Liechtensteiner Casinos erleiden 85 % Umsatzeinbruch

Die niederländische Glücksspielbehörde KSA hat die Daten ihrer Lizenznehmer hinsichtlich potenziell problematischen Spielverhaltens analysiert und ausgewertet.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 24.01.2025

Liechtensteiner Casinos erleiden 85 % Umsatzeinbruch

Die niederländische Glücksspielbehörde KSA hat die Daten ihrer Lizenznehmer hinsichtlich potenziell problematischen Spielverhaltens analysiert und ausgewertet.

Inhaltsverzeichnis

    Die Casinos in Liechtenstein sehen sich wirtschaftlich gesehen praktisch vor dem Aus. Seit Januar sollen die sechs noch verbleibenden Spielbanken einen Umsatzeinbruch von 85 % erlitten haben, berichtete Radio Liechtenstein am Donnerstag. Grund dafür sei das am 7. Januar in Kraft getretene Abkommen mit der Schweiz, nach dem beide Länder ihre Spielersperrlisten miteinander verknüpfen mussten.

    Ein indirektes Casino-Verbot

    Der vor wenigen Jahren noch befürchtete Liechtensteiner „Casino-Boom” scheint ein jähes Ende zu nehmen. Nachdem bereits drei der erst seit 2017 insgesamt neun eröffneten Casino mittlerweile geschlossen wurden, sehen sich auch die restlichen Spielbanken nicht mehr in der Lage, weiter zu wirtschaften. 

    Die Regierung habe zahlreiche Maßnahmen beschlossen und umgesetzt, die das Geschäft der Casinos erschwert hätten und nun gänzlich zerstören. Die internationalen Spielersperren seien nun der Trotzdem, der das Fass zum Überlaufen bringe. 

    Zwar habe die Branche durchaus mit wirtschaftlichen Folgen des Abkommens gerechnet, diese seien nun aber deutlich schlimmer als befürchtet. Vom Liechtensteiner Casinoverband heißt es hierzu: 

    Obwohl sich die Branche auf einen BSE [Bruttospielerträge]-Rückgang im Rahmen der von der Regierung erwarteten 30 Prozent eingestellt hat, ist innerhalb der ersten zwei Wochen mit einem Minus von bis zu 85 Prozent des Bruttospielertrages das absolute Worst Case Szenario eingetreten.

    Der landbasierten Casino-Branche in Liechtenstein werde damit jedwede geschäftsgrundlage entzogen. Dies komme praktisch einem Casino-Verbot gleich, welches klar dem Volksentscheid entgegenstehe, auf Basis dessen die Casinos vor einigen Jahren legalisiert wurden, erklären Verbandspräsident Markus Kaufmann und Vizepräsident Philipp Nossek.

    Internationale Spielersperren inkonsequent umgesetzt

    Die Casinos und der Verband sprechen sich nicht pauschal gegen das Konzept internationaler Spielersperren aus, aber gegen die aktuelle praktische Anwendung, die ausschließlich eine Kooperation zwischen der Schweiz und Liechtenstein besteht. Es handle sich um eine offensichtliche Ungleichbehandlung mit gravierenden Konsequenzen. 

    So habe die Schweiz das Abkommen zwar mit seinem Nachbarn Liechtenstein, nicht aber mit Österreich oder Deutschland geschlossen. Gesperrte Spieler der Schweiz könnten damit zwar nicht mehr nach Liechtenstein ausweichen, dafür aber in die umliegenden Spielbanken in Konstanz, Lindau oder Bregenz. Damit werde das Spielerschutzziel ohnehin verfehlt und lediglich Liechtenstein benachteiligt. 

    Zudem sei unlogisch, dass die Schweiz gleichzeitig eine deutlich liberalere Glücksspiel-Landschaft biete, in der bspw. kein festes Verhältnis von Spielautomaten zu Spieltischen existiere und die Casinos über eine Zusatzkonzession für Online-Glücksspiele verfügen dürfen.

    Obendrauf komme der absurde Umstand, dass Werbung für Schweizer Casinos in Liechtenstein legal sei, umgekehrt aber nicht.

    Appell an die Politik: Steuereinnahmen und Arbeitsplätze retten

    Die Regierung habe selbst klargestellt, die Rahmenbedingungen für die Existenz der Casinos zu erschweren. Sollte nun keine Kehrtwende folgen, besiegele dies das Aus der Spielbanken. 

    In der Konsequenz müsse Liechtenstein auf mehr als 50 Mio. CHF Steuereinnahmen verzichten und den Verlust von mehr als 400 festen Arbeitsplätzen hinnehmen. Aktuell beschäftigten die Casinos 615 Angestellte. Unter den aktuellen Gesamtumständen könnten jedoch höchstens eine oder zwei Spielbanken noch eine Weile überleben. 

    Die Verbandsmitglieder forderten daher die dringende Etablierung fairer und nachhaltiger Rahmenbedingungen. Nur so könne auch der erhebliche volkswirtschaftliche Schaden abgewendet werden. 

    Quellen: Radio Liechtenstein, Liechtensteiner Casinoverband

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