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Auf der aktuellen Innenministerkonferenz der Länder im brandenburgischen Rheinsberg beschäftigen sich die Politiker unter anderem mit dem Tagesordnungspunkt „Sportwetten im Amateurfußball”. Die Sportminister hatten im Vorfeld eine Gesetzesänderung angeregt, nach der Wettanbieter nur noch dann eine Erlaubnis in Deutschland erhalten sollen dürfen, wenn sie auch im Ausland von Wetten auf den deutschen Amateursport absehen.
Hintergrund der Diskussion ist die Sorge um ein erhöhtes Risiko von Spielmanipulation und damit einhergehendem Wettbetrug im Amateursport. Sportlerinnen und Sportler unterer Ligen erhielten bekannterweise eine deutlich niedrigere oder gar keine monetäre Vergütung als Profisportler. Dies mache sie anfälliger für Manipulations- und Bestechungsversuche.
Datenscouts vom Platz verbannt
Der Sportausschuss im Deutschen Bundestag hatte sich Anfang Oktober intensiv mit dem Thema beschäftigt, nachdem Recherchen des Bayerischen Rundfunks auf Wetten im Ausland auf eine Vielzahl deutscher Amateursport-Events aufmerksam gemacht hatten. Für die betroffenen Vereine sei dies besorgniserregend, berichtet die Tagesschau. Daher fordere die Ausschusssitzung mehr Rechtssicherheit für sie.
Doch bereits vor einer etwaigen Gesetzesänderungen hätten die Verbände und Vereine vor Ort erste Maßnahmen ergriffen, um Wetten auf Amateursportevents im Keim zu ersticken. Demnach hätten zahlreiche Amateurvereine bereits von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht, um Datenscouts vom Platz zu verbannen. Dadurch werde verhindert, dass die Scouts vor Ort tickern, um Online-Wetten in Echtzeit möglich zu machen.
Viele der Datenscouts arbeiteten für das Schweizer Sportdatenunternehmen Sportradar. Auf Anfrage des BR habe der Konzern mitgeteilt, dass es in der Verantwortung der Wettanbieter liege, wie die von Sportradar gesammelten Daten genutzt würden. Vertragspartner seien verpflichtet, sich an die Gesetze der jeweiligen Länder, in denen sie Sportwetten anböten, zu halten.
Aufgrund der Maßnahmen vor Ort sei die Zahl der Sportradar-Datenscouts in der Regional- und Oberliga seit August indes merklich gesunken. Im Oktober habe Sportradar sogar keine Live-Daten mehr von Oberliga-Spielen gesammelt und verbreitet.
GGL für Auslandsgeschäft nicht zuständig
Dennoch bedürfe es eines gesetzlichen Rahmens, der die Vereine bei der Vorbeugung gegen unerlaubte Wetten und Spielmanipulation unterstütze. Ein Ansatzpunkt liege bei den Sportwettenanbietern, die sowohl in Deutschland als auch im Ausland Lizenzen hielten.
Aktuell sei es so, dass viele international tätige Akteure sich zwar in Deutschland an die Regelungen bezüglich Wetten auf Amateursport hielten, im Ausland gleichzeitig aber Wetten auf die deutschen Amateurligen anböten.
Auch wenn sie damit nicht direkt gegen das Gesetz verstießen, böten sie so womöglich eine Grundlage für riskante Wetten und potenzielle Vorfälle von Spielmanipulation in Deutschland. Aktuell sehe sich die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) aufgrund der Gesamtumstände aber nicht zuständig.
Schließlich habe die Behörde rechtlich gesehen keinerlei Befugnis, das internationale Angebot ihrer Erlaubnisinhaber zu regulieren. Aktuell könne nur der Sport auf etwaige internationale Partner Druck ausüben, wie das Beispiel des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zeige.
Dessen Partner Interwetten habe Wetten auf deutsche Amateurfußballspiele mittlerweile auch aus seinem internationalen Wettprogramm gestrichen.