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Einschränkung des Verlustabzugs: Trumps „Big Beautiful Bill“ sorgt für Aufruhr
Ein Passus im rund 900 Seiten umfassenden „One Big Beautiful Bill Act“ (OBBBA) von Ex-Präsident Donald Trump hat eine Lawine in der Glücksspielwelt ausgelöst. Die neue Regelung sieht vor, dass Spieler ihre Glücksspielverluste ab 2026 nur noch zu 90 % steuerlich geltend machen können. Bislang galt: Verluste konnten vollständig bis zur Höhe der Gewinne abgesetzt werden.
Steuer auf Phantomgewinne: Selbst bei Verlusten drohen Steuern
Was auf den ersten Blick unscheinbar klingt, hat drastische Konsequenzen: Ray Kondler, Steuerexperte bei Kondler CPA in Las Vegas, erklärt:
„Im Grunde zahlt man also Einkommensteuer auf fiktive Einkünfte, die man vielleicht nie erzielt hat“, erklärt Ray Kondler, Steuerexperte bei Kondler CPA in Las Vegas.
Besonders besorgniserregend: Auch bei einem Nettoverlust könnte eine Steuerpflicht entstehen. Beispiele verdeutlichen die Tragweite:
- Gewinn: 200.000 USD, Verlust: 210.000 USD → nur 180.000 USD abziehbar → 11.000 USD steuerpflichtiges Einkommen.
- Gewinn: 100.000 USD, Verlust: 100.000 USD → 10.000 USD steuerpflichtig, obwohl real kein Gewinn vorliegt.
Pokerprofi Phil Galfond bringt es auf den Punkt:
„Man würde im Laufe des Jahres 200.000 Dollar verdienen, [aber] Steuern zahlen, als hätte man 700.000 Dollar verdient.“
Auch der bekannte Sportwetter Rufus Peabody warnt:
„Jemand kann beim Glücksspiel Geld verlieren und muss trotzdem Steuern darauf zahlen.“
Profis und Freizeitspieler betroffen – Kritik aus der Branche
Die neue Regelung trifft insbesondere professionelle Glücksspieler, die häufig mit hohen Beträgen jonglieren. Aber auch Freizeitspieler mit hohem Spielvolumen bleiben nicht verschont.
Pokerlegende Doug Polk sieht gar die Existenz tausender Spieler bedroht:
„Das wird das professionelle Glücksspiel zerstören. Das wird Tausende negativ beeinflussen.“
Steuerberater Russell Fox ergänzt:
„Die negativen Auswirkungen für diese Branche sind offensichtlich [...] Vegas wurde auf einem Traum aufgebaut. Dieser Traum könnte zerplatzen.“
Wirtschaftliche Auswirkungen: Schwarzmarkt statt Casinos?
Die Branche fürchtet eine Verlagerung hin zu nicht regulierten Offshore-Plattformen. Spieler könnten künftig Märkte meiden, auf denen Verluste steuerlich bestraft werden.
Auch Ray Kondler warnt:
„Das könnte sich negativ auf ihre Bereitschaft auswirken, in Casinos zu gehen oder online zu spielen.“
Die Demokratische Abgeordnete Dina Titus aus Las Vegas erklärt:
„Das treibt die Menschen in den Schwarzmarkt [...] Der zahlt keine Steuern, ist nicht reguliert und hat kein Problem mit Spielsucht.“
Boom trifft auf Bürokratie: 72 Milliarden Dollar stehen auf dem Spiel
Die US-Glücksspielbranche befindet sich eigentlich im Aufwind:
Laut der American Gaming Association (AGA) erzielten legale Anbieter 2024 Einnahmen von fast 72 Milliarden USD – das vierte Rekordjahr in Folge.
Zudem haben inzwischen 38 Bundesstaaten sowie Washington, D.C. und Puerto Rico irgendeine Form legalisierter Sportwetten. Die AGA begrüßt das Gesetzespaket grundsätzlich, lobt die wirtschaftsfördernden Aspekte – kritisiert jedoch die Einschränkung beim Verlustabzug:
„Die Fähigkeit unserer Branche, hochwertige Arbeitsplätze zu erhalten und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, wird durch die Steuerpolitik des OBBBA erheblich verbessert [...]. Wir werden in den kommenden Monaten eng mit dem Kongress zusammenarbeiten, um die Änderungen bei den Abzugsmöglichkeiten für Wettverluste anzugehen.“
Hoffnung auf Korrektur – politische und wirtschaftliche Gegenwehr formiert sich
Trotz der knappen Verabschiedung im Senat (51:50) und Repräsentantenhaus (218:214) formiert sich Widerstand. Steuerberater Russell Fox schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Rücknahme auf 25 %, bleibt jedoch optimistisch: „Dies ist eine Gewitterwolke, die gute Chancen hat, sich aufzulösen.“
Denkbare Korrekturwege:
- Ein weiteres Versöhnungsgesetz im Herbst 2025
- Ein Gesetz mit „technischen Korrekturen“
- Lobbyarbeit der Glücksspielindustrie
Die AGA fordert in einem Schreiben vom 6. Mai zusätzlich:
- Erhöhung der Meldepflichtgrenze für Spielautomaten (von 1.200 USD auf 5.000 USD)
- Abschaffung der Sportwettensteuer
- Steuerbefreiung für Trinkgelder
Steuerpolitik mit Sprengkraft für Glücksspielwelt
Die neue Steuerregelung ist mehr als eine kleine Haushaltsmaßnahme – sie ist ein Einschnitt mit tiefgreifenden Folgen für eine milliardenschwere Branche. Ob als Pokerprofi, Sportwetter oder Gelegenheitsspieler: Wer spielt, zahlt – selbst, wenn er verliert.
Die Branche kämpft nun gegen die drohenden Einschnitte. Es bleibt abzuwarten, ob Präsident Trump und der Kongress sich zu einer Korrektur bewegen lassen – bevor sich die Glücksspielrealität in den USA nachhaltig verändert.
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