Norwegen: Illegale Online-Glücksspiele bei Problemspielern im Vordergrund

Ein neuer Bericht der Hjelpelinjen zeigt: Online-Casinos aus dem Ausland stehen in Norwegen im Zentrum problematischen Spielverhaltens.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 24.06.2025

Norwegen: Illegale Online-Glücksspiele bei Problemspielern im Vordergrund

Ein neuer Bericht der Hjelpelinjen zeigt: Online-Casinos aus dem Ausland stehen in Norwegen im Zentrum problematischen Spielverhaltens.

Inhaltsverzeichnis

    Die norwegische Beratungsstelle Hjelpelinjen hat im Auftrag der Glücksspielaufsicht Lotteritilsynet ihre aktuelle Jahresstatistik für 2024 vorgelegt. Laut dem Bericht, der von der Organisation Blå Kors erstellt wurde, sei das Belastungsniveau durch Glücksspielprobleme weiterhin hoch. Insbesondere Online-Casinospiele stünden im Mittelpunkt der gemeldeten Suchtprobleme. Die Aufsichtsbehörde erklärte, man sehe hierin eine besorgniserregende Entwicklung und verwies auf die zunehmende Rolle ausländischer Anbieter.

    Riskante Glücksspiel-Aktivitäten außerhalb des Monopols

    Insgesamt seien im Jahr 2024 bei der Hjelpelinjen 836 Anfragen per Telefon oder Chat eingegangen. Zwar sei diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben, der Handlungsbedarf bleibe aus Sicht der Behörde jedoch hoch.

    Nach Angaben der Hjelpelinjen betrafen rund zwei Drittel aller gemeldeten Fälle Probleme mit Online-Casinospielen. In den Erstkontakten seien diese in 64 % der Fälle als Hauptursache genannt worden. 

    Besonders auffällig sei, dass in 58 % der Gespräche ausschließlich ausländische Anbieter als Quelle des Problems genannt worden seien. Weitere 25 % der Betroffenen hätten von einer Kombination aus in- und ausländischen Angeboten berichtet. Lediglich in 8 % der Fälle sei das staatliche Angebot von Norsk Tipping allein genannt worden.

    Auch bei Sportwetten seien ausländische Plattformen stark vertreten, heißt es im Bericht weiter. In 29 % der Fälle sei ausschließlich auf nicht-regulierte Anbieter verwiesen worden, während in weiteren 49 % eine Mischung aus in- und ausländischem Angebot genannt worden sei. 

    Probleme mit Poker seien bei 4 % der Kontakte Thema gewesen; fast 60 % davon hätten sich auf Online-Poker bezogen. Insgesamt zeige sich damit ein weiterhin stark von Online-Angeboten geprägtes Bild des Suchtgeschehens, so die Einschätzung der Hjelpelinjen.

    Die Altersstruktur der Betroffenen sei laut Statistik relativ konstant geblieben. Das Durchschnittsalter bei Glücksspielproblemen habe bei 32 Jahren gelegen. 35 % der Erstkontakte hätten Spieler unter 25 Jahren betroffen. In 88 % der Gespräche seien Männer als betroffene Spieler genannt worden.

    Behörde besorgt über psychische Belastung und finanzielle Schäden

    Als besonders alarmierend wertet die Hjelpelinjen die gesundheitlichen und finanziellen Konsequenzen, die von den Betroffenen selbst geschildert wurden. So hätten 72 % der Erstkontakte berichtet, unter psychischen Problemen wie Angst oder Depressionen zu leiden. 9 % hätten sogar von Suizidgedanken oder -versuchen im Zusammenhang mit ihrem Spielverhalten gesprochen.

    Auch die finanziellen Folgen seien gravierend. Den Angaben zufolge hätten 47 % der Spieler, die dazu Angaben machten, in den vier Wochen vor dem Kontakt mindestens 10.000 norwegische Kronen (rund 850 Euro) verloren. 35 % hätten Verluste von über 20.000 Kronen gemeldet.

    Die Situation bei den Schulden stelle sich ähnlich dramatisch dar: 37 % der Betroffenen hätten von Glücksspielschulden in Höhe von 100.000 Kronen oder mehr berichtet. In 11 % der Fälle hätten die Schulden sogar über eine halbe Million Kronen betragen.

    Zur Finanzierung ihrer Spielaktivitäten hätten rund 64 % der Befragten angegeben, sich Geld geliehen zu haben. In 4 % der Fälle sei es laut Hjelpelinjen sogar zu illegalen Handlungen gekommen, um das Suchtverhalten zu finanzieren. Nach Einschätzung der Behörde zeige dies die große Belastung, die Glücksspielprobleme für die Betroffenen und deren Umfeld darstellten.

    Quellen: Lotteri- og stiftelsestilsynet, Hjelpelinjen

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