PKS 2024: Drastischer Anstieg des illegalen Glücksspiels

Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024: Drastischer Anstieg des illegalen Glücksspiels.

Sabine Löwenberger Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 07.04.2025

PKS 2024: Drastischer Anstieg des illegalen Glücksspiels

Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024: Drastischer Anstieg des illegalen Glücksspiels.

Inhaltsverzeichnis

    Illegales Glücksspiel auf Rekordhoch: PKS 2024 zeigt dramatischen Anstieg – Automatenwirtschaft fordert Umdenken

    Die am 2. April 2025 vorgestellte Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024 dokumentiert einen besorgniserregenden Anstieg unerlaubten Glücksspiels in Deutschland. Mit 6.247 erfassten Fällen wurde ein neuer Höchststand erreicht – das entspricht einer Zunahme um 18,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch alarmierender ist die langfristige Entwicklung: Seit dem Jahr 2020 haben sich die Fallzahlen um mehr als das Achtfache, seit 2017 sogar um das Zwölffache erhöht.

    Automatenwirtschaft kritisiert Regulierungsversagen

    Laut Statistik stieg die Zahl der erfassten Fälle von 504 im Jahr 2017 über 5.281 im Jahr 2023 auf nunmehr 6.247 im Jahr 2024. Die Aufklärungsquote liegt dabei mit 98,1 Prozent (6.128 Fälle) weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.

    Die Deutsche Automatenwirtschaft e.V. (DAW) sieht in den steigenden Zahlen ein klares Warnsignal an die Politik. Vorstandssprecher Georg Stecker macht deutlich:

    „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Wenn es kein ausreichendes und zeitgemäßes, legales Angebot gibt, weichen die Menschen in den illegalen Markt aus. Die Politik darf diese Realität nicht ignorieren.“

    Stecker fordert ein grundsätzliches Umdenken in der Regulierungspolitik. Die derzeitige Praxis, legale Spielhallen zu schließen oder das regulierte Angebot einzuschränken, führe nicht zu weniger Glücksspiel, sondern verstärke den Trend zur Verlagerung in illegale Strukturen. Dies habe schwerwiegende Konsequenzen:

    • Fehlender Jugend- und Verbraucherschutz
    • Wegfall von Steuereinnahmen
    • Finanzierung krimineller Organisationen

    Stecker betont:

    „Wer dem Schwarzmarkt keinen Raum lassen will, muss ein attraktives legales Angebot ermöglichen.“ 

    Die Automatenwirtschaft fordert daher eine Regulierung, die sich an den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie am Ziel eines funktionierenden, sicheren Marktes orientiert.

    Strafverfolgung auf dem Vormarsch – Rechtslage oft unklar

    Die steigenden Fallzahlen spiegeln sich auch in der Zunahme strafrechtlicher Ermittlungsverfahren wider. Rechtsanwälte berichten von immer mehr Verfahren, in denen auch kleinste Einsätze, private Spielrunden oder Online-Plattformen mit rechtlich unsicherem Status strafrechtlich verfolgt werden.

    Trotz der Reform des Glücksspielstaatsvertrags bleibt vielen Angeboten im digitalen Raum der legale Status unklar. Immer wieder geraten Personen ins Visier der Ermittlungsbehörden, ohne dass Vorsatz oder kriminelle Energie nachgewiesen werden kann.

    Die strafrechtlichen Folgen sind erheblich:

    • § 284 StGB: Veranstalten/Vermitteln von unerlaubtem Glücksspiel – Geld- oder Freiheitsstrafe
    • § 285 StGB: Teilnahme an unerlaubtem Glücksspiel – ebenfalls strafbar
    • Mögliche Maßnahmen: Hausdurchsuchungen, Kontosperrungen, Haftbefehle

    Rückgang bei Diebstählen und Raubüberfällen auf Spielhallen

    Im Gegensatz zum illegalen Glücksspiel verzeichnen andere Deliktsbereiche rückläufige Zahlen. Diebstähle von und aus Automaten gingen im Jahr 2024 zurück. Insgesamt wurden 11.041 Fälle registriert, davon 9.976 Fälle schwerer Diebstahl (Rückgang um 239 Fälle gegenüber 2023) und 1.065 einfacher Diebstahl (Anstieg um 54 Fälle).

    Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ergibt sich ein deutlicher Rückgang der Fallzahlen um 13,5 Prozent (1.728 Fälle weniger). Die Aufklärungsquote liegt bei:

    • 39,0 Prozent beim einfachen Diebstahl (2023: 30,9 %)
    • 19,8 Prozent beim schweren Diebstahl (2023: 20,1 %)

    Auch Raubüberfälle auf Spielhallen setzen ihren langfristigen Abwärtstrend fort:
    2024 wurden 126 Fälle gemeldet – ein Rückgang um knapp ein Drittel gegenüber 2023. Seit 2017 (591 Fälle) hat sich die Zahl damit um fast 80 Prozent reduziert.

    Gesamtlage der Kriminalität: Rückgang bei Straftaten, Anstieg bei Gewalt

    Die PKS 2024 weist 5.837.445 registrierte Straftaten in Deutschland aus. Das entspricht einem Rückgang von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang ist vor allem auf weniger Rauschgiftdelikte zurückzuführen, was mit der Teillegalisierung von Cannabis seit dem 1. April 2024 erklärt wird.

    Ein Vergleich mit dem Jahr 2019 – dem letzten ohne Corona-Einschränkungen – zeigt jedoch einen Anstieg der Straftaten um 7,4 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt mit 58 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert (58,4 Prozent).

    Das Bundeskriminalamt (BKA) hebt in seiner Bewertung zudem eine Zunahme der Gewaltkriminalität hervor. Die Ursachen für diese Entwicklungen seien aus der Statistik nicht ableitbar und in den Bundesländern sehr unterschiedlich (heterogen).

    Schwarzmarkt im Aufwind – Regulierungsansätze gefordert

    Die aktuellen Zahlen zeigen unmissverständlich: Der illegale Glücksspielmarkt wächst und wird zunehmend zu einem Sicherheits- und Ordnungsproblem. Die Automatenwirtschaft warnt vor einer rein repressiven Politik und mahnt einen Kurswechsel hin zu konsumentenorientierter, legaler Regulierung an.

    Es brauche neben konsequentem Vollzug vor allem ein nachfragegerechtes, legales Spielangebot, erklärte Stecker abschließend. Nur so lasse sich der Schwarzmarkt wirksam eindämmen.

    Quellen:

    Bundeskriminalamt (BKA)

    Die Deutsche Automatenwirtschaft

    Bildquelle:

    Die Deutsche Automatenwirtschaft

    Weitere relevante News

    Suchtprävention und Beratung

    Wenn aus dem Spiel Ernst wird: Aktuellen Studien zufolge liegt die Zahl der Personen, die Suchtverhalten beim Glücksspiel aufweisen, zwischen 134.000 und 416.000. Spielteilnahme erst ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Infos und Hilfe unter www.bzga.de.

    Weitere relevante Ratgeber