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Die Niederlande planen eine weitere Verschärfung der Glücksspielgesetze. Im Fokus soll der Schutz von Minderjährigen und jungen Erwachsenen liegen, erklärt der Staatssekretär für Rechtsschutz, Teun Struycken, in einem am 14. Februar veröffentlichten Statement. Insbesondere solle die Altersgrenze zur Teilnahme an Online-Casinospielen von 18 auf 21 Jahre angehoben werden.
Wie die niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) ebenfalls am Freitag berichtete, hätten andere bereits umgesetzte Spieler- und Jugendschutz-Maßnahmen schon Wirkung gezeigt. Die Einsätze und Verluste junger Menschen im Online-Casino seien merklich zurückgegangen. Allerdings gingen auch die Umsätze der legalen Anbieter zurück, während die Kanalisierungsrate je nach Berechnung auf 50 % gesunken sei.
Online-Slots künftig erst ab 21 Jahren
Laut Staatssekretär Struycken biete der aktuelle gesetzliche Rahmen keinen ausreichenden Schutz für die Teilnehmer an Online-Glücksspielen. Er basiere auf einer „Vision" aus dem Jahr 2011, bei der es um Eigenverantwortlichkeit von Konsumenten und Anbietern gehe. Anstelle dieses liberalen Ansatzes bedürfe es jedoch einer Vision, die den Schutz vor den Risiken des Glücksspiels in den Fokus rückt.
Aktuelle Studien hätten gezeigt, dass insbesondere Jüngere durch die aktuelle Glücksspielregulierung nicht ausreichend geschützt würden. Es werde vernachlässigt, dass junge Menschen „sehr beeinflussbar” und entsprechend anfällig für die Risiken des Glücksspiels seien. Struycken führt aus:
„Der wichtigste Ansatzpunkt ist für mich der Schutz aller Bürgerinnen und Bürger vor glücksspielbedingten Schäden. [...] Es ist notwendig, alle Menschen zu schützen, insbesondere diejenigen, die noch nicht mit dem Glücksspiel in Berührung gekommen sind oder die mit dem Glücksspiel aufgehört haben. Dabei habe ich vor allem Minderjährige und junge Erwachsene im Blick.“
Die Regierung arbeite nun an einem neuen Gesetzesentwurf, der den Schutz junger Erwachsener stärker betone. Eine angedachte Maßnahme sei die Anhebung des Mindestalters zur Glücksspielteilnahme auf 21 Jahre. Das betreffe insbesondere die „hochriskanten” Glücksspiele wie Online-Casinospiele und Slots.
In der Zwischenzeit wolle die Regierung prüfen, ob auch die Werbevorschriften weiter angepasst werden könnten, um der Attraktivität des Online-Glücksspiels entgegenzuwirken. Allerdings müsse auch der Kampf gegen den illegalen Online-Glücksspiel-Markt vorangetrieben werden, so der Staatssekretär.
Maßnahmen als zweischneidiges Schwert
Wie der jüngste Bericht der Glücksspielbehörde KSA zeigt, ist die Evaluierung der aktuellen Glücksspielregulierung und damit einhergehenden Spielerschutzmaßnahmen komplex. Zum einen sei es gelungen, die Einsätze und Verluste junger Spielteilnehmer zu senken, zum anderen sei gleichzeitig eine Minderung der Kanalisierungsrate zu beobachten. Während das eine eine wünschenswerte Entwicklung sei, stelle das andere ein Problem dar.
Seit letztem Jahr müssen die Anbieter von Online-Glücksspielen ihre Kunden kontaktieren, wenn diese bestimmte Einzahlungslimits erreichen. Bei jungen Erwachsenen bis 24 Jahren liegt dieses Limit bei 150 €, bei älteren Erwachsenen bei 350 € pro Monat. Beide Altersgruppen dürfen zwar ihr Limit auf bis zu 300 respektive 700 € anheben, müssen dafür aber entsprechende Einkommensnachweise erbringen.
Seit Einführung dieser Maßnahmen sei der Anteil der jungen Erwachsenen, die ihr Limit erhöhen, von 12 % auf 2,8 % zurückgegangen. Bei älteren Erwachsenen erhöhten nur noch 3,8 % statt zuvor 9,7 % ihr Limit über die genannten Schwellenwerte. Infolge der gesunkenen Einzahlungslimits sei auch der Durchschnittsverlust pro Spielerkonto von 117 auf 83 € gesunken.
Pathologisches Glücksspiel zunehmend im Schwarzmarkt
Allerdings sei nach wie vor festzustellen, dass der Großteil der Spieler bei mehr als einem legalen Anbieter über ein Spielkonto verfügt. Die Limits hingegen sind anders als in Deutschland aber nicht anbieterübergreifend.
Insgesamt sei aber festzustellen, dass die Umsätze der legalen Anbieter seit Einführung der verschärften Limits um 10 % zurückgegangen seien. Laut der KSA liege das insbesondere daran, dass Vielspieler und problematische Spieler aufgrund der neuen Limits weniger bei den legalen Anbieter spielten.
Daraus müsse man gleichzeitig schlussfolgern, dass ausgerechnet Personen mit riskantem und pathologischem Spielverhalten in den Schwarzmarkt abwandern. Bezogen auf die Kanalisierung der Spieler in den legalen Markt komme man je nach Berechnungsmethode zu stark voneinander abweichenden zahlen.
Gemessen allein an der Gesamtzahl der Spieler liege die Kanalisierungsrate bei 91 %. Berechne und bewerte man den Kanalisierungserfolg allerdings an den Einsätzen die im legalen vs. illegalen Markt getätigt werden, komme man auf einen Wert von 50 bis maximal 60 %. Somit fließe noch immer bis zur Hälfte aller Spieleinsätze in den Schwarzmarkt, so die KSA.
Quellen: Regierung der Niederlande, Kansspelautoriteit
Bildquelle: Regierungs der Niederlande, Fotograf: Martijn Beekman