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Das Statistikamt der Niederlande (CBS) hat am Donnerstag Zahlen zu den Steuereinnahmen aus dem Glücksspielsektor veröffentlicht. Demnach habe die gesamte Branche im Jahr 2024 insgesamt 1 Mrd. € Steuern an den Staat gezahlt. Davon stammten ganze 400 Mio. € allein aus dem legalen Online-Glücksspiel.
Im Vergleich zu Deutschland ist der niederländische Online-Glücksspielmarkt gemessen an der Zahl der Konzessionsinhaber deutlich kleiner. Beide Länder haben das Online-Glücksspiel ungefähr zeitgleich im Jahr 2021 legalisiert (Juli respektive Oktober).
Ein Vergleich der Entwicklung der deutschen Glücksspiel-Steuereinnahmen mit denen unserer Nachbarn lässt daher interessante Überlegungen im Hinblick auf den Regulierungs- und Kanalisierungserfolg zu.
Die Nachbarmärkte im Vergleich
Das CBS präzisiert nicht, welchen Anteil an den 400 Mio. € Steuergeldern die Anbieter von Online-Sportwetten bzw. Online-Casinos jeweils haben. Zusammengerechnet gibt es aber Spielform-übergreifend insgesamt 30 Lizenzinhaber, von denen 27 mit aktiven Online-Glücksspiel-Plattformen verknüpft sind.
Die 400 Mio. € stammen also aus der Gesamtheit aller legalen Online-Sportwetten, Online-Slots, Online-Casinospielen und Online-Poker. Anders als in Deutschland dürfen die niederländischen Anbieter sowohl Slots als auch Online-Casinospiele anbieten.
In Deutschland hingegen gibt es zusammengerechnet 73 aktive Online-Anbieter von Online-Slots (37), Online-Casino (1), Online-Poker (5) und Online-Sportwetten (30). Diese haben laut Bundesfinanzministerium im Jahr 2024 zusammen 672,2 Mio. € Steuerabgaben geleistet. Insgesamt kamen 2024 rund 2,49 Mrd. € Rennwett- und Lotteriesteuer zusammen.
Der Online-Markt in Deutschland hat also insgesamt einen deutlich niedrigeren Anteil an den Gesamt-Steuereinnahmen als der in den Niederlanden. Im Durchschnitt haben die niederländischen Anbieter heruntergerechnet zudem gut 60 % mehr Steuern gezahlt als ihre deutschen Kollegen.
Unterschiedliche Besteuerungsgrundlagen
Allein daraus lassen sich allerdings noch keine Rückschlüsse auf den tatsächlichen wirtschaftlichen Erfolg der Branche oder auf die Kanalisierungsquote im jeweiligen Land ziehen. In Sachen Besteuerung hat sich Deutschland nämlich für einen wortwörtlich unvergleichbaren Weg entschieden, indem die Spieleinsätze mit 5,3 % versteuert werden.
In allen anderen Ländern inklusive der Niederlande hingegen werden die Bruttospielerträge, also die Differenz zwischen den Einsätzen der Spieler und den ausgezahlten Gewinnen, besteuert.
2024 lag der Steuersatz in den Niederlanden bei 30,5 %. Zum 1. Januar 2025 wurde dieser auf 34,2 % angehoben, mit einer weiteren geplanten Anhebung auf 37,8 % für das Jahr 2026.
Trend in den Niederlanden klar ansteigend
Was jedoch unabhängig von allen Steuersätzen und der Anzahl der Konzessionsinhaber eine Vergleichbarkeit ermöglicht, sind Trends. In den Niederlanden sind die Glücksspiel-Steuereinnahmen seit der Legalisierung des Online-Glücksspiels Jahr für Jahr angestiegen.
In Deutschland hingegen sinken die Steuereinnahmen, insbesondere im Bereich des virtuellen Automatenspiels, zum teil deutlich ab. Seit 2021 haben sich die Steuerabgaben der Glücksspielbranche in den Niederlanden mehr als verdreifacht, von 343 Mio. € 2021 auf 1 Mrd. € 2024.
Gleichzeitig haben sich die Steuerzahlungen der Online-Glücksspielanbieter seit 2022, ihrem ersten vollständigen Arbeitsjahr, verdoppelt. Hierzulande unterlagen die Gesamteinnahmen aus der Rennwett- und Lotteriesteuer im gleichen Zeitraum leichten Schwankungen ohne klaren Trend.
Beim Online-Glücksspiel jedoch driftet die Entwicklung der beiden Länder weit auseinander. In Deutschland haben sich die Steuereinnahmen aus dem virtuellen Automatenspiel im Vergleichszeitraum 2022 bis 2024 tatsächlich halbiert. Sportwetten und Poker blieben relativ stabil.
Daraus ergeben sich die üblichen Fragen, mit denen sich die Deutschen Glücksspiel-Verbände und Behörden beschäftigen: Wird in Deutschland schlicht immer weniger gespielt? Oder verlagert sich das Spiel zunehmend in den nicht legalen Markt?
Ob die Ende 2026 erwartete Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags hier eine klare Antwort liefern wird, bleibt abzuwarten.
Quelle: Centraal Bureau voor de Statistiek, Bundesfinanzministerium