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Österreich: Deutliche Steuererhöhungen für Lotterien, Online-Angebote und Automaten
Mit dem neuen Konsolidierungspaket, das die österreichische Bundesregierung am 2. Mai 2025 vorgestellt hat, rückt die Glücksspielbranche ins Zentrum der steuerpolitischen Maßnahmen. Das Gesetzespaket ist Teil eines umfassenden Budgetsanierungskurses, der bis 2026 ein Konsolidierungsvolumen von insgesamt 15,1 Milliarden Euro erreichen soll – 6,4 Milliarden im Jahr 2025, weitere 8,7 Milliarden im Jahr 2026.
Glücksspielabgaben steigen auf breiter Front
Besonders betroffen: Lotterien, Online-Glücksspiele sowie Automatenbetreiber. Die Steuerlast für diese Unternehmen wird spürbar angehoben – ein Schritt, der sowohl neue Einnahmen für den Staat bringen als auch die gesellschaftliche Verantwortung der Glücksspielanbieter unterstreichen soll.
In gleich mehreren Bereichen erhöht die Regierung die Abgaben für Glücksspielanbieter drastisch:
- Die Glücksspielabgabe für klassische Lotterien wird von 16 % auf 17,5 % angehoben.
- Die Konzessions- und Glücksspielabgabe für elektronische Lotterien, also Online-Glücksspielangebote, steigt von 40 % auf 45 % – ein satter Zuwachs um fünf Prozentpunkte.
- Die Glücksspielabgaben für Landesausspielungen mit Glücksspielautomaten sowie für Videolotterie-Terminals erhöhen sich von 10 % auf 11 %.
- Auch die Zuschlagsabgaben der Bundesländer werden um 1,5 Prozentpunkte auf 16,5 % angehoben.
- Zusätzlich wird eine neue Abgabe auf den Verwaltungskostenbeitrag für Lotterien eingeführt – in Höhe von 7,5 %.
Diese Maßnahmen stellen eine der umfassendsten steuerlichen Neuregulierungen im Glücksspielbereich der letzten Jahre dar.
Regierung verteidigt Kurs: "Steuergerechtigkeit ohne Konjunkturschaden"
Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) rechtfertigte die Belastung der Glücksspielbranche als Teil eines gesamtgesellschaftlich gerechten Sanierungsbeitrags:
„Mit den nun in Begutachtung gesendeten Maßnahmen wird die Steuergerechtigkeit gefördert, ohne die Konjunktur zu schwächen.“
Zugleich betont die Regierung, dass man Entlastungen für andere Bevölkerungsgruppen eingeplant habe. Insbesondere Pendler sollen von der Steuerstrukturreform profitieren – unter anderem durch die Verdreifachung des Pendlereuros.
Kritik von Branchenvertretern und Opposition: "Steuerkeule gegen Glücksspieler"
Kritik lässt jedoch nicht lange auf sich warten. Zwar äußerten sich Vertreter der Glücksspielindustrie bislang nicht öffentlich, doch politische Gegner warfen der Regierung vor, selektiv und unverhältnismäßig zuzuschlagen.
In einer besonders scharf formulierten Analyse hieß es:
„Zocker werden gnadenlos abkassiert. Online-Glücksspielanbieter zahlen künftig 45 Prozent Konzessionsabgabe – das ist eine Steuerkeule, die es in sich hat.“
Die Grünen wiederum sehen die Erhöhungen im Glücksspielsektor als Teil eines unausgewogenen Pakets, das auf dem Rücken sozial Schwächerer ausgetragen wird – insbesondere da gleichzeitig auch der Klimabonus gestrichen und der Kinderabsetzbetrag nicht valorisiert wird.
Weitere steuerliche Maßnahmen mit indirekten Folgen für die Branche
Zusätzlich zur Erhöhung der direkten Glücksspielabgaben führt das Steuerpaket weitere Maßnahmen ein, die zumindest mittelbar auch Glücksspielanbieter betreffen könnten:
- Die verpflichtende elektronische Zustellung über FinanzOnline gilt künftig auch für Kleinunternehmen – eine administrative Belastung, die besonders kleine Anbieter im Automatensegment betreffen dürfte.
- Die geplante Umwidmungsabgabe von 30 % auf Gewinne aus Grundstücksverkäufen nach Flächenumwidmung könnte sich auf Betreiber auswirken, die in Immobilienbesitz investieren oder Standorte veräußern wollen.
Glücksspiel bleibt im Fokus künftiger Regulierungen
Angesichts der massiven Erhöhung der Glücksspielabgaben scheint klar: Die Branche steht auch künftig im Fokus der Budget- und Steuerpolitik. Die aktuellen Maßnahmen zeigen den Willen der Regierung, in Bereichen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz und potenziell hohen Einnahmen anzusetzen.
Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) betonte, dass das Steuerpaket nur ein erster Schritt sei:
„Das Doppelbudget ist ein erster Meilenstein auf dem Weg zu einem ausgewogenen Budget, dem nachhaltig wirkende Reformen folgen werden.“
Für die Glücksspielanbieter bedeutet das: Die finanzpolitische Großwetterlage bleibt unbeständig – und die nächsten Reformen dürften nicht lange auf sich warten lassen.
Quellen:
Bundesministerium für Finanzen
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