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Über das reale Ausmaß des Online-Glücksspiel-Schwarzmarkts wird viel spekuliert und gestritten. Der Markt ist hoch dynamisch und viele Websites verschwinden ebenso schnell wie sie gekommen sind. Während Deutschland lediglich eine Whitelist mit hierzulande lizenzierten Anbietern führt, gibt es in einigen anderen Ländern öffentlich einsehbare Blacklists.
Italien ist mit seiner Blacklist absoluter Spitzenreiter, was die Aktualisierungsfrequenz, die Anzahl der gelisteten URLs und die Bekämpfung ebendieser anbelangt. Nach jüngsten Ergänzungen im August befinden sich insgesamt 11.458 Websites auf der Liste. Welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf das Ausmaß des Schwarzmarkts ziehen, insbesondere in Bezug auf den deutschen Markt?
Tausende Seiten in Deutschland abrufbar
Die italienische Blacklist wird von der Agentur für Zölle und Monopole (Agenzia delle Dogane e dei Monopoli, ADM) geführt. Die Behörde ist zuständig für die Regulierung des legalen Glücksspielmarkts sowie auch für die Bekämpfung illegaler Anbieter. Auf der Whitelist der Behörde befinden sich aktuell 65 Lizenznehmer für sogenanntes „Glücksspiel auf Distanz”.
Dies umfasst neben dem Glücksspiel im Internet auch telefonisch durchgeführte Glücksspiele, die in Italien immer noch einen kleinen, aber festen Platz haben. Im Gegensatz zu diesen 65 legalen Anbieter stehen nun die 11.458 als illegal identifizierten Betreiber. Eine genaue Analyse der Website zeigt, dass hunderte dieser URLs mittlerweile ins Leere führen.
Es erscheint dann der Hinweis „Seite nicht gefunden”. Viele Plattformen sind also extrem schnelllebig und nicht darauf ausgerichtet, Kundschaft länger zu binden. Es zählt der schnelle Profit ohne Sicherheitsmaßnahmen für die Spielerinnen und Spieler. Bei den Websites, die weiterhin existieren, geschehen beim Aufrufen verschiedene Dinge.
Einige Anbieter haben ihre Websites per Geoblocking für Spielerinnen und Spieler in Deutschland gesperrt. Ein entsprechender Hinweis erscheint und ohne VPN gibt es kein Weiterkommen.
Viele andere Websites hingegen sind von Deutschland aus problemlos abrufbar. Beim Aufrufen erscheint sofort die deutschsprachige Version der Plattform und es wird mit hohen Willkommensboni im vierstelligen Bereich geworben, die in Deutschland grundsätzlich unzulässig sind.
Es handelt sich um Websites mit Sportwetten, Online-Casinospielen und bunt gemischtem Portfolio. Stichproben zeigen, dass sich zirka jede fünfte Website öffnen lässt und in deutscher Sprache präsentiert. Im Umkehrschluss dürfte es mindestens mehr als 2.000 in Deutschland aktive illegale Online-Glücksspiel-Anbieter geben.
Andersherum: Unseriöses Verhalten deutscher Anbieter im Ausland
Ebenso wie auf der offiziellen Sperrliste der Schweiz lässt sich auch auf der italienischen Liste das Phänomens vieler ähnlicher URLs beobachten. Ein Anbieter zum Beispiel – nennen wir ihn fiktiv „illegaleranbieter” – geht beispielsweise so vor.
Es gibt die Hauptwebsite www.illegaleranbieter.com, gefolgt von www.illegaleranbieter1.com, www.illegaleranbieter10.com, www.illegaleranbieter14.com, www.illegaleranbieter15.com, www.illegaleranbieter40.com etc.
Aktuell im Normalbetrieb ist dabei die Variante www.illegaleranbieter58.com. Einige der Websites mit anderen Ziffern führen ins Leere, andere wiederum werden zur Website mit der Endung 58 umgeleitet.
Eine weitere Beobachtung zeigt, dass tatsächlich nicht nur dubiose Online-Casinos ohne Impressum und jedwede Lizenz so vorgehen. Es befinden sich auch in Deutschland legale Wettanbieter auf der Liste, die mit 5 bis 15 Einträgen zu finden sind. Während sie sich also in Deutschland legal verhalten, verstoßen sie im Ausland klar gegen die geltenden Gesetze.
Ihre URLs unterscheiden sich nach dem Muster www1.illegalewetten.com, www2.illegalewetten.com, usw. [Name auch hier erfunden]. Ruft man diese URLs von Deutschland aus auf, landet man auf der hierzulande legalen Hauptwebsite des Anbieters.
Quellen: Agenzia delle Dogane e dei Monopoli – Whitelist, Blacklist