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Thailand zieht Poker-Legalisierung zurück
Thailand hat die erst im Sommer eingeführte Liberalisierung von Poker wieder beendet. Premierminister und Innenminister Anutin Charnvirakul hat die Ministerialverordnung vom 30. Juli 2025 widerrufen, mit der Poker vorübergehend als Geschicklichkeitsspiel anerkannt worden war. Mit dem Schritt ist das seit Langem bestehende Verbot aller Kartenspiele mit Glücksspielbezug erneut in vollem Umfang in Kraft. Die neue Anordnung wurde am 22. Oktober veröffentlicht und gilt mit sofortiger Wirkung landesweit.
Rechtsgrundlage, Geltungsbereich und Sofortwirkung
Die Maßnahme wurde durch die Verordnung Nr. 3179/2568 des Innenministeriums bekannt gegeben. In einem weiteren Dokument wird abweichend die Nummer 2253/2568 genannt.
Beide Bezüge finden sich in den zugrunde liegenden Texten und betreffen inhaltlich denselben Widerruf der Juli-Regelung. Die Regierung stützt sich auf Abschnitt 17 des Glücksspielgesetzes B.E. 2478 aus dem Jahr 1935.
Diese Norm ermächtigt den zuständigen Minister, Glücksspiellizenzen zu widerrufen und Vorschriften bei Bedarf zu ändern. Mit dem Erlass werden alle bestehenden und künftigen Genehmigungen im Zusammenhang mit Poker und anderen Kartenspielen ausgesetzt.
Die Anordnung umfasst ausdrücklich Aktivitäten, die als Sport präsentiert werden. Die Regierung nennt Poker hierbei als Beispiel und untersagt zudem das als sportliche Aktivität betriebene traditionelle Kartenspiel Pai Phae. Das Innenministerium betont seine Linie eindeutig:
„Unter dieser Regierung wird keine Form des Glücksspiels unterstützt, sei es traditionell, digital oder als Sport getarnt.“
Null-Toleranz gegenüber Glücksspiel
Anutin Charnvirakul verknüpft den Kurswechsel mit einer breiteren Sozialpolitik gegen illegales Glücksspiel. Bereits am 29. September kündigte er im Parlament an, das Kabinett werde alle Formen des illegalen Glücksspiels bekämpfen und keine Legalisierungsinitiativen unterstützen.
Dazu zählen ausdrücklich auch Entertainment-Komplexe, die Glücksspiel beinhalten. In der Begründung verweist die Regierung auf die Gefahr sozialen und finanziellen Schadens. Ein begleitendes Statement spricht von konsequenter Umsetzung:
„Um sicherzustellen, dass alle Aktivitäten mit der nationalen Politik im Einklang stehen, haben wir alle Genehmigungen für Poker und Kartenspiele mit sofortiger Wirkung ausgesetzt.“
Politische Hintergründe und Zeitleiste
Die Kehrtwende folgt auf mehrere Wochen politischer Turbulenzen. Nach dem Austritt der Bhumjaithai-Partei aus der Pheu-Thai-geführten Koalition übernahm Anutin erneut das Innenressort und wurde am 29. September zum Premierminister gewählt.
Die aufgehobene Juli-Verordnung stammte von Phumtham Wechayachai, der das Innenministerium nach dem Koalitionsbruch kurzfristig geführt hatte. Sein Erlass vom 30. Juli 2025 hob das seit 67 Jahren bestehende Pokerverbot teilweise auf und sollte internationale Turniere unter kontrollierten Bedingungen ermöglichen.
Der Zeitpunkt geriet umgehend in die Kritik. Oppositionspolitiker und Vertreter der Bhumjaithai-Partei verwiesen darauf, dass unmittelbar nach Inkrafttreten bereits ein großes Pokerturnier stattfand.
Der Abgeordnete Korrawee Prissananantakul sprach von externem Druck und warnte, überstürzte Änderungen ohne öffentliche Konsultation könnten das Vertrauen der Bevölkerung untergraben.
In die gleiche Richtung zielten Berichte, die einen Zusammenhang zwischen der Legalisierung und Lobbyaktivitäten der RF Club Co. Ltd. ziehen. Vertreter des Unternehmens sollen sich im Vorfeld mit dem Tourismus- und Sportminister getroffen und eine Texas-Hold’em-Demonstration angeregt haben.
Sportargument entkräftet: Poker bleibt Glücksspiel
Die Sports Authority of Thailand hatte im Sommer Poker offiziell als Sport anerkannt. Zur Begründung hieß es, Poker sei ein Geschicklichkeitsspiel, das mentales Rechnen, strategische Planung und psychologische Einsichten erfordere. Dieser Ansatz sollte als Hebel dienen, um Pokerturniere als sportliche Wettbewerbe zu regulieren.
Die neue Regierung lehnt diese Differenzierung ab. Sie macht klar, dass es keine Unterscheidung zwischen Sport und Glücksspiel geben soll, wenn Geldeinsätze im Spiel sind. In der Folge werden auch als Sport deklarierte Formate untersagt.
Anutin unterstrich diese Haltung bereits im September und stellte in der aktuellen Anordnung erneut klar, dass der Staat keinerlei Aktivitäten im Zusammenhang mit Glücksspiel unterstützen werde.
Auswirkungen auf Turniere, Lizenzen und Veranstalter
Mit dem Widerruf endet das Vorhaben, nationale und internationale Pokerturniere nach Thailand zu holen. Die Hoffnungen konzentrierten sich unter anderem auf Veranstaltungen der World Poker Tour.
Genannt wurde die WPT Prime Thailand, die für den Zeitraum vom 30. Juli bis 5. August 2025 geplant war und Hunderte Spieler und Besucher anziehen sollte. Bereits kurz nach der Juli-Freigabe machte die World Poker Tour mit einem Prime Event Station in Thailand.
Der neue Erlass setzt dieser Entwicklung ein abruptes Ende und blockiert bestehende sowie künftige Lizenzen. Das Innenministerium verweist darauf, dass selbst als Freundschaftsspiele getarnte Pokerabende unter die neue Richtlinie fallen können.
In den Texten heißt es zudem, dass die Polizei ihr Vorgehen gegen illegale Pokerclubs und Online-Netzwerke verstärkt hat. Genannt werden Einsätze in Bangkok, Phuket und Pattaya.
Folgen für Glücksspielpläne und Tourismus
Die Ankündigung fügt sich in eine breit angelegte Anti-Glücksspiel-Kampagne. Pläne zur Legalisierung von Casino-Resorts sind vorerst vom Tisch. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde bereits im Juli zurückgezogen.
Die frühere Regierung hatte argumentiert, die Anerkennung von Poker als Sport könne den Sporttourismus stärken und die Attraktivität des Landes steigern. Diese Perspektive ist mit dem neuen Kurs obsolet.
Hotels und Gastronomie erwarteten zusätzliche Besucher. Diese Erwartungen werden durch das erneute Verbot deutlich gedämpft. Die Branche hatte zwischenzeitlich auf wirtschaftliche Impulse gehofft. Die Schätzungen für den illegalen Glücksspielmarkt belaufen sich auf rund 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Kommunikation und offene Punkte
Am Tag der Veröffentlichung leitete Anutin auch eine Sitzung der Königlich-Thailändischen Polizeikommission, in der weitere Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung besprochen wurden.
Ein Polizeisprecher soll die Ergebnisse zu gegebener Zeit mitteilen. In Bezug auf Berichte über einen möglichen Rücktritt von Paetongtarn Shinawatra als Vorsitzende der Pheu-Thai-Partei erklärte Anutin auf Nachfrage:
„Noch nicht. Wir sind seit dem Morgen in einer Sitzung.“
In den zugrunde liegenden Texten findet sich zugleich der Hinweis, dass ein Rücktritt am Mittwoch erfolgt sei. Der Widerspruch spiegelt die Dynamik der Lage und den engen zeitlichen Takt der Entscheidungen wider.
Unklar bleibt zudem die formale Nummerierung des Widerrufs, da sowohl die Verordnung Nr. 3179/2568 als auch 2253/2568 genannt wird. Inhaltlich ist der Kern eindeutig. Poker ist in Thailand erneut vollständig verboten und alle Lizenzen sind ausgesetzt.
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