Niederlande: Glücksspielbehörde bemängelt Bonitätsprüfungen

Die legalen Glücksspiel-Anbieter der Niederlande legen die gesetzlich vorgeschriebenen Spielerschutz-Maßnahmen laut KSA unterschiedlich aus.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 05.02.2025

Niederlande: Glücksspielbehörde bemängelt Bonitätsprüfungen

Die legalen Glücksspiel-Anbieter der Niederlande legen die gesetzlich vorgeschriebenen Spielerschutz-Maßnahmen laut KSA unterschiedlich aus.

Inhaltsverzeichnis

    Wer in den Niederlanden Online-Glücksspiele spielt, muss ab bestimmten Einzahlungsbeträgen die eigene Bonität nachweisen. Die niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) hat nun geprüft, ob und wie die Glücksspiel-Anbieter ihrer Pflicht zur Überprüfung der Bonität nachkommen. 

    In der Praxis hätten sich dabei starke Unterschiede innerhalb der Branche gezeigt. In ihrer Meldung vom Dienstag stellt die Behörde daher klar, welche der beobachteten Praktiken in diesem Kontext zulässig und sinnvoll seien und welche hingegen nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprächen.

    Strikte Limits und Prüfungen bei jungen Erwachsenen

    Seit dem 1. Oktober 2024 sind die legalen Online-Glücksspiel-Anbieter der Niederlande dazu verpflichtet, die Bonität ihrer Spielerinnen und Spieler zu prüfen, sofern gewisse Schwellenwerte bei monatlichen Einzahlungen erreicht werden. Allgemein gilt, dass eine Prüfung dann wird, wenn ein Kunde versucht, innerhalb eines Monats mehr als 700 € einzuzahlen. 

    Für Personen unter 24 Jahren gilt hingegen ein strikteres Limit von 300 € pro Monat. Um über diese Summen hinaus Einzahlungen zu tätigen, müssen Spielerinnen und Spieler entsprechende Bonitätsnachweise liefern. Entsprechende Nachweise müssten objektiv messbare Zahlen und Fakten enthalten, betont die KSA.

    Einige Anbieter hätten diesbezüglich zu viel Spielraum eingeräumt und nicht ausschließlich auf die real verfügbaren Geldbeträge der Spielerinnen und Spieler geachtet. Beispiele für unangemessene Bonitätsnachweise seien Kredite, Steuerrückzahlungen oder fest angelegtes Geld. 

    Andere Lizenznehmer hingegen hätten durch besonders weitreichende Spieler- und Jugendschutzmaßnahmen im Kontext mit Einzahlungen und Bonität besonders positiv hervorgestochen. Beispielsweise gebe es Online-Casinos, die bei jungen Spielern auch trotz Bonitätsnachweisen an niedrigen Monatsliits  festhielten.

    KSA veröffentlicht Dos und Don’ts

    Um ihren Lizenznehmern klare Richtlinien zu präsentieren, was genau sich als Bonitätsnachweis eigne und was nicht, hat die Behörde nun sogenannte „Good Practices" und „Bad Practices" veröffentlicht. Die herausgearbeiteten Punkte basierten darauf, was die KSA bei der Überprüfung der Anbieter in der Praxis beobachtet habe.

    Zu den lobenswerten Maßnahmen (Good Practices) gehörten dabei die folgenden Punkte:

    • Junge Erwachsene unter 24 Jahren werden geschützt, indem Einzahlungslimits grundsätzlich nicht erhöht werden.
    • Anbieter verweigern grundsätzlich eine Erhöhung der angedachten Einzahlungslimits unabhängig von der Altersgruppe.
    • Für Spieler mit nachweislich geringem Einkommen werden die Einzahlungslimits weiter nach unten gesetzt.
    • Zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Monatslimits gibt es wöchentliche und tägliche Einzahlungslimits.
    • Barvermögen wird nur minimal (5 %) bei der Berechnung der allgemeinen Bonität berücksichtigt, was gleichzeitig eine Präventionsmaßnahme gegen Geldwäsche darstellt.
    • Alle Bonitätsprüfungen werden ordnungsgemäß dokumentiert, damit die KSA diese nachvollziehen kann.

    Gleichzeitig habe die KSA mehrere Nachlässigkeiten inklusive vermeintlicher Spielerschutzmaßnahmen festgestellt, die sich nicht eigneten und damit als „Bad Practices" gälten:

    • Einige Anbieter hätten keine objektiven Bonitätsnachweise eingefordert, sondern sich lediglich auf verbale Zusicherungen ausreichender Bonität der Spieler verlassen.
    • Die gesetzliche Vorgabe, dass Spieler, die ihr Einzahlungslimit erreichen, für 30 Tage keine Bonusangebote erhalten dürfen, sei ignoriert worden.
    • Spieler hätten nach Erreichen des Einzahlungslimits weiterhin Einzahlungen tätigen können.
    • Bonitätsnachweise seien fehlerhaft ausgewertet worden, bspw. durch Fehler bei der Berechnung des Nettoeinkommens von Spielern oder der Verwechslung von Brutto- und Nettoeinkommen.
    • Nicht liquide Vermögenswerte wie Immobilieneigentum seien als Bonitätsnachweis akzeptiert worden.
    • Steuerfreibeträge, Leihgaben oder Kindergeld seien als verfügbares Einkommen angerechnet worden.

    Ob einzelne Anbieter wegen unzulänglicher Praktiven verwarnt oder bestraft werden, spezifiziert die Behörde nicht. Die neuerlich veröffentlichten Dos und Don’ts soillen indes jedoch von allen Lizenznehmern ernst genommen werden. 

    Quelle: Kansspelautoriteit

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