Studie: Ungleiche Komorbidität bei Glücksspiel, Lootboxen und Alkohol

Laut einer neuen Studie unterscheiden sich klassische Glücksspiele und Lootboxen deutlich in ihrer jeweiligen Komorbidität mit Alkohol.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 03.09.2025

Studie: Ungleiche Komorbidität bei Glücksspiel, Lootboxen und Alkohol

Laut einer neuen Studie unterscheiden sich klassische Glücksspiele und Lootboxen deutlich in ihrer jeweiligen Komorbidität mit Alkohol.

Inhaltsverzeichnis

    Forscher aus Australien und Neuseeland haben in einer neuen Studie die Komorbidität und Korrelation zwischen Alkoholkonsum und Glücksspiel respektive Lootboxen untersucht. Entgegen den im Vorfeld aufgestellten Hypothesen unterscheiden sich Glücksspiele und Lootboxen stark hinsichtlich der Korrelation zu Alkohol. Insbesondere bei chronischem Alkoholkonsum sei kein Zusammenhang mit erhöhter Lootbox-Nutzung feststellbar.

    Keine Komorbidität bei exzessivem Alkohol und Lootboxen

    Studien zum Thema Glücksspiel und Lootboxen zielen oft darauf ab, die Gemeinsamkeiten beider Mechaniken und der damit zusammenhängenden menschlichen Verhaltensweisen herauszustellen. Auf dieser Grundlage wurden Lootboxen in mehreren Ländern bereits als Glücksspiel definiert und teilweise sogar verboten.

    Die am 31. August bei Nature Scientific Reports veröffentlichte Studie von East et al. hingegen zeigt nun deutliche Unterschiede bei ausgewählten Aspekten von Glücksspielen und Lootboxen auf. Demnach bestehe zwischen riskantem Glücksspielverhalten und Alkohol ein klarer Zusammenhang, deutlich weniger aber zwischen Alkohol und Lootboxen.

    Bei der Untersuchung handelte es sich dabei nicht um eine Präsenzuntersuchung, bei der Teilnehmende unter Alkoholeinfluss spielen sollten, sondern um eine allgemeine Umfrage zu ihrem gewöhnlichen Verhalten diesbezüglich. So hätten 82,9 % der befragten Gamer angegeben, grundsätzlich schon Alkohol konsumiert zu haben.

    44,2 % hingegen hätten erklärt, während des Gamings Alkohol zu konsumieren und 18,6 % hätten angegeben, unter Alkoholeinfluss Lootboxen gekauft zu haben.

    Akuter Alkoholkonsum verstärkt Glücksspiel und Lootbox-Käufe

    Beim Blick auf den allgemeinen, also chronischen Alkoholkonsum (gemessen über den AUDIT-Score), hätten die Forschenden keinen Zusammenhang zu Ausgaben für Lootboxen gefunden. Der Korrelationswert liege praktisch bei null (rs = –0,01) und auch das Bayes-Modell zeige mit BF+0 = 0,09 eine starke Evidenz dafür, dass hier kein Effekt vorliege.

    Selbst beim riskanteren Lootbox-Verhalten, gemessen über den Risky Loot Box Index, ergebe sich nur ein sehr schwacher Hinweis (rs = 0,15, BF+0 = 1,31). Die langfristigen Trinkgewohnheiten der Teilnehmenden ständen in keinem relevanten Zusammenhang mit dem Kauf oder riskanten Gebrauch von Lootboxen.

    Anders sehe es hingegen beim akuten Konsum aus, also beim Trinken direkt während des Spielens. Hier zeigten die Daten deutliche Zusammenhänge: Je häufiger Teilnehmende beim Gaming Alkohol tränken, desto mehr gäben sie auch für Lootboxen aus (rs = 0,17, BF+0 = 3,11).

    Für klassisches Glücksspiel sei durch andere Studien belegt, dass Alkoholkonsum mit riskanterem Verhalten verbunden sei. Trinken während des Spielens würde dort etwa mit höheren Einsätzen und schnellerer Geldentwertung in Zusammenhang gebracht, wobei individuelle Impulsivität diesen Effekt verstärken könne.

    Insgesamt zeige die Forschung also einen Bezug sowohl zu regelmäßigem als auch zu akutem Konsum, so die Autoren. Vor diesem Hintergrund sei der Befund der neuen Studie bemerkenswert: Bei Lootboxen zeige sich nur ein Zusammenhang mit akutem, nicht aber mit chronischem Alkoholkonsum.

    Hohe Korrelation zwischen Spielsucht und Lootboxen

    Ein besonders deutlicher Befund der Studie betrifft den Zusammenhang zwischen problematischem Glücksspielverhalten, gemessen am Problem Gambling Severity Index (PGSI), und Lootboxen. Hier hätten die Forschenden eine sehr starke Evidenz für eine positive Korrelation festgestellt.

    Sowohl bei den Ausgaben für Lootboxen (rs = 0,22, BF10 = 10,93) als auch beim riskanten Verhalten mit Lootboxen (rs = 0,35, BF10 = 18.364,78) hätten sich signifikante Zusammenhänge gezeigt.

    Damit bestätige die Untersuchung, was auch frühere Studien nahegelegt hätten: Personen mit ausgeprägteren Symptomen problematischen Glücksspiels investierten häufiger und riskanter in Lootboxen.

    Die Daten deuteten also auf eine stabile Überschneidung zwischen klassischem Glücksspielverhalten und der Nutzung von Lootbox-Mechaniken in Videospielen hin.

    Quellen: Nature Scientific Reports, National Library of Medicine

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