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Ebenso wie in Deutschland können sich auch in der Schweiz Spielerinnen und Spieler vom Glücksspiel ausschließen lassen. Wie die jüngsten Zahlen der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) zeigen, ist die Anzahl gesperrter Spieler in den letzten Jahren drastisch angestiegen. Grund dafür ist die veränderte Gesetzeslage.
Mit Inkrafttreten des Schweizer Geldspielgesetzes und der damit einhergehenden Legalisierung des Online-Glücksspiels im Jahr 2019 wurden erstmals auch Selbst- und Fremdsperren für virtuelle Glücksspiele eingeführt. Wie Schweizer Medien nun berichten, gebe es aber eine große Diskrepanz zwischen den Fremdsperren, die von den Casinos ausgehen, und denen, die von den staatlichen Lotterien veranlasst werden.
Deutlich weniger Fremdsperren durch die staatlichen Lotterien
Im Jahr 2021 kamen in der Schweiz insgesamt 12.133 neue Spielersperren hinzu. Insgesamt lag die Zahl der gesperrten Spieler Ende desselben Jahres bei 79.917 Personen. Bei wie vielen der Sperren es sich um Selbstsperren bzw. Fremdsperren handelt, schlüsselt die ESBK bisweilen nicht auf.
Bei Swisslos hingegen zeigt sich eine eindeutige Diskrepanz zwischen den von den Spielern selbst beantragten Sperren und den vom Anbieter verhängten. Demnach habe Swisslos im letzten Jahr lediglich 34 Spieler aktiv vom Glücksspiel ausgeschlossen. Selbstsperren hingegen habe es 2.881 gegeben.
Deutschland vs. Schweiz: Gibt es Spielersperren beim Lotto?
Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz gelten Lottospiele allgemeinhin als „weniger riskant”. In Deutschland können daher sogar Spielerinnen und Spieler, die im Sperrsystem OASIS eingetragen sind, am klassischen Lotto 6aus49 oder dem Eurojackpot teilnehmen. Lotterien, die höchstens zweimal pro Woche stattfinden, sind nämlich gemäß Glücksspielstaatsvertrag von der OASIS-Sperre ausgenommen. Zu Online-Rubbellosen oder Online-Keno hingegen haben gesperrte Personen keinen Zugang.
In der Schweiz können sich Spieler von allen Glücksspielen selbst ausschließen bzw. durch den Anbieter gesperrt werden. Eine Sperre vom Lotto erfolgt dann direkt beim staatlichen Betreiber Swisslos bzw. der Loterie Romande in der Romandie, der französischsprachigen Schweiz.
Keine Spielform-übergreifende Spielersperre in der Schweiz
Auch wenn man sich anders als in der Schweiz in Deutschland nicht für das klassische Lotto sperren lassen kann, ist das deutsche Spielersperrsystem OASIS insgesamt umfangreicher und damit auch unkomplizierter. Dies liegt jedoch vor allem daran, dass es sich in der Schweiz sowohl im Bereich Casino als auch Sportwette um staatliche Monopole handelt.
Spielersperren in Deutschland sind sowohl Anbieter-übergreifend als auch Spielform-übergreifend. In der Schweiz hingegen nur letzteres. Wer bei einer der legalen Online-Spielbanken eine Selbstsperre beantragt, hat keinen Zugriff mehr auf Glücksspiel-Angebote der anderen neun legalen Online-Spielbanken.
Ein über eine Online-Spielbank gesperrter Spieler kann damit nicht mehr an virtuellen Spielautomaten, Online-Roulette, Online-Blackjack, Online-Baccarat, Online-Poker oder Live-Casino teilnehmen. All diese Spielformen dürfen von den Online-Spielbanken in der Schweiz legal angeboten werden.
Eine Teilnahme an Online-Sportwetten ist für diese gesperrten Spieler aber noch immer möglich, da es sich bei den Sportwetten um ein Produkt der staatlichen Lotterie handelt. Bei Swisslos und der Loterie Romande können ebenfalls Sperren beantragt werden, entweder für alle Spiele oder nur bestimmte Spielformen.
Nicht nur „weniger riskante” Produkte bei Swisslos
In der aktuellen Schweizer Berichterstattung zum Thema wird kritisch angemerkt, dass der staatliche Lotterie-Betreiber Swisslos nicht nur die „weniger riskanten” Spiele wie Lotto 6aus42 oder Euromillions anbietet, sondern auch verschiedene Sofortspiele und auch Sportwetten.
Tatsächlich sind Swisslos und die Loterie Romande die einzigen Unternehmen, die in der Schweiz auf interkantonaler Ebene legal Sportwetten inklusive Live-Wetten anbieten dürfen. Sportwetten zählen auch gemäß Schweizer Geldspielgesetz zu den Glücksspielen mit höherem Gefährdungspotenzial.
Den Vorwurf, dass Swisslos die Vorgaben zur Suchtprävention nicht ausreichend umsetze, weise Direktor Roger Fasnacht allerdings von sich. Gleichzeitig äußert er jedoch Zweifel an der Effektivität der Spielersperren im Allgemeinen, da diese viel zu leicht zu umgehen seien:
„Viele der gesperrten Spielerinnen und Spieler machen danach einfach mit illegalen Onlinespielen weiter oder gehen in Casinos im benachbarten Ausland.”
Bislang haben sich lediglich die Schweiz und Liechtenstein auf grenzübergreifende Spielersperren geeinigt. Diese umfassen jedoch nur die landbasierten Casinos der beiden Länder sowie das legale Online-Glücksspiel-Angebot in der Schweiz.
Illegales Online-Glücksspiel bleibt Hauptproblem
Wie der Swisslos-Leiter anspielt, bleibt der Online-Glücksspiel-Schwarzmarkt ein großes Problem. Dies trifft auf die Schweiz ebenso wie auf Deutschland zu. Anders als die deutsche Glücksspielaufsicht, die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL), führt die Schweizer Spielbankenkommission zusätzlich zu ihrer Übersicht über die legalen Anbieter auch eine Blacklist mit illegalen Betreibern.
Auf der aktuellen Liste (Stand 30. Mai 2023) sind insgesamt 1.206 illegale Online-Glücksspiel-Websites gelistet. Beim Betrachten der Liste fällt auf, dass sich Behörden und Anbieter ein reges Katz-und-Maus-Spiel liefern. Wird die Seite eines Anbieters gesperrt, öffnet dieser schlicht eine neue mit minimaler Abwandlung der ursprünglichen URL und einer automatischen Weiterleitung.
Aktuell können vom Glücksspiel gesperrte Spieler sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland noch immer bei vielen illegalen Anbietern spielen. Ob effizientere Netzsperren hier künftig die Lösung sein werden, wird sich zeigen.