Internationales Glücksspiel-Betrüger-Netzwerk zerschlagen

Ermittler haben ein europaweites Callcenter-Netzwerk aufgedeckt, das über Jahre hinweg mit erfundenen Lottogewinnen vor allem ältere Menschen in Deutschland betrogen haben soll.

Sonja Çeven Datum: Lesedauer: min.
zuletzt aktualisiert: 05.06.2025

Internationales Glücksspiel-Betrüger-Netzwerk zerschlagen

Ermittler haben ein europaweites Callcenter-Netzwerk aufgedeckt, das über Jahre hinweg mit erfundenen Lottogewinnen vor allem ältere Menschen in Deutschland betrogen haben soll.

Inhaltsverzeichnis

    Ein internationales Netzwerk von Callcenter-Betrügern ist Anfang Juni 2025 auf Ersuchen der deutschen Behörden zerschlagen worden. Koordiniert durch Eurojust und mit operativer Unterstützung von Europol durchsuchten Einsatzkräfte in fünf Ländern mehr als 35 Objekte, wobei es zu drei Verhaftungen gekommen sei. 

    Die Betrüger sollen seit mindestens zehn Jahren insbesondere ältere Menschen in Deutschland mit fingierten Lottogewinnen und erfundenen Zahlungsaufforderungen getäuscht haben. Der entstandene Schaden belaufe sich laut Ermittlern auf mindestens acht Millionen Euro.

    Jahrzehntelange Betrugsmasche mit fingierten Lottogewinnen

    Die Tatverdächtigen sollen ein professionell organisiertes Netzwerk von Callcentern betrieben haben. Von dort aus hätten sie sich telefonisch an deutsche Staatsbürger gewandt und sich unter anderem als Bankangestellte oder Polizeibeamte ausgegeben. In den Gesprächen sei behauptet worden, die Angerufenen hätten bei einer Lotterie gewonnen oder an einem Gewinnspiel teilgenommen – obwohl keine tatsächliche Teilnahme vorgelegen habe.

    Um den angeblichen Gewinn zu erhalten, seien die Betroffenen zur Überweisung von Gebühren gedrängt worden. Teilweise habe es sich um fingierte Kosten für die Kündigung nicht existierender Lotterieverträge gehandelt. Auch gefälschte Inkassoschreiben und Gerichtsbeschlüsse seien verschickt worden.

    Nach Angaben der Ermittlungsbehörden habe sich die Masche gezielt gegen ältere Menschen gerichtet. Viele Opfer hätten im Laufe der Zeit mehrere Zahlungen geleistet, zum Teil in vierstelliger Höhe. Insgesamt gehe man von rund 30.000 Einzelfällen aus.

    Die zentrale Figur des Netzwerks soll über Jahre hinweg mit zahlreichen Komplizen zusammengearbeitet und dadurch eine länderübergreifende Struktur aufgebaut haben. Der Betrieb der Callcenter sei professionell und arbeitsteilig organisiert gewesen.

    Koordinierter Einsatz unter deutscher Leitung

    Die Ermittlungen seien unter Leitung der Staatsanwaltschaft Dresden und des Landeskriminalamts Sachsen geführt worden. Eurojust habe die justizielle Koordination übernommen, während Europol durch analytische Unterstützung, operative Planung und ein mobiles Büro zur Seite gestanden habe.

    Im Rahmen der Aktion seien über 35 Objekte durchsucht worden. Drei Tatverdächtige – zwei in Griechenland, einer in Österreich – seien festgenommen worden. Zudem seien zahlreiche Mobiltelefone und digitale Speichermedien sichergestellt worden.

    Eurojust habe außerdem bei der Vollstreckung Europäischer Haftbefehle, Ermittlungsanordnungen und Kontenfrierungen unterstützt. Auch die Behörden in Österreich, Tschechien, Griechenland und der Slowakei seien an den Maßnahmen beteiligt gewesen.

    Laut den Ermittlern bestehe zudem der Verdacht auf Geldwäsche in großem Umfang. Die strafrechtlichen Untersuchungen richteten sich derzeit gegen rund 170 weitere Personen.

    Quellen: Eurojust, Oiger

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