Illegale Casinos in den Niederlanden: Glücksspiel-CEOs berichten im Parlament

Im Rahmen der gestrigen Rundtischgespräche im niederländischen Parlament haben Glücksspiel-CEOs über Steuerbelastungen und die Gefahren durch illegale Online-Casinos gesprochen.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 20.03.2025

Illegale Casinos in den Niederlanden: Glücksspiel-CEOs berichten im Parlament

Im Rahmen der gestrigen Rundtischgespräche im niederländischen Parlament haben Glücksspiel-CEOs über Steuerbelastungen und die Gefahren durch illegale Online-Casinos gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

    Legale Glücksspielanbieter in den Niederlanden haben zunehmend mit der Konkurrenz durch illegale Marktteilnehmer zu kämpfen. Während sich der terrestrische Glücksspiel-Markt mit stetig steigenden Steuern konfrontiert sieht, verlieren die regulierten Online-Anbieter aufgrund der zunehmenden Werbung für illegale Casinos an Sichtbarkeit. 

    Zu diesen Themen hat sich das niederländische Abgeordnetenhaus (Tweede Kamer) am Mittwoch, dem 19. März 2025, mit Vertretern verschiedener Glücksspiel-Unternehmen, Suchtexperten und Statistikern zu „Rundtischgesprächen” zusammengesetzt.

    Google: 20 Mio. USD Einnahmen mit illegaler Glücksspiel-Werbung

    Ein zentrales Thema der Gespräche war Internetwerbung für illegale Online-Glücksspiel-Anbieter. Der CEO des legalen Online-Casinos Circus Casino, Frank Kastelijns, präsentierte hierzu eine Untersuchung des Verbands für Verandwortungsbewusste Affiliates (KVA), nach der allein Google jährlich 20 Mio. USD durch illegale Glücksspiel-Werbung erwirtschafte. 

    Die Zahlen aus dem Bericht seien bereits mit der Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit geteilt worden. Für ihre Studie habe die KVA die Werbeprofile von 85 Unternehmen untersucht, die via Google illegale Glücksspiel-Werbung schalten. Lediglich einer der Anbieter habe seinen Sitz in den Niederlanden. Ein Großteil stamme aus Indien, den USA, Polen oder der Ukraine. 

    Im Februar 2024 hätten diese 85 Anbieter insgesamt 1,6 Mio. USD für Google Ads ausgegeben, die sich gezielt an Personen in den Niederlanden gerichtet hätten. Auf das Jahr hochgerechnet müsse man also von 20 Mio. USD ausgehen.

    Payment-Provider-Daten zeigen Schwarzmarkt-Geldflüsse

    Die Werbeanstrengungen der illegalen Anbieter scheinen sich auszuzahlen. Bankauszüge von Spielern belegten, dass Einzahlungen in illegalen Online-Casinos problemlos möglich seien. Hierfür werde insbesondere der Payment-Provider iDEAL genutzt oder auch direkt Kryptowährungen auf einschlägigen Krypto-Casino-Plattformen. 

    Wie der CEO des ebenfalls legalen Online-Casinos Fair Play Casino, Michiel Nubé, im Rahmen der Veranstaltung erklärte, könnten viele Nutzer dabei gar nicht zwischen legalen und illegalen Angeboten unterscheiden. 

    Oft ahmten illegale Websites spezifische legale Anbieter mit Namen und Design nach. Dies sei gerade bei Google-Suchanfragen sehr problematisch. Oftmals würden Spielinteressierte über Google nach einem gezielten Online-Slot suchen und dann auf der ersten Ergebnisseite vorwiegend auf illegale Anbieter stoßen. 

    Darüber hinaus werde gezielt nach Begriffen wie „Spielen ohne Limits” oder „Casino ohne Cruks” [Entspricht der OASIS-Spielersperre] gesucht. Diese Suchbegriffe machten sich der Schwarzmarkt und die mit ihm kooperierenden illegalen Affiliate-Plattformen wiederum zu eigen, um User auf ihre Websites zu locken. Anders als im legalen Markt gebe es in den illegalen Online-Casinos dann auch kein Einzahlungslimit.

    Hohe Steuern für Anbieter vermindern die Attraktivität

    Während die Geschäfte der illegalen Casinos boomten, hätten die legalen Anbieter - online wie terrestrisch - zunehmend mit wirtschaftlichen Belastungen zu kämpfen. Kastelijns berichtete, dass sein eigenes Unternehmen Im Jahr 2024 insgesamt 17 Mio. Euro Glücksspielsteuer abgeführt habe. 

    Das Nettoergebnis des Unternehmens habe sich dabei auf lediglich 500.000 € belaufen. Für das Jahr 2025 prognostizierte er einen weiteren Rückgang der Gewinne bei gleichzeitig weiterhin steigenden Kosten. 

    Auch die terrestrischen Glücksspiel-Anbieter hätten mit den stark steigenden Kosten und der Konkurrenz durch das Online-Geschäft zu kämpfen. Hierzu äußerten sich Vertreter von Holland Casino, JVH Gaming, der Nederlandse Loterij und der Postcode Loterij. 

    Nach der letzten Erhöhung der Glücksspielsteuer seien die Anbieter gezwungen gewesen, ihre Gewinnausschüttungen sowie ihre Abgaben zugunsten gemeinnütziger Organisationen zu verringern. JVH Gaming habe zudem mehrere Standorte schließen müssen und wenige in Spielerschutzmaßnahmen investieren können.

    Bonitätsprüfungen schrecken Spieler ab

    Zudem verlören die terrestrischen Spielstätten aufgrund der seit dem 1. Oktober vorgeschriebenen Bonitätsprüfungen zunehmend an Kundschaft. Wie Arjan Blok, der CEO der Nederlandse Loterij, erklärte, füllten nur 70 % der Kunden den Fragebogen zur eigenen Einkommenssituation aus, während nur drei von 100 Kunden darüber hinaus gewillt sein, tatsächliche Einkommensnachweise zu erbringen. 

    Und zu guter Letzt sähen sich die landbasierten Casinos und Spielhallen auch gegenüber den legalen Online-Anbietern benachteiligt. So gelte noch immer die Glückspielverordnung aus dem Jahr 2000, gemäß der das Einsatzlimit pro Spiel bei 0,20 € und das Verlustlimit pro Stunde bei 40 € liege. Dies sollte mindestens an die Vorgaben für das Online-Glücksspiel angepasst werden, so Eric Olders, CEO von Jack’s Casino. 

    Quellen: Tweede Kamer, Aufzeichnung Rondetafelgesprek Kansspel

    (Bild: Screenshot der Aufzeichnung der Sitzung)

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