das Issuer Default Rating von „B“ auf „B-“ und warnte vor Risiken im Zusammenhang mit dem Chicago-Casino-Projekt.

    Trotz eines Kursrückgangs der Bally’s-Aktie von 49 % in den letzten sechs Monaten sehen Analysten mittelfristig positives Aufwärtspotenzial. Barclays und Stifel haben ihre Kursziele dennoch auf 14 USD gesenkt.

    Bally’s reagierte intern: Die Berufung von Mira Mircheva zur neuen Chief Financial Officer ist Teil einer umfassenden Umstrukturierung. Zudem verfolgt das Unternehmen eine aktive Expansionsstrategie mit Projekten in New York, Chicago sowie möglichen neuen Lizenzen.

    Letzte Hoffnung mit hohem Einsatz

    Mit der jetzt eingeleiteten Mehrheitsübernahme positioniert sich Bally’s nicht nur als strategischer Investor, sondern als aktiver Sanierer in einem krisengeschüttelten Unternehmen.

    Die kommenden Monate werden entscheidend sein – sowohl für das Überleben von The Star Entertainment als auch für die finanzielle und operative Glaubwürdigkeit von Bally’s auf dem internationalen Glücksspielmarkt.

    Quelle:

    Bally’s Corporation

    Bildquelle:

    The Star Entertainment Group Limited

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