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Wettskandal vor britischer Parlamentswahl: UKGC erhebt Anklage gegen 15 Personen
Die britische Glücksspielkommission UK Gambling Commisssion (UKGC) hat Anklage gegen insgesamt 15 Personen erhoben, die im Verdacht stehen, Wetten auf den Termin der britischen Parlamentswahl 2024 unter Verwendung vertraulicher Informationen abgeschlossen zu haben. Die UKGC hat die Namen der betroffenen Personen am Montag in einer Pressemitteilung bekanntgegeben.
Prominente Namen unter den Angeklagten
Die Untersuchung wurde im Juni 2024 eingeleitet, nachdem Berichte über ungewöhnliche Wettplatzierungen im Vorfeld der offiziellen Bekanntgabe der Wahl durch Premierminister Rishi Sunak aufgetaucht waren.
Im Zentrum der Ermittlungen stand die Frage, ob Insiderwissen – insbesondere Vorabkenntnisse über den genauen Wahltermin – genutzt wurde, um sich auf dem Wettmarkt einen unlauteren Vorteil zu verschaffen. Die Glücksspielkommission bestätigte:
„Wenn jemand vertrauliche Informationen verwendet, um sich beim Wetten einen unfairen Vorteil zu verschaffen, kann dies einen Betrugsverstoß gemäß Abschnitt 42 des Glücksspielgesetzes darstellen, der eine Straftat darstellt.“
Die Liste der Angeklagten umfasst sowohl ehemalige und aktive Politiker als auch Mitarbeiter der konservativen Partei sowie einen ehemaligen Polizeibeamten. Angeführt wird die Liste von Craig Williams (39), ehemaliger Abgeordneter für Montgomeryshire und ehemaliger parlamentarischer Privatsekretär von Premierminister Sunak.
Williams gab öffentlich zu, am 19. Mai 2024 eine Wette in Höhe von 100 Pfund auf einen Wahltermin im Juli platziert zu haben – drei Tage bevor Sunak die Wahl für den 4. Juli ansetzte.
In einer Stellungnahme erklärte er, dass er eine Wette auf die Wahl abgeschlossen hatte, und sagte, er habe „einen schweren Einschätzungsfehler begangen, keine Straftat“.
Ebenfalls angeklagt wurden:
- Laura Saunders (37), Tory-Kandidatin für Bristol North West und Ehefrau von
- Tony Lee (47), bekannt als Anthony Lee, ehemaliger Wahlkampfleiter der Konservativen Partei
- Nick Mason (51), ehemaliger Chief Data Officer der Partei
- Simon Chatfield (51), Chief Marketing Officer der Partei
Darüber hinaus zählt auch Russell George (50), Mitglied des walisischen Senedd, zu den Angeklagten. George war bis Juni 2024 Sprecher für Mittelwales, wurde jedoch infolge der Ermittlungen suspendiert. Am Wochenende vor der Anklage wurde er erneut als Kandidat nominiert, seine Kandidatur ist nun jedoch auf Eis gelegt.
Weitere Angeklagte und deren Hintergründe
Neben den oben genannten prominenten Parteivertretern wurden folgende Personen wegen mutmaßlichen Betrugs angeklagt:
- Amy Hind (34) und Anthony Hind (36), beide aus Loughton, Essex
- Jeremy Hunt (55), ehemaliger Polizeibeamter aus Horley (nicht zu verwechseln mit dem Ex-Finanzminister)
- Thomas James (38) aus Brecon, Wales
- Charlotte Lang (36) aus Brixton
- Iain Makepeace (47) aus Newcastle Upon Tyne
- Paul Place (53) aus Hammersmith, London
- James Ward (40) aus London, E11
- Jacob Willmer (39) aus Richmond, London
Alle Angeklagten sollen sich am Freitag, den 13. Juni 2025, um 10 Uhr vor dem Westminster Magistrates' Court verantworten.
Ermittlungen durch Polizei und Glücksspielkommission
Parallel zur Untersuchung der Glücksspielkommission leitete auch die Metropolitan Police eine Prüfung ein, um mögliche Verstöße im öffentlichen Amt zu untersuchen. Im August 2024 teilte die Polizei jedoch mit, dass die Schwelle für strafrechtlich relevantes Fehlverhalten nicht erreicht worden sei und keine Anklage erhoben werde. Die Glücksspielkommission setzte ihre Untersuchungen unabhängig davon fort.
Ein Sprecher der Kommission betonte deren Verantwortung:
„Die Glücksspielkommission reguliert Glücksspiele im Interesse der Verbraucher und der breiten Öffentlichkeit.“
Konsequenzen für die Konservative Partei
Die Enthüllungen und Anklagen hatten weitreichende Auswirkungen auf die konservative Partei. Der Wettskandal überschattete den gesamten Wahlkampf 2024. In einer offiziellen Mitteilung verkündete die Partei:
„Die Konservative Partei ist der Ansicht, dass diejenigen, die in der Politik tätig sind, integer handeln müssen. Gegenwärtige Mitarbeiter, die angeklagt wurden, werden mit sofortiger Wirkung suspendiert.“
Die Partei steht nach eigener Aussage „unter neuer Führung“ und sicherte der Glücksspielkommission volle Kooperation zu.
Reaktionen der politischen Opposition
Die Labour-Partei reagierte scharf auf die Entwicklungen. Die Parteivorsitzende Ellie Reeves erklärte:
„Dies ist eine sehr ernste Entwicklung. Die britische Bevölkerung erwartet, dass jeder, der eines Fehlverhaltens für schuldig befunden wird, mit der vollen Härte des Gesetzes rechnen muss.“
Sie forderte klare Konsequenzen seitens der Konservativen Partei und erklärte weiter:
„Kemi Badenoch muss glasklar machen, dass jeder, der für schuldig befunden wird, Insiderinformationen genutzt zu haben, um das System zu betrügen und sich zu bereichern, in der Konservativen Partei nichts zu suchen hat. Ohne Wenn und Aber.“
Einordnung und Ausblick
Der Skandal rund um Wetten auf einen politisch sensiblen Zeitpunkt hat nicht nur rechtliche, sondern auch politische Dimensionen. Er wirft grundlegende Fragen nach Integrität, Transparenz und Vertrauen in politische Institutionen auf.
Die Glücksspielkommission kündigte an, auch weiterhin entschieden gegen illegale Wettpraktiken vorzugehen und keine weiteren Informationen zu laufenden Verfahren zu veröffentlichen.
Die britische Öffentlichkeit blickt nun gespannt auf den Gerichtstermin im Juni 2025, bei dem sich entscheiden wird, welche der Beschuldigten sich tatsächlich strafbar gemacht haben – und welche politischen Konsequenzen daraus folgen werden.
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