Australien: Droht Star Entertainment jetzt das Aus?

Star Entertainment: AUSTRAC-Anklage bringt Casino-Giganten in existentielle Krise.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 10.06.2025

Australien: Droht Star Entertainment jetzt das Aus?

Star Entertainment: AUSTRAC-Anklage bringt Casino-Giganten in existentielle Krise.

Inhaltsverzeichnis

    400-Millionen-Dollar-Strafe: Star Entertainment droht endgültiger Zusammenbruch

    Die australische Star Entertainment Group steht kurz vor dem finanziellen Aus. Die nationale Finanzaufsichtsbehörde AUSTRAC fordert eine Geldstrafe in Höhe von 400 Millionen australischen Dollar – wegen massiver Verstöße gegen Geldwäschegesetze und Versäumnisse im Bereich verantwortungsbewusstes Glücksspiel. Beobachter sprechen bereits vom größten Finanzskandal in der Geschichte des australischen Glücksspiels.

    117 risikoreiche Kunden und Milliardenbewegungen

    Die Forderung sei „keine übermäßige Strafe“, sondern eine notwendige Maßnahme zur Abschreckung, erklärte AUSTRAC-Ankläger Simon White im Rahmen der Gerichtsverhandlung:

    „Wenn man ein Casino betreiben will, muss man sehr kostspielige und bedeutende Systeme, Prozesse und Kontrollen einrichten. Star hat es offensichtlich versäumt, dies zu tun.“

    Zwischen 2016 und 2020 ermöglichte Star laut AUSTRAC 117 risikobehafteten Kunden, in den hauseigenen Casinos in Sydney, Brisbane und an der Gold Coast Transaktionen in Milliardenhöhe durchzuführen. Besonders das Star Sydney steht im Zentrum der Vorwürfe: Dort sollen allein 11,8 Milliarden AUD an verdächtigen Geldbewegungen erfolgt sein.

    Die Ermittlungen offenbarten, dass die Herkunft der Gelder nur unzureichend geprüft wurde. Es mangelte an risikobasierten Kontrollmechanismen und internen AML-Systemen (Anti-Money Laundering). In vielen Fällen seien Identitäten verschleiert und Transaktionen außerhalb offizieller Buchhaltungen abgewickelt worden.

    Verstrickungen mit kriminellen Junket-Betreibern

    Ein besonders schwerwiegender Aspekt betrifft die Geschäftsbeziehungen zur Suncity Group, einem berüchtigten Junket-Betreiber aus Macau. Die Gruppe führte exklusive VIP-Spielräume in den Casinos von Star und generierte dort wöchentlich Umsätze von über 70 Millionen AUD. Laut AUSTRAC organisierte Suncity in nur vier Jahren 350 Junket-Touren nach Sydney.

    Trotz interner Warnungen im Jahr 2019 und Medienberichten über die Verbindungen von Alvin Chau, dem damaligen Suncity-Chef, zur organisierten Kriminalität, beendete Star die Zusammenarbeit erst nach Chaus Verhaftung 2021.

    Chau, der als „Washing Rice Wa“ in chinesischen Medien bekannt ist, sitzt wegen illegaler Glücksspielaktivitäten eine 18-jährige Haftstrafe in Macau ab. Laut Australian Financial Review heißt es in Gerichtsunterlagen:

    „Diese Geschäftspraktiken und Versäumnisse im Risikomanagement setzten Star dem Risiko der Geldwäsche aus.“

    Skandalöse Praktiken: Koffer voller Bargeld und gefälschte Briefe

    Die AUSTRAC-Ermittlungen enthüllen auch eine Reihe schockierender Praktiken:

    • Bargeldtransporte in Koffern, Rucksäcken und Kühlboxen
    • Mitarbeiter halfen, Geld zu verpacken und Überwachungskameras zu umgehen
    • Nutzung eines inoffiziellen Schalters („Off-Books“)
    • Vorschüsse an Kunden, noch bevor überwiesenes Geld ankam
    • Gefälschte Briefe, die falsche Herkunft der Gelder vorgaben, um Transfers aus dem Ausland zu verschleiern

    Einem Kunden gewährte das Unternehmen 167 Millionen AUD, obwohl intern seit 2014 Hinweise auf Geldwäscheaktivitäten vorlagen. Alvin Chau erhielt ebenfalls Kredite über 266,7 Millionen AUD, obwohl er öffentlich mit Verbrechersyndikaten in Verbindung gebracht wurde.

    Finanzielle Schieflage und Rettungsversuche

    Die potenzielle Strafe bringt Star an den Rand der Insolvenz. Das Unternehmen meldete für die zweite Jahreshälfte 2024 einen Verlust von 300 Millionen AUD. Die Führung plädiert für eine Reduktion der Strafe auf maximal 100 Millionen AUD, um eine Zwangsverwaltung abzuwenden.

    Um einen Kollaps zu verhindern, sicherte sich Star im April ein Rettungspaket über 300 Millionen AUD von der US-amerikanischen Bally’s Corporation und dem australischen Investor Bruce Mathieson.

    Die erste Tranche über 100 Millionen AUD wurde bereits ausgezahlt. Die Auszahlung der restlichen 200 Millionen AUD steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre auf der Hauptversammlung am 25. Juni.

    Gleichzeitig bestehen erhebliche Zweifel an Bally’s Zahlungsfähigkeit. Das Unternehmen ist mit 3,5 Milliarden USD verschuldet, während es Projekte in Chicago, Las Vegas und eine Bewerbung für eine Lizenz in New York verfolgt.

    Verlust von Lizenzen und politischer Druck

    Parallel zur Bundesklage wurden Star bereits staatliche Lizenzen entzogen:

    • In New South Wales wurde die Lizenz von Star Sydney bis mindestens 30. September 2025 ausgesetzt.
    • In Queensland steht eine 90-tägige Aussetzung der Lizenz bevor.
    • Die Standorte stehen unter der Aufsicht von Nicolas Weeks, einem externen Verwalter.
    • Star hat bereits hundertfache Millionenstrafen gezahlt und große Teile der Führungsetage ausgetauscht.

    Der letzte Akt für Star Entertainment?

    Mit der Forderung von AUSTRAC steht Star möglicherweise vor dem endgültigen Aus. Die Gerichtsentscheidung über die Strafe wird nicht nur die finanzielle Zukunft, sondern auch das Überleben des Unternehmens bestimmen.

    Sollte die Summe von 400 Millionen AUD bestätigt werden, droht ein kompletter Zusammenbruch – selbst bei einer Reduktion auf 100 Millionen wäre das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht mehr zahlungsfähig. AUSTRAC-Ankläger White betonte:

    „400 Millionen Dollar sind keine übermäßige Strafe. In diesem Fall ist es eine angemessene Strafe.“

    Ob das Gericht diese Einschätzung teilt oder Star noch eine letzte Chance gewährt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

    Quelle: 

    9News

    Bildquelle:

    The Star Entertainment Group Limited

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