WSOP 2025: So viel Steuern zahlen Pokerprofis

In den USA greift der Fiskus bei Pokergewinnen gnadenlos zu. Wer wie viel zahlen muss, welche Länder steuerfreie Gewinne erlauben – und warum ein deutscher Champion unfreiwillig zum Steuerzahler wurde.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 21.07.2025

WSOP 2025: So viel Steuern zahlen Pokerprofis

In den USA greift der Fiskus bei Pokergewinnen gnadenlos zu. Wer wie viel zahlen muss, welche Länder steuerfreie Gewinne erlauben – und warum ein deutscher Champion unfreiwillig zum Steuerzahler wurde.

Inhaltsverzeichnis

    WSOP und die Steuerfalle: Warum viele Pokerchampions nach dem Sieg verlieren

    Das World Series of Poker (WSOP) Main Event 2025 war wieder ein Spektakel der Superlative. 31 Millionen US-Dollar wurden allein am Finaltisch ausgeschüttet – 10 Millionen davon gingen an den Champion Michael "The Grinder" Mizrachi.

    Millionenpoker – und der wahre Gewinner ist das Finanzamt

    Doch während Pokerspieler und Fans weltweit das WSOP Main Event verfolgten, wurde im Hintergrund bereits abgerechnet – und zwar vom US-Finanzamt. Denn bei aller Euphorie über Millionenpreise steht am Ende oft eine bittere Erkenntnis: Ein Drittel oder mehr des Gewinns geht an den Staat.

    So auch im Fall von Mizrachi, der allein 3.967.255 US-Dollar an den Staat abführen muss. Damit ist er laut Steuerexperte Russ Fox der größte Einzelsteuerzahler des Events. Mizrachi lebt in Florida, einem Bundesstaat ohne eigene Einkommenssteuer.

    Dennoch kommen auf ihn fast 40 % Steuerlast zu, da er sich als selbstständiger Pokerspieler registriert hat. Eine Doppelbelastung durch Einkommens- und Selbstständigensteuer. Wie Fox zusammenfasst:

    „Der wahre Gewinner ist oft nicht der Champion, sondern der, der weiß, wie man das Geld behält.“

    USA: Glücksspielgewinne unter scharfer Beobachtung der Steuerbehörden

    In den USA gelten Glücksspielgewinne grundsätzlich als steuerpflichtiges Einkommen. Bereits ab einem Gewinn von 5.000 US-Dollar kann eine automatische Steuerabgabe von 24–30 % einbehalten werden.

    Für US-Bürger kommt neben der Bundessteuer auch noch die staatliche Steuer hinzu – je nach Bundesstaat zwischen 5 und 13 %. Wer als selbstständiger Pokerspieler gilt, zahlt zusätzlich die sogenannte Self-Employment Tax.

    Ausländische Spieler sind ebenfalls betroffen. Ohne ein ausgefülltes W-8BEN-Formular werden pauschal 30 % ihrer Gewinne einbehalten. Obendrauf kann der Heimatstaat nochmals Steuern fordern – so wie im Fall von Daehyung Lee (Südkorea), der 51,72 % seiner Million abgeben musste.

    Spieler aus Ländern mit Steuerabkommen, wie Großbritannien, Österreich oder Bulgarien, sind hier deutlich besser gestellt:

    • Kenny Hallaert (Belgien, wohnhaft in London) musste keine Steuern zahlen und behielt seine 3 Millionen US-Dollar komplett.
    • Luka Bojovic (Serbe, wohnhaft in Wien) erhielt ebenfalls seinen gesamten Gewinn von 2 Millionen US-Dollar steuerfrei.
    • Boris Angelov (Bulgarien): Dank Abkommen und niedriger bulgarischer Einkommensteuer durfte er über 90 % seines Gewinns behalten.

    Deutsche Spieler in Las Vegas: Steuern sparen mit kluger Planung

    Ein klassisches Beispiel für einen teuren Fehler ist Hossein Ensan, der 2019 das WSOP Main Event gewann. Obwohl in Deutschland ansässig, musste er von seinem 10-Millionen-Dollar-Gewinn rund 46 % an das Finanzamt abführen. Der Grund: Ensan wurde als Profispieler eingestuft – ein Status, der für deutsche Spieler steuerrechtlich fatal sein kann.

    Wäre Ensan als Amateur eingestuft worden, hätte er keinen Cent Steuern zahlen müssen, denn auch zwischen Deutschland und den USA besteht ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung. Noch schlimmer: Hätte er – wie z. B. Koray Aldemir – seinen Wohnsitz vorher nach Österreich verlegt, wären seine Gewinne komplett steuerfrei geblieben.

    Ein weiteres Beispiel: Felix Stephensen (Norwegen) lebte zwar in London, wo Glücksspielgewinne steuerfrei sind. Doch Norwegen erkennt den Wegzug erst nach drei Jahren an. Stephensen war nur zweieinhalb Jahre dort – Ergebnis: über 50 % Steuerlast auf 5,1 Millionen Dollar.

    Steuern auf Pokergewinne in Deutschland – Was Spieler wissen müssen

    In Deutschland gilt grundsätzlich: Glücksspielgewinne sind steuerfrei – aber nur unter einer wichtigen Voraussetzung: Der Spieler darf nicht professionell tätig sein. Wer jedoch regelmäßig an Turnieren teilnimmt, hohe Gewinne am Blackjack- oder Pokertisch erzielt und kein anderes Einkommen hat, wird schnell vom Finanzamt als Berufsspieler eingestuft.

    Ein wegweisendes Urteil des Finanzgerichts Köln (2012) bestätigte, dass Pokergewinne einkommensteuerpflichtig sind, wenn sie auf Geschicklichkeit beruhen und gewerbsmäßig erzielt werden. Der Bundesfinanzhof (BFH) stützte diese Einschätzung später:

    „Gewinne aus der Teilnahme an Pokerturnieren können als Einkünfte aus Gewerbebetrieb der Einkommensteuer unterliegen.“

    Aber damit nicht genug: Das Finanzgericht Münster sah Pokerspieler sogar als Unternehmer, die Umsatzsteuer zahlen müssten. Der BFH stoppte diese Entwicklung jedoch und entschied 2017, dass keine Umsatzsteuer auf Spielgewinne anfällt – eine wichtige Erleichterung.

    Die entscheidenden Faktoren: Wohnsitz, Spielstatus und Steuerplanung

    Der Vergleich der Finalisten des WSOP 2025 zeigt deutlich: Der Wohnsitz ist oft entscheidender als die Platzierung. So erhielt Kenny Hallaert netto mehr als der Drittplatzierte, obwohl er einen Rang hinter ihm lag – dank seines steuerfreien Wohnsitzes.

    Spieler wie Koray Aldemir zeigen, wie es richtig geht: Wohnsitz in Österreich, volle 8 Millionen Dollar Gewinn behalten. Andere, wie Dragan Kostic, zeigen die Schattenseite: Der Spanier verschwieg seine Gewinne und musste später nicht nur Steuern und Strafen zahlen, sondern auch 18 Monate ins Gefängnis.

    Wer auf dem grünen Filz gewinnt, kann trotzdem verlieren – wenn er das Steuersystem nicht versteht. Für Pokerspieler ist es entscheidend, sich frühzeitig steuerlich beraten zu lassen und die richtigen Schritte bei Wohnsitzwahl und Anmeldung zu setzen. Denn am Ende entscheidet nicht nur das Ass auf der Hand über den Gewinn – sondern auch das Kreuz auf dem Steuerformular.

    Quellen:

    IRS

    Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V. 

    Deutsche Vertretungen in den USA

    Bildquelle:

    KI-generiert

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